Der Sündenfall

Die Historizität des Sündenfalls

Wenn wir uns mit dem Sündenfall befassen, dann müssen wir als allererstes fragen: Haben wir hier mit einem historischen Ereignis zu tun oder handelt es sich bei dem biblischen Bericht um einen Mythos? Haben Adam und Eva wirklich existiert oder sind sie nur als Urtypen der Menschheit zu deuten?

Wenn wir davon ausgehen, dass wir mit einem Mythos zu tun haben, dann werden wir schnell von theologischen Problemen überwältigt. Das geht so weit, dass wir irgendwann Lehren wie die Verderbheit des Menschen, die Realität der Sünde und die Notwendigkeit der Erlösung über Bord werfen müssen. Natürlich ist unter diesen Umständen ein gewisser Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes noch möglich, aber es stellt sich bald die Frage: Welche Berechtigung hätte dann die Menschwerdung Christi? Warum ist der Sohn Gottes Mensch geworden und wozu hat er sein Leben am Kreuz geopfert, wenn wir besser werden könnten und uns selbst retten würden?

Ich denke zum Beispiel an Römer 5, 12f. Paulus, als inspirierter Autor, zieht dort einen Vergleich zwischen Adam, dem ersten Menschen, und Christus, dem „neuen“ Menschen. Paulus geht wirklich davon aus, dass Adam existiert hat und zieht eine heilsgeschichtliche Linie zwischen Adam und Christus. Für Paulus ist Adam, wenn vielleicht nicht der genetische Vater der Menschheit, zumindest ein historischer Vertreter, dessen Übertretung die ganze Menschheit betroffen hat.

Eine Alternative wäre zu behaupten, dass der Mensch vom Anfang an ein Sünder war. Das könnte man vielleicht auch mit der Evolutionstheorie vereinbaren. Der Mensch hat sich irgendwann zu dem moralischen Wesen entwickelt, sowie wir ihn heute kennen. Ab dem Moment, wo er das Verantwortungsbewusstsein erworben hat, hat er notwendigerweise angefangen zu sündigen, dadurch dass er immer wieder verbrochen hat, was er sich als Maßstab festgelegt hat (Römer 2,15). Aber auch da kommen wir um bestimmte Aussagen der Bibel nicht herum, so dass wir behaupten können: der Sündenfall ist und bleibt ein historischer Fakt.

Worin besteht die erste Sünde?

Reformierte interpretieren gerne Beziehungen zwischen Gott und den Menschen im Rahmen von Bünden. Die Bibel lehrt auch, dass Gott im Garten Eden einen Bund mit Adam abgeschlossen hat. Es handelt sich um einen Bund der Werke, nach dem Prinzip: Tut das und du wirst leben!

Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.
1Mose 2, 16-17

Die Sünde ist nichts anderes als eine Übertretung dieses Gesetzes. Der Mensch wurde so geschaffen, dass er diesen Bund halten konnte. Er wurde mutwillig ungehorsam.

Wenn Satan Eva versucht, stellt er nicht so sehr Gottes Wort in Frage, sondern eher dessen Liebe. Die meisten Übersetzungen tun sich schwer mit der Frage der Schlange. Die Lutherbibel ist meiner Meinung nach dem Original relativ treu:

Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?
1Mose 3,1b

Es klingt fast wie eine Verspottung: Hat Gott wirklich so etwas gesagt? Dann hat er euch belogen…  In Wirklichkeit ist es der Teufel, der lügt. Die Sünde besteht deshalb darin, an Gottes gute Führung zu zweifeln, sie als Zwang zu deuten und meinen, man könnte sich davon befreien.
Die ersten Menschen hatten keinen gültigen Grund, unzufrieden zu sein und Gottes Wohlwollen in Frage zu stellen. Deshalb wurden sie nicht manipuliert, sondern haben sich freiwillig gegen ihren Schöpfer gestellt.

Wie war der Sündenfall möglich?

Die nächste Frage ist: Wie kann es sein, dass der Mensch sündigen konnte, wenn er als vollkommenes Wesen geschaffen wurde? Sagt die Bibel tatsächlich, dass der Mensch vollkommen war?

Die 6. Frage des Heidelberger Katechismus befasst sich zum Beispiel mit diesem Thema.

6. Frage: Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?
Nein. Gott hat den Menschen gut und nach seinem Ebenbild erschaffen, das bedeutet: wahrhaft gerecht und heilig, damit er Gott, seinen Schöpfer, recht erkenne, von Herzen liebe und in ewiger Seligkeit mit ihm lebe, ihn zu loben und zu preisen.

