Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet

Im Brief des Paulus an die Kolosser lesen wir folgende Verse:

Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus. So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen; leibhaftig aber ist es in Christus. Kolosser 2,15-17

Indem er die Forderungen des Gesetzes erfüllt hat, hat Christus die dämonischen Mächte entmachtet (Kol. 1,16; 2,10). Er hat diese finsteren Gewalten am Kreuz besiegt. Das Gesetz verurteilte uns, weil wir seine gerechten Forderungen nicht erfüllen konnten. Jetzt hat Christus das für uns getan. Aber es gibt noch mehr: Paulus spricht in Vers 14 von einem Schuldbrief, der auch gegen uns war, gerade weil wir versagt hatten. Es ist nämlich nicht so, dass diese Forderungen unverbindlich waren. Nein, es war unsere Pflicht, sie zu erfüllen. Christus hat diesen Schuldbrief ans Kreuz geheftet, sodass er keine Gültigkeit mehr hat. Er hat also zwei Dinge getan: das Gesetz gehalten und unsere Schuld bezahlt.

Die Konsequenz davon ist, dass wir nicht mehr an diesen Regeln gebunden sind, die das Gesetz aufgestellt hatte. Paulus erwähnt Dinge wie Speise und Trank oder Feiertage, Neumonde oder Sabbate. Diese Dinge waren Bestandteile des Zeremonialgesetzes. Keiner kann uns mehr wegen dieser Dinge verurteilen, weder Menschen noch unsichtbare Gewalten. Wir sind heute frei von diesen gesetzlichen Bestimmungen ( 3Mose 11; 3Mose 17; 5Mose 14). Gott verurteilt uns nicht, wenn wir glauben, wir dürfen alles essen (Röm. 14,2). Wir dürfen alles essen, weil Gott alle Speisen geschaffen hat, dass sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen (1.Tim. 4,3). Gott verurteilt uns auch nicht, wenn wir alle Tage für gleich halten (Röm. 14,5). Paulus betont im 1.Timotheusbrief, dass wir teuflischen Lehren anhängen (1.Tim. 1,4), wenn wir solche Verbote noch aufstellen, denn Christus musste deswegen sterben.

Wenn Paulus sagt, dass diese Regeln ein „Schatten des Zukünftigen“ waren, meint er nicht, dass sie sich noch in der Zukunft erfüllen sollen, sondern dass sie damals, im Alten Testament, auf Christus hingewiesen haben. Als das Gesetz noch galt, waren sie ein Schatten. Jetzt sind sie erfüllt worden. Die Realität ist in Christus, das heißt, diese Dinge symbolisierten etwas, was Christus durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung erfüllt hat.

Wenn jemand heute Christus nachfolgt, braucht er nicht einem „Schatten“ nachzufolgen.

3 Kommentare

  1. Ohne Zweifel kann man diese Stelle so wie Du interpretieren. Man bezieht sie dann auf Gesetze, die im Kern keine Moralgesetze (Feiertagsbestimmungen usw.) sind…

    Aber der Ausgangspunkt des Gedankens von Paulus scheint viel radikaler. Paulus spricht davon, dass Gott uns am Kreuz lebendig gemacht hat
    „und hat uns vergeben alle Sünden. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.“ (Kol 2)
    Hier geht es um moralische Sünden überhaupt, nicht nur um Feiertage usw. Die buchstäblichen Forderung des Gesetzes gegen die Sünde (z.B. 10 Gebote) waren viel elementarer als Feiertage, Opfervorschriften.
    Paulus scheint hier eher auf die alte jüdische Vorstellung einzugehen, das dämonische Mächte – der „Ankläger“ – das Moralgesetz benützen um die Brüder zu verurteilen. Wie es ja Jesus auch seinen Anklägern vorgeworfen hat, dass sie den Buchstaben des Gesetzes benützen, um ihn „legal“ umzubringen, zu verurteilen und den Geist der Gnade schmähen.

    • Christus hat das ganze Gesetz erfüllt (Zeremonial-, Moral- und Judizialgesetz). Wir sind uns einig, dass man an dieser Stelle das Gesetz nicht auseinanderdividieren kann. Paulus sagt dennoch nicht, dass niemand uns nicht richten darf, wenn wir den Nächsten nicht lieben, morden oder ehebrechen. Warum? Weil diese Gebote keine Schatten sind, sondern noch Gültigkeit haben. Wir wollen sie aber aus Dankbarkeit tun, nicht aus Furcht vor dem Gericht. Christus hat dieses Gericht für uns erlitten.

      • Warum viele das radikaler interpretieren als Du, liegt an einer Parallelstelle in Epheser 2,15. Hier schreibt Paulus, dass Jesus das (jüdische) Gesetz (nomos) mit seinen Geboten (gleiches gr. Wort wie z.B. für 10 Gebote!!) und Paragraphen (gr. eher „dogmen“) am Kreuz abgetan hat, um aus Juden und Nichtjuden einen „neuen Menschen“ zu machen, der durch den „Geist Zugang zum Vater“ hat:
        „Durch das Opfer seines Leibes hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache…“ (Eph. 2,15)

        Wie schon gesagt, man kann Paulus ohne weiteres so interpretieren, dass für ihn allein der Geist der Gnade des Neuen Bundes heilig war und kein buchstäbliches, „fleischliches“ Gesetz – szs das Gesetz als irdische Notlösung Gottes, damit sich die Menschen nicht die Köpfe einschlagen…

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