Eine der wichtigsten Aufforderung des Wortes Gottes an uns Christen ist die Bereitschaft, immer wieder zu vergeben. Ein Christ, der nicht bereit ist, Barmherzigkeit zu erweisen, hat das Wesen seiner Religion nicht wirklich verstanden. Dieses wichtige Prinzip wird im Lukasevangelium von Jesus unterstrichen:
Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigen würde und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben.
Lukas 17, 3-4
Gott ist barmherzig, deshalb sollen wir auch vergeben
Die Heilige Schrift betont immer wieder, dass Gott langsam zum Zorn und reich an Barmherzigkeit ist. Gott vergibt gerne.
Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen.
Psalm 86, 5
Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben.
Psalm 103, 8-9
Wie unser himmlischer Vater barmherzig ist, so sollten auch wir sein. Wir sollen seine Nachahmer sein, weil es seinem Willen entspricht.
Nachdem wir vergeben haben, ist es auch unsere Pflicht zu vergessen. Wer die Sünden der anderen immer wieder erwähnt, hat sie ihnen in Wirklichkeit nie vergeben. Wenn Gott unsere Schuld vergibt, wirft er sie ins tiefste Meer und vergisst sie auf ewig:
Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.
Micha 7, 19
Unsere Vergebung ist die Voraussetzung für Gottes Vergebung
Wir können auch nicht erwarten, dass Gott unsere Missetaten vergibt, wenn wir selbst nicht bereit sind, anderen zu vergeben. Dieses Prinzip finden wir zum Beispiel im Vater Unser:
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Matthäus 6, 12
In dem Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht (Matthäus 18) wird klar, dass wir das, was wir Gott schulden, nicht mit dem vergleichen können, was die anderen uns schulden. Meistens sind wir nicht bereit zu vergeben, obwohl der Nächste sich bei uns nur wegen einer „Kleinigkeit“ schuldig gemacht hat. Das, was wir Gott schulden, ist viel größer und verdient sogar den ewigen Tod.
Gottes Vergebung ist nicht umsonst
Gott vergibt uns unsere Sünden nicht einfach, weil es seiner Willkür entspricht. Nein, wenn wir gegen Ihn oder gegen unseren Bruder sündigen, dann entsteht eine echte Verletzung, die man nicht so einfach wegwischen kann. Diese Beleidigung verlangt in den Augen Gottes, der vollkommen gerecht ist, sowohl eine Strafe als auch eine Wiedergutmachung. Dafür musste Jesus Christus, der Sohn Gottes, am Kreuz sterben. In seiner unendlichen Liebe hat Gott seinen Zorn auf sich selbst (auf seinen eigenen Sohn) abgewendet.
Warum die Vergebung die Reue des Täters voraussetzt?
Viele Christen fühlen sich verpflichtet, jemand zu vergeben, auch wenn sie es nicht tun sollten. Denn vergeben kann man nur, wenn der Täter seine Tat bereut und um Vergebung bittet. So handelt auch Gott mit uns: Er kann unsere Sünden nicht vergeben, wenn wir sie nicht bekennen und Ihn nicht um Vergebung bitten. Diese Wahrheit wird im 1 Johannesbrief klar unterstrichen:
Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
1 Johannes 1, 8-9
Es gibt leider Menschen, auch in christlichen Gemeinden, die andere seelisch schwer verletzt haben und nicht bereit sind, ihre Schuld zu einzugestehen. Diese Verletzungen können viele Formen haben: Verachtung, Demütigung, Missbrauch oder (sexuelle) Ausbeutung, Ungerechtigkeiten auch im materiellen Bereich usw. Solange diese Menschen keine Bereitschaft zeigen, ihre Vergehen zu bereuen, kann es für sie keine Vergebung von Gott geben. Und wenn Gott nicht vergibt, wer könnte uns zwingen, selbst zu vergeben.
Das kann eine Erleichterung sein, wenn wir einem Verbrecher oder einem Menschen, der uns etwas sehr böses angetan hat, nicht vergeben müssen, weil er uns nicht um Vergebung bitten möchte. Gott steht auf unserer Seite, weil er das genauso sieht.