Der HK stüzt sich u.a. auf Bibelversen wie 1 Mose 1,27 und 1,31a.

Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau (1,27).
… Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut (1,31a).

Was meint der Schöpfungsbericht damit? Er meint nicht, dass die ersten Menschen die Unendlichkeit besaßen. Sie waren genauso endlich wie heute. Es wird nur von ihrer moralischen Vollkommenheit gesprochen. Das muss aber noch erläutert werden: Die ersten Menschen hatten noch keinen Drang zur Sünde und trugen auch keine Schuld mit sich. Sie spürten keinen Schamgefühl, weil sie sich im Licht der Wahrheit Gottes sahen und deshalb ein korrektes Bild von sich selbst hatten:

Sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.
1Mose 2, 25

Beide waren auch nicht fehlbar. Man kann nur fehlbar sein, ab dem Moment wo man bereits einen Fehler begangen hat. Das war noch nicht der Fall und kein Vers lässt uns so etwas vermuten.

Adam und Eva wurden darüber hinaus mit der Fähigkeit erschaffen, mit Gott, ihrem Schöpfer, zu kommunizieren und seinen Willen zu verstehen. Sie hätten glücklich leben können, solange sie sich an Gottes Weisungen gehalten hätten.

Darin bestand auch ihre Freiheit. Freiheit ist in der Bibel nie als Autonomie zu verstehen. Sie existiert da, wo man sich an Gottes Führung hält, weil Gott immer das Beste für uns will. Die Freiheit, wie sie oft von der Moderne definiert wird, ist in Wirklichkeit die Definition, die uns der Teufel vermitteln möchte. Sie sieht den Menschen als ein autonomes Wesen, als einen kleinen König:

… an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
1Mose 3,5

Die Frage des freien Willens

Wir müssen zwischen Freiheit und freiem Willen klar unterscheiden. Eine Definition der Freiheit haben wir schon gegeben. Wenn wir fragen: Sind die Menschen mit dem freien Willen geschaffen worden? damit meinen wir: Konnten sie vermeiden, zu sündigen?

Diese Frage müssen wir bejahen, weil die moralische Vollkommenheit den freien Willen voraussetzt. Sie garantiert aber nicht die Unmöglichkeit des Sündenfalls. Der Schöpfungsbericht spricht aber nicht klar darüber.

Die Folgen des Sündenfalls

Eine der wichtigsten Folgen der ersten Sünde ist der Tod. Ab dem Moment, wo der Mensch Gottes Gebot übertritt erfüllt sich die Drohung von 1Mose 2,17:

…von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.

Aber ist der geistliche Tod gemeint oder der physische? Anders gefragt: War der Mensch vor dem Sündenfall unsterblich? Wir müssen davon ausgehen, dass er in einer ewigen Gemeinschaft mit Gott hätte leben können. Viele Details haben wir daüber nicht. Aber wenn wir an die neue Schöpfung denken, die uns in der Offenbarung verheißen wird, können wir eine Parallele herziehen:

Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.
Offenbarung 22, 1-2

Die Sünde unserer ersten Eltern vererbt sich. Deshalb spricht man von der Erbsünde. Jeder Neugeborene kommt zur Welt mit der Tendenz zu sündigen. Da müssen wir mit den Kirchenvätern die Irrlehre von Pelagius verwerfen, der behauptete, der Mensch sei nach seiner Geburt in der Situation von Adam und könne sich für oder gegen das Gute enstcheiden.

Die Konsequenz daraus ist auch, dass der Mensch nach Adam den freien Willen nicht mehr besitzt. Er kommt zur Welt mit einem Drang zur Sünde, er praktiziert die Sünde und seine Wahrnehmung der geistlichen Dingen wird dadurch vernebelt (Römer 1,21) .

Hat Gott den Sündenfall gewollt oder geplant?

Wir befassen uns hier mit einer extrem schwierigen Frage. Wenn wir damit meinen, dass Gott die Menschen wie Marionetten führt, dann müssen wir diese Idee zurückstecken. Die Heilige Schrift betont immer wieder, dass Gott das Böse nicht denkt und nie auf die Idee kommt, Menschen zum Fall zu bringen, um sie später zu retten.

Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. Irrt euch nicht, meine lieben Brüder. Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.
Jakobus 1, 13-17

Nichtdestotrotz ist es genauso unbiblisch zu denken, dass Gott den Sündenfall nicht vorgesehen hätte. Calvinisten wie ich glauben sogar, dass Er nicht nur dieses Risiko abgewogen hat, sondern auch dass dieses Ereignis determiniert war, also festgelegt. Wie so etwas für Gott möglich ist, bleibt uns rätselhaft. Wir Menschen denken aber in einem endlichen Rahmen und können uns kaum vorstellen, was Unendlichkeit und Allmacht bedeuten. Wenn Gott wirklich allmächtig ist, dann kann er nicht nur alles sofort wahrnehmen, sondern es gibt auch „kein freies Elektron“ im ganzen Universum, dessen Lauf Gott nicht vorherbestimmt hätte.

16 Kommentare

  1. Hallo Jean-Louis,

    habe mal ein „Anna 1“ gewählt, weil der Name „Anna“ doch öfter auftaucht als ich dachte.

    Darf ich dich fragen, wie du dieses „Natürlich ist unter diesen Umständen ein gewisser Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes noch möglich,“ belegen würdest?

    Ich möchte dazu sagen, dass mir dein Artikel wirklich sehr gut gefällt – leicht verständlich, spart schwierige Fragen nicht aus und dennoch nicht „hoch-philosophisch“ – also genau richtig für den „Laien“ wie man so manchmal zu sagen pflegt.

    Lieben Gruß Anna (1) natürlich.

  2. Hallo Anna,

    viele moderne Theologen bestreiten nich die Menschwerdung und die Auferstehung Jesu, verwerfen aber sowohl Erbsünde als Notwendigkeit der Sühne. Für sie besteht die Liebe Gottes darin, dass in seiner Fleischwerdung der Sohn Gottes den Menschen solidarisch wird (ähnlich wie die Lehre von Petrus Abaelard).

    Gruß,
    Jean-Louis

  3. Anna,
    Jesus Christus erkennen (und dadurch das ewigen Leben haben) heißt, dass wir richtig erkennen, weshalb er Mensch geworden ist (1 Joh. 5,6-11).
    Gruß,
    Jean-Louis

  4. Tut mir leid, damit kann ich jetzt nichts Genaues anfangen.

    „Moderne Theologen“ bestreiten nicht die Menschwerdung und nun: „Jesus Christus erkennen heißt, dass wir richtig erkennen, weshalb er Mensch geworden ist“? (mit Betonung auf „weshalb“?)

    Bedeutet es jetzt, dass der „moderne Theologe“ nicht richtig erkennt, weil er nicht richtig erkennt, weshalb …?
    Also die Menschwerdung erkennt der „moderne Theologe“ schon richtig – aber das „weshalb?“ nicht – deshalb trifft Johannes 17, 3 dann nicht auf ihn zu – oder ????

    Ist mir zu verworren …

    Anna

  5. Es reicht nicht aus, der Möglichkeit von Jesu Menschwerdung „intellektuell“ zuzustimmen. Es geht darum, klar zu erkennen, dass Christus Mensch geworden ist, um die Anforderungen des Gesetzes zu erfüllen und auf Golgatha als Sühnopfer zu sterben. Darin besteht in erster Linie die Liebe Gottes und nicht in einer „diffusen Solidarität“ mit den Menschen.
    Wer das nicht erkennt, hat keine richtige biblische Erkenntnis, keine „rettende“ Erkenntnis, weil er: (1) seine Verlorenheit nicht erkennt, (2) die Notwendigkeit des Kreuzes nicht erkennt. Es gibt also Erkenntnis und Erkenntnis.
    Ist es für Dich verständlicher geworden?
    Gruß Jean-Louis

  6. Hallo Anna,

    als Hilfestellung zu Deinen Fragen und den Antworten von Jean-Louis möchte ich Dir gerne folgende Fragestellung mit auf den Weg gegeben und zwar:

    Was haben denn Deiner Meinung nach die Bibelverse in Joh 17,3 und 1. Joh 5,6-11 mit den Bibelversen in Galater 5,6 und 1. Joh 4,7-21 gemeinsam ?

    Eine halbe Antwort bekommst Du von mir auch gleich mitgeliefert und zwar frei nach dem Motto bekannter Zeichnungen, die unter der Überschrift zusammengefasst wurden: Liebe ist … ?

    Gnade und Frieden
    in Jesus

    Oliver

  7. @Jean-Louis:
    „Es gibt also Erkenntnis und Erkenntnis.“ Genau das meinte ich.
    Nur momentan würde ich auch keine Erkenntnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes sehen können, bei jemandem, der das „Sühneopfer“ nicht sehen will.
    Das Einzigste, was ich momentan dazu sagen würde, wäre ein: „Gut nachgesprochen.“ Von irgendeiner „Erkenntnis“ in dieser Richtung auszugehen, fehlt mir eben das positive Belegbeispiel in der Schrift.

