Kann ein Christ verloren gehen?

Der fünfte Punkt des Calvinismus spricht von der Beharrlichkeit der Heiligen. Damit wird unterstrichen, dass ein Christ, der durch die Wiedergeburt zu einem neuen Menschen geworden ist, dessen Sünden durch das kostbare Blut Christi gedeckt worden sind, seine Position als Kind Gottes nicht verlieren kann.

Diese Behauptung wirft viele Fragen auf: Was ist mit Heiligen gemeint? Was ist mit den Christen, die offensichtlich ihren Glauben abgeschworen haben? Treibt uns diese Lehre eventuell zur Faulheit?

Was ist ein Heiliger ?

Mit Heiligen sind keine Christen gemeint, die eine moralische Vollkommenheit erreicht hätten, wie die katholische Kirche es oft versteht, sondern einfach diejenigen, welche die Vergebung ihrer Sünden erfahren haben. Wenn die Bibel von einem Heiligen spricht, meint sie einen Sünder, den Gott erkauft hat und der seinem alten verkehrten Leben den Rücken gekehrt hat.

Was ist mit denen, die vom Glauben abgefallen sind?

Es ist offensichtlich so, dass gewisse Menschen, die einmal den Glauben an Christus bekannt haben, später diesem Glauben abschwören können. Dazu sagen wir, es stimmt, aber es ist nicht gesagt, dass solche Menschen tatsächlich wiedergeboren waren. Wir finden in der Heiligen Schrift eine eher merkwürdige Aussage. Wenn falsche Lehrer erwähnt werden, sagt der Apostel Johannes in seinem ersten Brief, Kapitel 2, Vers 19

Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie ja bei uns geblieben; aber es sollte offenbar werden, dass sie nicht alle von uns sind.

Dieser Text zeigt uns, dass ein erretteter Christ in der gesunden Lehre beharrt. Wenn es nicht so ist, dann weil er vorher nie wirklich errettet war.

Hier müssen wir zwischen einem bekennenden und einem wiedergeborenen Christ unterscheiden. Jemand kann behaupten, Christ zu sein; er kann so tun, als ob er ein guter Christ wäre. Entscheidend ist jedoch, ob dieser Christ verstanden hat, wer Jesus Christus ist, was Er am Kreuz getan hat, ob er seinen sündigen Zustand erkannt hat und Gott um Vergebung gebeten hat.

Im Hebräerbrief, Kapitel 6 finden unsere Gegner ein Argument gegen die Beharrlichkeit der Heiligen.

(4) Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben am Heiligen Geist und geschmeckt haben (5) das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt (6) und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen.

Diese Stelle beweist keineswegs, dass die Menschen, von denen die Rede ist, wiedergeboren waren. Sie haben zwar einen Anteil am Heiligen Geist bekommen, sind dadurch erleuchtet worden (was sie erlebt haben war echt!); sie sind aber nie zu neuen Menschen geworden. Wenn es so gewesen wäre, hätten sie gute Früchte getragen und hätten den Glauben bewahrt; die Logik der Heiligen Schrift ist an dieser Stelle einfach. Hat Gott ungerecht mit ihnen gehandelt? Nein, denn obwohl diese Menschen viele Zeichen der Güte Gottes empfangen haben, waren sie wahrscheinlich nie dazu bereit, Ihm ihr Herz zu schenken.

Die Heilsgewissheit, kein Grund zur Faulheit

Man kann natürlich diese Lehre so kritisieren: wenn man weiß, dass man bereits gerettet wurde, dann braucht man sich nicht mehr so sehr zu bemühen, gute Werke zu tun. Diese Kritik musste sich auch der Apostel Paulus anhören, als er im Römerbrief die Rechfertigung durch den Glauben verteidigte.

Ist es etwa so, wie wir verlästert werden und einige behaupten, dass wir sagen: Lasst uns Böses tun, damit Gutes daraus komme?  Römer 3, 8

Im Kapitel 8 seines Briefes an die Römer erklärt er, dass alle die zu Gott gehören, durch den Geist Gottes zu einem neuen Lebensstil geführt werden

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Römer 8, 14

Es ist deshalb ausgeschlossen, dass Gott das gute Werk nicht beendet, das Er in ihnen angefangen hat und in ihnen diese Werke nicht produziert.

