Das Reich Gottes ist per Definition der Bereich, wo Gott herrscht. Gemeint ist sowohl seine Herrschaft im Himmel, seine Herrschaft auf Erden als auch seine Herrschaft in der Endzeit. Die Propheten des AT verkünden eine Zeit, wo die Erde voll von Erkenntnis der Ehre des HERRN werden wird, wie Wasser das Meer bedeckt (Habakuk 2,14).
Zur Zeit Jesu herrschten die Römer über Israel. Die frommen Juden erwarteten eine Befreiung, wie zur Zeit der Makkabäer. Das Problem war nicht nur, dass die Römer ihre politische Macht ausübten, sondern auch dass der römische Kaiser, wie damals Antiochus Epiphanes, immer mehr Einfluss auf das religiöse Leben haben wollte. Das war für die Juden undenkbar.
Wenn Johannes der Täufer seine Mission beginnt und verkündet, dass das Reich Gottes nahe gekommen ist, glauben die Juden, dass die Endzeit angefangen hat und die alttestamentlichen Prophetien sich endlich erfüllen werden. Aber es wird schnell klar, dass die weltlichen Herrscher (Rom und seine Agenten, wie Herodes) nicht leicht zu beseitigen sind.
Jesus lehrt in Lukas 17,20-21, dass das Reich nicht so kommt, dass man’s beobachten kann. Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Die entscheidende Frage ist deshalb: Ist das Reich Gottes in erster Linie die geistliche Herrschaft, die Gott in den Herzen seiner Kinder ausübt oder ist es eine sichtbare Herrschaft, wo ein König auf dem Thron David sitzen muss.
In den Gleichnissen, die er erzählt, betont Jesus, dass das Reich schon angefangen hat, aber noch nicht auf sichtbarer Weise. Erst in der Endzeit, wenn er, der Menschensohn, wiederkommt, wird das Reich allen offenbar werden.
Im Gleichnis vom Senfkorn will Jesus deutlich machen, dass das Reich Gottes einen unauffälligen Anfang hat, aber am Ende eine weltweite Bedeutung haben wird. Dadurch verstehen wir, dass dieses Reich noch aufgebaut werden muss. Die Gemeinde Jesu bekommt diesen Auftrag (siehe Mt 28,19: Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker!)
Wie verbreitet sich das Reich Gottes? Durch die Wortverkündigung (siehe Mt 13 und die Gleichnisse vom Sämann und vom Unkraut unter dem Weizen). Sind auch die Werke der Jünger Jesu wichtig? Ich denke ja, dadurch dass sie die ev. Botschaft bekräftigen (siehe Mt 5,16: So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen…)
Überall, wo Kinder Gottes die Gute Nachricht verkünden und diese Nachricht durch ihr Leben verkörpern, wird das Reich Gottes gebaut. Dabei spielt die Ortsgemeinde eine entscheidende Rolle. Sie ist wie das Reich Gottes in Miniatur.