    @Olly:
    Danke für die Aufgabe, habe mir die Stellen jetzt aus meiner Menge-Übersetzung mal parallel gelistet und werde weiter darüber nachdenken.

    Jetzt erst einmal soviel:

    Johannes 17, 3:
    „Darin besteht aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“

    aus 1. Joh. 4, 7 – 21:
    „… die Liebe stammt aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott erzeugt (oder: gehorsam) und erkennt Gott. …

    Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn zur Sühnung (=als Sühnopfer, vgl. 2, 2) für unsere Sünden gesandt hat. …“

    Von einem „Erkennen“ des „Jesus Christus“, bei Beibehaltung der Leugnung von: „zur Sühnung für unsere Sünden gesandt“, kann ich einfach nicht sprechen. Ich kann es nicht einmal denken.
    D. h. eigentlich frage ich mich, ob man „Jesus Christus“ überhaupt partiell erkennen kann? (also ein „das Wort wurde Fleisch“ ohne ein „weshalb“).

    Wo würde man dies denn festmachen wollen in der Schrift? (Damit meine ich nicht, dass wir von Anfang an eine vollendete Erkenntnis haben.)
    Wie ich schon schrieb, ich spreche momentan lieber von einem „gut nachgesprochen“ als von einem „erkannt“.

    Anna

  8. Hallo christozentrisch,

    du sprichst in deinem Beitrag so selbstverständlich von „Erbsünde“. Ist dieser Begriff nicht erst durch Augustinus eingeführt worden um unter anderem Röm. 9 zu erklären. Definitiv finden wir diesen Begriff so nicht in der Schrift…

    Darüber hinaus führst du auch röm 5 als Belegstelle für die Historizität Adams an. Ist dir schon aufgefallen, dass röm 5 nur von adam spricht und nicht von Eva. Denn dass müsste er ja tun, wenn es sich bei der stelle um die wiedergabe genauer historischer tatsachen handeln würde.

    Übrigens, was und wen meinst du, wenn du von modernen theologen sprichst??? Ist mir ein wenig zu pauschal,,,,

    • Den Begriff Erbsünde finden wir nicht explizit in der Schrift, aber diese Lehre ist ein wichtiger Bestandteil der christlichen Orthodoxie seit Augustinus. Die Vers 12 und 19 von Römer 5 sind m.E. ziemlich eindeutig. Wer behauptet, dass ein Mensch frei von Sünde zur Welt kommt, denkt wie Pelagius, dessen Lehre damals verurteilt wurde.
      In Römer 5 fungieren Adam und Christus als Vertreter der Menschheit. Deshalb werden keine anderen Namen genannt. Adam ist Vertreter der Sünder (darunter befindet sich auch seine Frau Eva). Christus vertritt dagegen die neue Menschheit, die nicht mehr unter der Macht der Sünde lebt.
      Unter modernen Theologen verstehe ich diejenigen, die seit der Aufklärung von vornherein die Autorität der Schrift in Frage stellen. Zum Glück denken nicht alle so.

      • Hallo christozentrisch,

        nurr weil man den Begriff der Erbsünde hinterfragt, bedeutet es ja noch lange nicht, dass daraus zu schließen ist, dass die Menschen frei von Sünde auf die Welt kommen. Das ist mir zu kurz gedacht. Ich persönlich tue das, weil der Begriff in mehreren Hinsichten problematisch werden und für nachfragende und hinterfragende Menschen (auch oft Christen) zu einem unüberwindbaren Hindernis des Glaubens werden kann. Ich spreche daher lieber von Ursünde, die jeder Mensch mit seinem Leben vollzieht, also eine präsentische Auslegung des Sündenfalls. Dahin ordne ich auch Röm 5 ein.

        Und was dein Aussage über „moderne Theologen“ betrifft, denke ich dass man da nicht zu voreilig ein Urteil fällen sollte. Schon gar nicht darüber, wenn man dann noch das ewige Leben ins Spiel bringt.