Zweck dieser Lehre

Die Lehre der Beharrlichkeit der Heiligen ist ein gewaltiger Trost für das Kind Gottes, das ständig von seinem Gewissen geplagt wird, er wäre nicht gut genug, vor Gott zu bestehen. Diese Lehre erlaubt ihm aber keinesfalls zu denken: Egal, was ich tun kann, ich bin in Sicherheit, denn ich kann mein Heil nicht mehr verlieren. Wie Calvin sagt, die Schrift

… erwähnt die Vorbestimmung nicht dazu, daß wir uns zur Vermessenheit erheben und versuchen, Gottes unzugängliche Geheimnisse in nichtswürdigem Vorwitz zu durchforschen, sondern vielmehr, damit wir gedemütigt und niedergeschlagen lernen, vor seinem Gericht zu erzittern und zu seiner Barmherzigkeit emporzuschauen! Nach diesem Ziel sollen sich also die Gläubigen richten! (Institutio III, XXIII, 12c)

10 Kommentare

  1. Amen! Während unsere arminanischen Geschwister die Lehre von der Heilsgewissheit („Beharren im Glauben“) zu einem Zankapfel machen, ist sie für uns Reformierte der Gipfel evangelischen Trostes in Anfechtung und Verfolgung.

  2. Es ist schon traurig, wie wenig in der heutigen Zeit die Bibel verstanden wird.
    All dies sagte ja auch Paulus schon voraus.
    Auf nahezu jeder Seite zeigt uns die Schrift, dass nur der, der wachsam bleibt und bis ans Ende beharrt, selig werden kann. Es gibt tausende, ja eher zehntausende von Bibelstellen, die dies unaufhörlich bekräftigen. Aber wie leicht lässt sich das törichte menschliche Herz doch betrügen, indem es sich einredet, dass es ausreiche, ein einziges Mal bei einer Evangelisation die Hand zu heben und ja zu Jesus als Herrn und Heiland zu sagen! Und schon bald fallen viele wieder ab. Jesus sagte selbst, dass viele versuchen werden, durch die enge Pforte zu gelangen, aber nur wenige wirklich hindurchkommen.
    Und die fünf törichten Jungfrauen sind eindeutig gläubige Christen. Aber sie gelangen eben nicht zur Hochzeit, eben nicht ins Himmelreich. Und dass obwohl sie genauso wie die klugen auf den Herrn gewartet haben. Nur: das reicht eben nicht.
    Traurig, wie die unheilsbringende Lehre von der billigen Gnade die Christenheit schwächt und noch ähnlicher zur Gemeinde von Laodizea macht.
    Ja, es ist wahr ein wiedergeborener Christ kann nie verloren gehen, aber wer ein solcher Christ ist, zeigt sich eben nicht am Bekennntnis, sondern an den Werken und an den Früchten. (Verzichte hier aus Platzgründen auf die entpr. Bibelzitate)
    Daher kann ja auch nur Gott beurteilen, wer in den Himmel kommt. Nur zu sagen dass man an Jesus glaubt heißt leider nach der Bibel überhaupt nichts, es ist fast völlig belanglos.
    E.M.

  3. Ja, aber dass wir Früchte tragen können und bis ans Ende ausharren, hängt nicht in erster Linie von unseren Bemühungen, sondern von Gott ab, der in seinen Kindern wirkt. Diese Erkenntnis produziert im wahren und demütigen Christ Heilsgewissheit.

    • Wenn es so wäre, warum sagt dann die Bibel: ´´schaffet, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern!„ Und erst im zweiten Satzteil sagt das Wort Gottes:
      Denn Gott ist´s der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen´´
      Das eine geht nicht ohne das andere. Wer behauptet, Gott würde alles tun, der landet letztlich wenn er es konsequent weiterdenkt, bei der Allversöhnungslehre
      Wer nicht mit Furcht und Zittern darum ringt, in den Himmel zu kommen, den kann Gott auch nicht retten. Und leider versuchen es die allerwenigsten Christen so, weil sie durch die Lehre der billigen Gnade (Gott macht ja schon alles) getäuscht werden, und am Ende trotz aller ihrer ´´Heilsgewißheit´´ im Feuersee enden werden. Davor sollte man wohl warnen, nicht wahr?
      E.M.

