Echte Bekehrung

repentanceDer amerikanische Prediger Paul Washer ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn er Jugendlichen das Evangelium verkündet. Der reformierte Baptist ist ein Befürworter der Rettung zur Herrschaft (Lordship Salvation) und predigt laut, dass eine echte Bekehrung zu Jesus Christus eine tiefgreifende Veränderung mit sich bringt. Wer sich eine Meinung über die Botschaft von Paul Washer bilden möchte, kann eine typische Botschaft von ihm auf YouTube anschauen: Es heißt Shocking Message.

Washer hat sich keine Freunde bei den modernen „Arminianern“ gemacht, die eine Rettung durch „kostenlose“ Gnade befürworten. Im Gegensatz zu ihm behaupten sie, dass Rettung nur eine Entscheidung voraussetzt und keine Buße. Was wird Paul Washer vorgeworfen? Auf der Website http://www.jesus-is-savior.com wird behauptet, dass er ein falscher Lehrer ist, weil er mit seinem Ruf zur Buße eine Werksgerechtigkeit predigt.

Bevor wir uns mit Argumenten befassen, wollen wir kurz die Merkmale der beiden Positionen skizzieren:

Lordship Salvation

  1. Wer Jesus als Retter bekennt, soll umkehren und seinem Herrn bedingungslos nachfolgen.
  2. Wer behauptet, ein Christ zu sein, aber keine Früchte trägt, hat Christus nie gekannt.

Vertreten durch:  A.W. Tozer, John F. MacArthur, John Piper, Sam Storms, Thomas Schreiner

Free Grace Salvation („No Lordship“)

  1. Wer Jesus anruft, wird gerettet, unabhängig von seinem Lebensstil.
  2. Heiligung wird am Richterstuhl Christi belohnt aber fleischliche Christen werden auch wie „durchs Feuer“ gerettet.

Vertreten durch: L.S. Chafer, Charles Ryrie, Bob Wilkin, Zane Hodges, Norman Geisler, Bill Bright

Heiligung kommt nach der Rechtfertigung

Ein wichtiges Argument der Befürworter der „Free Grace“-Rettung ist, dass Buße zur Heiligung gehört. Heiligung ist ein Prozess, der erst nach der Bekehrung zu Gott beginnt. Jemand, der gerade erst eine Kehrtwende vollzogen hat, kann noch keine Werke produzieren. Er ist ein Baby im Glauben und braucht Milch, bevor er feste Speise aufnehmen kann. Darüber hinaus können manchmal Christen schwere Krisen durchleben, bevor sie siegreich im Glauben sind. Da gebe ich ihnen Recht. Eine Gefahr bei den Befürwortern der „Lordship Salvation“ ist, dass sie manchmal schwache Christen mehr verunsichern können, als sie zu ermutigen.

Die Wiedergeburt ist manchmal unauffällig

Paul Washer erzählt, dass er in der tiefsten Sünde gelebt hat, bevor Gott ihn berufen hat. Wenn ein solcher Mensch zum Glauben findet, ist es normal, dass er Buße tut und seine Gewohnheiten radikal ändert. Aber wie ist es mit einem Kind, das in einer frommen christlichen Familie aufgewachsen ist? Es ist sicherlich ein Sünder wie alle Menschen und braucht Jesus, aber ist eine durchgreifende Umkehr bei ihm notwendig? Meistens wirkt der Geist Gottes bei solchen Kindern in sanfter Weise und es dauert mehrere Jahre, bis sie ihren Glauben bekennen, obwohl sie wiedergeboren sind.

Die Heilsgewissheit beruht nicht auf den eigenen Werken

John MacArthur betont, dass ein Christ, der keine Werke produziert, nie sicher sein kann, dass er gerettet ist. Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber ich denke, dass wir mit Stellen, die MacArthur als Beleg verwendet, wie zum Beispiel 1 Johannes 2, 4 („Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht.“) oder 1 Johannes 3, 14 („Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder.“) sehr vorsichtig umgehen müssen. Der Glaube selbst ist der Beweis unserer Errettung, nicht die Werke, die er produziert.

