Es erschreckt mich manchmal, wenn ich die Aussagen von bestimmten Gegnern des Calvinismus auf YouTube höre oder sie in Blogs lese. Einige dieser Argumente sind wirklich ungehörig. Warum fühlen sich Menschen, die offensichtlich in der Bibel nicht zuhause sind, berufen, so viele falsche Dinge über biblischen Lehren zu sagen und andere Glaubensgeschwister zu diskreditieren? Als ob Calvinisten vom Teufel wären? Diese Menschen reden oder schreiben abfällig über Dinge, die sie nicht einmal verstanden haben und die für andere Christen in der Kirchengeschichte sehr kostbar waren. Ich denke zum Beispiel an C.H. Spurgeon, der viel über die Gnadenlehren geschrieben hat und ein echter Segen für viele war und immer noch ist!
Sehr oft werden von den Kritikern des Calvinismus sogenannte Strohmann-Argumente verwendet. Darüber will ich gerade in diesem Artikel schreiben. Strohmann-Argumente sind Scheinargumente, die auf einem Fehlschluss beruhen und deshalb keine Kraft haben. Man unterstellt dem Gegner Dinge, die er nicht gesagt hat oder man verzerrt absichtlich seine Positionen. Man nennt solche Argumente Strohmänner, weil sie den nicht-informierten Leser oder Zuhörer abschrecken sollen.
Ich möchte im Folgenden einige dieser Argumente nennen:
- Der Calvinismus ist eine gefährliche Bewegung, die in Amerika bereits große Schaden angerichtet hat.
Es gibt tatsächlich eine Bewegung in Amerika, die man „Neucalvinismus“ nennt. Ihre Vertreter sind meistens relativ junge Gemeindegründer, Redner und Schreiber. Es sind Christen, die sich auf die Reformation des 16. Jahrhunderts berufen und auf Erweckungsprediger des 18. Jahrhunderts wie Jonathan Edwards. Ihre Heilslehre ist calvinistisch, aber nicht unbedingt ihre Frömmigkeit und ihr Gemeindeverständnis. Einige tragen z.B. Tee-Shirts mit der Hinschrift „I am proud to be a Calvinist!“. Ich verstehe sehr wohl die Menschen in Europa und Deutschland, die denken: Was soll das? Hat der Apostel Paulus nicht davor in seinem 1. Brief an die Korinther gewarnt? Nichtsdestotrotz wäre es verkehrt, zu sagen: diese Menschen stellen eine Gefahr dar und alle Calvinisten denken ähnlich wie sie. Es sind nicht wenige namhafte Calvinisten, die vor einem übertriebenen Stolz in diesem Milieu gewarnt haben. Neucalvinisten sind trotzdem heute unter denjenigen, die am meisten Gemeinden gründen und eine aktive Rolle in der Evangelisation spielen. So viel zum Thema: Calvinisten evangeliseren nicht, weil sie an die Prädestination glauben!
Im Deustchland sind dagegen Calvinisten relativ wenig vertreten und haben bei weitem nicht den Einfluss, den man ihnen zuschreibt. Das hat wohl historische Gründe.
- Calvinisten zeigen wenig Respekt vor anderen Meinungen
Wenn ich mir zahlreiche Internet-Beiträge über das Thema „Calvinismus“ anschaue, habe ich eher einen anderen Eindruck. Statistisch betrachtet, sind es meistens die Kritiker des Calvinismus, die wenig Respekt zeigen, abfällige Kommentare schreiben und sogar die Vertreter des Calvinismus als „Irrlehrer“ abstempeln.
- Calvinisten spalten Gemeinden
Wir haben wenig Statistiken über die Gründe, die dazu führen, dass Gemeinden sich spalten. Ich erkenne persönlich keine Absicht bei Calvinisten, existierende Gemeinden zu zerstören oder ihnen Mitglieder abzuwerben. Was wohl stimmt, ist, dass das Thema Calvinismus oft zu heftigen und unsachlichen Diskussionen führt. Es wäre besser, davon abzulassen oder zumindest respektvoll miteinander umzugehen.
- Calvinisten machen Menschen zu Marionetten
Calvinisten würden die Freiheit des Menschen leugnen und ihn nur zu einer Marionette machen. Das ist natürlich eine reine Karikatur. Kein seriöser Calvinist behauptet so etwas. Ich verweise auf meinen letzten Artikel zum Thema „Freier Wille“. Hingegen vertreten nicht wenige Gegner des Calvinismus humanistische Positionen, die im Laufe der Kirchengeschichte von fast allen Denominationen scharf verurteilt worden sind.
- Calvinisten stellen ein finsteres Bild von Gott dar
Gott wäre im Calvinismus für die Sünde verantwortlich und würde die Nicht-Erwählten in die Hölle schicken, ohne dass sie sich dagegen wehren können. Wer nicht erwählt ist, sagen sie, hat gar keine Chance, Gott zu finden, auch wenn er bemüht ist, ihn zu suchen. Das ist meinem Empfinden nach eine fiese Unterstellung, zumindest wenn sie von Theologen kommen, die genug über dieses Thema wissen. Sie zeigt, dass manche Kritiker sich sogar nicht scheuen, Unwahrheiten zu verbreiten.
Es wäre höchste Zeit, dass wir ernst nehmen, was Jakobus in seinem Brief schreibt:
Verleumdet einander nicht, ihr Brüder! Wer seinen Bruder verleumdet und seinen Bruder richtet, der verleumdet das Gesetz und richtet das Gesetz; wenn du aber das Gesetz richtest, so bist du nicht ein Täter, sondern ein Richter des Gesetzes. Jak. 4,11