  4. Ich befürworte in keinster Weise eine „billige Gnade“ oder die Allversöhnungslehre! Die Lehre der „Beharrlichkeit der Heiligen“ betont, dass ein Christ an seiner Heiligung aktiv arbeiten möchte, gerade weil er die Gnade Gottes zu schätzen weiß. Wer das nicht tut, beweist, dass er den Herrn missachtet, der für ihn gestorben ist.
    Wer aber behauptet: man soll sich erst bemühen, BEVOR Gott seinen Teil macht, verkündet eine Werkgerechtigkeit, stiehlt Gott die Ehre und verkennt auch Sein souveränes Handeln, welches unseren Willen immer in Bewegung setzt, sowohl bei der Bekehrung als auch danach.
    Die Verse aus Philipper 2,12-13 verstehe ich so: weil Gott in uns das Wollen und das Vollbringen bewirkt, können wir an unserem Heil in aller Bescheidenheit aber auch mit großer Zuversicht mitwirken. Biblische Furcht hat nichts mit Angst zu tun und schließt Heilsgewißheit nicht aus, weil der Glaube sich auf Gottes Zusagen verlässt.

    • Nun, nicht ich behaupte das, das der Mensch zuerst handeln muss, sondern Gottes Wort. In Philliper 2, 12 + 13 wird das Wirken des Menschen zuerst genannt.
      Zudem muss man nach Joh. 1, 12 erst Jesus annehmen (Handeln des Menschen!) um dann- durch Gottes Gnade- ein Kind Gottes zu werden. Die Gnade Gottes besteht eben nach der Bibel nicht darin, uns alles abzunehmen, sondern darin, dass kein Mensch durch seine Taten vor Gott bestehen kann. Es kann also niemand sagen: Gott Du musst mich in den Himmel lassen, weil ich das und das getan habe! Aber dennoch ist das Heil immer zu 50% von Gott und zu 50% vom Menschen abhängig. Grund stolz zu sein hat der Mensch jedoch nie, weil er wenn er ehrlich ist trotzdem jeden Tag sündigt und der Gnade bedarf. Aber würde Gott alles tun, dann wären alle Ermahnungen, die Jesus und Paulus sowie alle Propheten jemals gegeben haben, vollkommen sinnlos. „Ringet darum, dass ihr (nicht Gott!) durch die enge Pforte eingeht! Denn ich sage euch: viele werden versuchen, hinein-
      zukommen, aber es wird nur wenigen gelingen“ Hier spricht der Herr Jesus einzig und allein vom Handeln des Menschen. Und die ganze Bibel ist voll davon. Zum Schluss: Der Jakobusbrief zeigt wunderschön auf, das Glaube ohne Werke völlig sinnlos ist – und: die Werke tut der Mensch. Freilich mit Gottes Hilfe. E.M.

  5. Erik,
    du sagst: „Ja, es ist wahr ein wiedergeborener Christ kann nie verloren gehen“. Wie kannst du dir so sicher sein, wenn 50% der Verantwortung in deiner Hand liegt?
    Offensichtlich siehst du dein Wirken und das Wirken von Gott als völlig losgelöst und behauptest, es wäre biblisch. Wie verstehst du dann was Paulus in Kolosser 1,19 sagt:
    worum ich mich auch bemühe und kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft (Elberfelder) ?
    Deine Definition der Gnade Gottes wird übrigens von Epheser 2,1-10 widersprochen.
    Trotz des Bösen kann Gott ebenso souverän wirken. Siehe z.B. was Josef in 1Mose 50,20 zu seinen Brüdern sagt:
    Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen…

  6. Danke für den obigen Text. Genau das richtige für die heutige Christenheit.

    Jemand der Christus nachfolgt betet: „Herr schaffe in mir ein reines Herz.“ Das reine Herz und die Nächstenliebe sind die Früchte des Geistes, aber auch die Verkündigung des Evangeliums. Diese Dinge sind Gott äußerst wichtig.

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