      • Pelagius war der Ansicht, dass wir Adam nur imitieren (nachahmen). Wenn man von Ursünde und nicht von Erbsünde spricht, besteht die Gefahr, dass man sich von der Lehre der Bibel entfernt. Klar kann die Idee von „geerbter“ Sünde manche beunruhigen. Ein unüberwindbares Hindernis ist es jedoch nicht, denn es ist letztendlich der gnädiger Gott, der uns den Glauben schenkt und zur Buße führt. Der Mensch des XXI Jhts ist oft so sehr von Individualismus geprägt, dass er nicht mehr wahrnimmt, in welcher Verbundenheit er mit Adam und der Menschenrasse steht. Wenn wir von unseren Eltern ein biologisches Erbgut empfangen, warum nicht den Drang zu sündigen? Wie ist es mit dem Werk Jesu am Kreuz, das einer Menge von Sündern zugute kommt? Ist die Gerechtigkeit Christi nicht auf die Glaubenden übertragbar? Würde Gott unsere eigene Gerechtigkeit verlangen, könnte keiner von uns gerettet werden.

  9. Hallo christozentrisch,

    ich kann deine Meinung nachvollziehen, denn lange dachte ich ähnlich. Aber erst die Auseinandersetzung mit den sogenannten „modernen Theologen, so wie du zu sagen pflegst, hat mich dazu bewegt, mal ehrlich in mich hineinzuschauen und zu prüfen, wo bei mir zweifel vorhanden sind und wo ich bislang nicht ehrlich mir gegenüber gewesen bin oder viele Fragen einfach nur verdrängt habe oder mir eine zu schnelle und zu einfache Antwort gesucht habe.
    Dass du sagst, dass eine Lehre der Erbsünde (zumal der Begriff so nicht in der Bibel auftaucht und darüber hinaus für viele Juden völlig fremd ist!!!!) für Menschen nicht zu einem Hindernis des Glaubens werden kann, weil Gott ja eh den Glauben und die Buße schenkt erstaunt mich sehr. Denn ich kenne persönliche Beispiele zu genüge und schließe mich selbst mit ein! Ich denke dass du es dir mit deiner Denkweise einwenig zu einfach machst. Aber ich kann es verstehen, denn dadurch vermeidet man viele weitere Fragen, die zu beantworten wären. Zumindest dafür kann man doch den „modernen Theologen“ Respekt zollen, dass sie den mut haben, weiter zu fragen.

    • Anonym,
      du sprichst von deinen sogenannten Erkenntnissen, gibst aber keine konkreten Beweise. Warum ist nach deiner Meinung die Erbsünde nicht biblisch? Von welchen Juden redest du? Von David? Dann lies mal bitte Psalm 51,7 bevor du so etwas behauptest. Ich beschäftige mich persönlich seit Jahrzehnten mit der kritischen Theologie. Es ist richtig, dass sie viele Fragen aufwirft, aber erbauen tut sie nicht.

      • Hallo
        also ich sehe nicht wo ich von irgendwelchen Erkenntnissen spreche. Die einzige Erkenntnis die ich gewinnen will ist die Erkenntnis der Liebe Christi (Eph 1). Darüber hinaus ist es doch wiedersprüchlich, in Belangen des Glaubens von irgendwelchen Beweisen zu sprechen. Natürrlich kann man und soll man bei theologischen Fragen die Schrift mit der Schrift auslegen, jedoch sollte man auch dabei schauen, welche Verse man für welche Lehren anführt. Dass du ein Psalmwort von David als Beleg für die Erbsündenlehre oder für eine Auslegungstradition der Juden anführst ist zumindest sehr fraglich. Wenn ich von Juden spreche, dann meine ich damit ihre Auslegungstradition, wie sie z.B. im Talmus festgehalten sind.

        Ich danke dir für unseren Austausch. Ich wollte dich ganz sicherlich nicht von einer anderen Meinung überzeugen noch irgendwelche Erkenntnisse weitergeben. Ich wollte nur eine andere Möglichkeit, Dinge zu sehen, beschreiben und mich auch einwenig für die „modernen Theologen“ stark machen…

  10. Hey Leute,
    es ist doch alles gar nicht so schwer. Der Mensch hat wirklich einen Hang zum komplizierten
    Denken. Die Erbsünde ist der Defekt von Anfang an. In Sünde empfing mich meine Mutter
    schreibt David. Und im Buch Hiob lesen wir: Kann ein Reiner aus einem Unreinen kommen?
    So wie eine Kuchenform mit einer Beule /Delle nur verbeulte/verdellte Kuchen hervorbringt
    so konnte der Sünder Adam nur Sünder zeugen. Das Äquivelent zu Adam ist Jesus Christus
    der – nicht durch Zeugung von einem menschlichen Vater (Josef, Marias Mann) sondern durch Gottes Geist (aber keine Parthenogenese) seine vormenschliche Existenz im Himmel
    freiwillig aufgab, um als ein Lösegeld für alle zu dienen , die Glauben ausüben – so leicht!

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