Advent sollte bei uns keine diffuse Freude auslösen sondern eine bewusste Freude. Advent (das Wort bedeutet Ankunft) blickt auf folgende Tatsache zurück: Jesus der Heiland ist der Welt erschienen. Das Fest erinnert uns auch daran, dass dieser Christus wieder kommen wird, diesmal aber als Herr für die, die seine Wiederkunft erwarten, oder als Richter für die anderen.
In seinem Brief an Titus verwendet Paulus an mehreren Stellen das Adjektiv heilsam. Im Kapitel 2 schreibt er zum Beispiel:
Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und nimmt uns in Zucht, dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben
Titus 2, 11-12
Mit dieser Erscheinung (Epiphanie) meint er kein vages Ereignis, sondern hat die Menschwerdung Jesu Christi vor Augen.
1. Es geht dabei um Gnade. Das Kind von Bethlehem hat nicht so sehr mit einer schönen Bescherung, die der liebe Gott uns machen wollte. Nein, es geht um unverdiente Gnade. Gott erbarmt sich über seine ungehorsamen Kreaturen und sendet seinen eingeborenen Sohn, um sie mit sich selbst zu versöhnen.
2. Diese Gnade ist heilsam. Das heißt, sie bringt Heil. Aber von welchem Heil ist hier die Rede? Ist Jesus in die Welt gekommen, um eine himmlische Therapie anzubieten oder unsere zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern? Die Bibel verwendet eine andere Sprache:
Um wie viel mehr werden wir nun durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind!
Römer 5,9
Jesus hat in der Tat den heiligen Zorn Gottes von uns abgewendet, indem Er die gerechte Strafe für unsere Sünden auf sich genommen hat. Das ist das Heilsame dabei.
Dass die Gnade allen Menschen erschienen ist, heißt keineswegs, dass alle davon automatisch profitieren. Damit ist gemeint, dass Gott, nachdem Er sich nur an das Volk Israel gekümmert hat, jetzt allen Nationen gnädig sein will. Auf unserer Seite sind jedoch Glaube und Buße erforderlich.
Diese heilsame Gnade ist auch keine billige Gnade, denn sie nimmt uns in Zucht. Sie will aus uns neue Menschen machen, die nicht mehr ihre eigenen Interessen verfolgen, sondern Gott gefallen wollen und seinen Willen suchen.
Das Wort Welt hat hier zwei Bedeutungen. Zum einen ist die Welt, der Ort wo wir unser Leben verbringen, bis Gott uns zu sich ruft. Zum anderen ist die Welt als antigöttliches Prinzip zu verstehen, worauf die Christen unbedingt verzichten müssen. Die Welt treibt uns nach Dinge zu suchen, die uns von Gott nur entfernen können und unsere wahren Bedürfnisse nicht tilgen können.
Der Christ erlebt deshalb eine gewisse Spannung: Er soll Zeuge der Liebe Gottes in dieser Welt sein (unter seinen Mitmenschen), aber er soll sich auch von der Welt fernhalten (von dem sinnlosen Prinzip, das die Welt regiert).