Calvin sagt dazu:

Sollten wir nun freilich aus unseren Werken entnehmen, wie der Herr gegen uns gesinnt sei, so würden wir es allerdings nicht einmal mit der leisesten Vermutung feststellen können! Aber der Glaube soll doch nichts anderes als die Antwort auf eine schlichte und aus Gnade uns zukommende Verheißung sein, und deshalb bleibt hier gar kein Hin und Her! Was sollte das für eine Gewißheit sein, mit der wir uns wappnen könnten, wenn wir sagten: Gott ist uns gnädig – aber nur insofern, als wir es mit der Reinheit unseres Lebens verdienen!
Institutio III, 2, 38

Die Erlösung ist zwar ein Geschenk Gottes, aber Gott bewirkt sie auch!

Die Befürworter der „Free Grace“-Rettung sind meistens „Arminianer“. Sie betonen, dass der Mensch freiwillig annimmt, was Gott ihm schenkt. Die Bibel lehrt aber das Gegenteil: Wenn ein Mensch glaubt, ist es weil Gott ihm das Herz geöffnet hat. Diese übernatürliche Wirkung des Heiligen Geistes sehen wir z.B. bei der Bekehrung von Lydia in Philippi:

Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde.
Apostelgeschichte 16, 14

Lydia hört das Evangelium (1). Der Herr öffnet ihr Herz (2), damit sie die Botschaft vertstehen und annehmen kann (3).

Es ist deshalb davon auszugehen, dass der Heilige Geist, wenn er wirkt, die Menschen zu einer tiefen Wahrnehmung ihrer Sünde und Verlorenheit führt.

Ein Glaube ohne Werke ist tot

Verteidiger der „No Lordship“-Rettung betonen, dass ein „fleischlicher“ Christ trotzdem gerettet wird; auch wenn er nach seiner Bekehrung keine gute Werke bringt. Wenn bei der Erlösung die Werke nicht zugerechnet werden, sagt die Bibel nie, dass sie als Merkmal einer Wiedergeburt überflüssig sind. Im Gegensatz:

So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber. (18) Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken. (19) Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben’s auch und zittern. (20) Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?
Jakobus 2, 17-20

Nachdem er erklärt hat, dass wir rein aus Gnade erlöst worden sind, betont Paulus im Hinblick auf das neue Leben eines Christen:

Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?
Römer 6, 3

In anderen Worten ist ein Gläubiger mit Christus gestorben, ist er ein Sklave der Gerechtigkeit geworden. Wenn er wirklich zum Herrn gehört, wird er neue Prioritäten haben:

Aber der feste Grund Gottes besteht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinen; und: Es lasse ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn nennt.
2 Timotheus 2,19

Die Schrift lehrt eindeutig, dass ein wahrer Christ sich reinigt, weil der Heilige Geist ihn dazu treibt. Das äußerliche Merkmal eines echten Christen sind die Früchte, die er trägt. Es wird zwar nicht damit gerechnet, dass alle viel Frucht tragen, aber alle tragen zumindest Früchte.

Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einiges hundertfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach.
Matthäus 13,8

Was ist Glaube und was ist Heilsgewissheit?

Jemand wie zum Beispiel Zane Hodges sieht in dem Glauben nichts anderes als eine Zustimmung: Gott spricht mich in Jesus Christus gerecht; ich stimme zu. Aber ist der Glaube nicht mehr als das: er hat auch eine stark emotionale Komponente und ist ebenso ein festes Vertrauen auf den Herrn. Ein gutes Beispiel von einem echten Glauben sehen wir bei Marta aus Betanien, wenn Jesus die Auferstehung ihres Bruders erwähnt.

Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; (26) und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? (27) Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.
Johannes 11, 25-27

Die Heilsgewissheit war ein Lieblingsthema der Reformatoren bei ihrem Streit mit den Katholiken. Leider gehen die Free Grace-Anhänger zu weit, wenn sie sagen, dass man 100-prozentig sicher sein kann, dass man gerettet ist. Das klingt viel zu kalt und rechnerisch. Die Heilsgewissheit ist eine Verheißung Gottes, die ein Christ mit viel Demut und Dankbarkeit empfangen sollte. Dabei gilt auch, was die Bibel sagt:

Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.
1 Korinther 10, 12

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