Soll ein Christ die 10 Gebote halten?

10_geboteEs geht in diesem Artikel um die Frage, ob Christen die unter Gottes Gnade leben, noch an das Gesetz gebunden sind.

In vielen christlichen Kreisen hört man oft, dass ein Christ nicht mehr verpflichtet ist, die Gebote zu halten, weil das mosaische Gesetz abgeschafft wurde. In anderen christlichen Gruppen wird die Einhaltung der Gebote als eine wichtige Pflicht verstanden, obwohl bei ihnen die Rechtfertigung allein durch Gnade vertreten wird. In noch anderen Kreisen werden die menschlichen Fähigkeiten so hervorgehoben, dass man sich fragen kann, ob der Mensch noch Gottes Gnade bedarf.

Das Evangelium ist die gute Nachricht, dass wir ohne das Gesetz gerecht gesprochen werden

Die wichtigste Wiederentdeckung der Reformation ist, dass der Sünder allein durch Gnade gerechtfertigt wird, ohne dass er die Forderungen des Gesetzes erfüllen muss. Wenn man näher hinschaut, was Paulus sagt, ist diese Behauptung unbestreitbar:

So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Römer 3, 28

Das Gesetz hatte die Aufgabe, uns unsere Schuld zu zeigen und zu Christus zu führen:

So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden.
Galater  3, 24

Bei Christen drückt die Einhaltung der Gebote den Wunsch aus, mit Christus zu leben

Der Christ wird ständig aufgefordert, in der Gemeinschaft mit Jesus Christus zu leben und seine Position im Glauben so zu befestigen.

Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.
Kolosser 2, 6-7

Warum ist es so? Weil die Kraft des Heiligen Geistes nur denen geschenkt wird, die in Christus tief verwurzelt sind. Der Geist befähigt uns, das zu tun, was das Gesetz verlangt und wir mit unserer eigenen Kraft nicht vollziehen konnten:

Ich sage aber: Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen.   Galater 5, 16

Welche Rolle hat das Gesetz noch?

Wenn der Christ tatsächlich in der Zeit des Evangeliums lebt, heißt es dann, dass er die 10 Gebote als moralische Normen nicht mehr braucht? Ich denke nicht, denn Gebote wie „du sollst nicht töten“ oder „du sollst nicht stehlen“ Ausdruck des ewigen Willen Gottes sind. Es kann nicht sein, dass sie plötzlich keine Geltung mehr haben. Die Reformatoren haben vom dritten Gebrauch des Gesetzes gesprochen: das Gesetz deckt das Böse in uns auf (1), es führt uns zu Christus (2); es zeigt aber auch den Erlösten, wie sie ihre Dankbarkeit ausdrücken können (3).

Der Wille Gottes wurde bereits durch das Gesetz Mose ausgedrückt, aber er kommt in dem Gesetz Christi noch besser zum Ausdruck. Ist es nicht das, was der Apostel Johannes meint?

Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
Johannes 1, 17

Der Christ sollte deshalb das Gesetz anwenden, wie Jesus es ausgelegt hat. Wir sehen zum Beispiel im Matthäusevangelium, dass Jesus eine verschärfte Auslegung des Gesetzes bietet:

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig.
Matthäus 5, 21-22

In dieser neuen Ordnung heißt es nicht, dass Gott strenger geworden ist. Es bedeutet eher, dass die Heiligkeit Gottes klarer dargestellt wird. Aber gleichzeitig erhält seine Gnade eine noch größere Dimension, weil Gott mich nicht mehr aufgrund meiner guten Taten gerecht spricht, sondern nur wegen seinem Sohn.

Das moralische Ziel des Gesetz wird offen gelegt: es geht darum, Gott und seinen Nächsten zu lieben. Eine treibende Kraft wird den Kinder Gottes gegeben: der Heilige Geist.

Versteckter Legalismus heute

Es ist unglaublich, wie viel Gesetzlichkeit sich noch heute in den Gemeinden verbirgt. Viele Menschen leiden darunter, dass man sie im normalen Leben als Versager abgestempelt hat, aber wenn ihnen in der Gemeinde verkündet wird, dass sie sich mit Gottes Hilfe verbessern können, dann wird eine neue Form von Legalismus eingeführt.

Die Gute Nachricht betont, dass wir ohne Christus (mit eigenen Mitteln) Gott nicht gefallen können. Was ein Versager braucht (wir sind alle Versager vor Gott!!!) ist der Glaube an einen mächtigen und gleichzeitig gnädigen Gott.

Ich sage aber: Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen.   Galater 5, 16

2 Kommentare

  1. was spricht gegen das Halten der 10 Gebote ? Wer würde sagen, dass ein Christ jemand ist, der stiehlt, der falsch Zeugnis redet, der seine Eltern über den Tisch zieht ? Nur Paulus wird gerne falsch verstanden, um Gesetzlosigkeit zu rechtfertigen.
    Ich denke mir immer : warum reißt man seine Aussagen bewußt aus dem Kontext, oder analysiert frei heraus ohne Hintergrundinformation zu sammeln, ich habe über verdrehte Lehren des Paulus einen Link gemacht, und berücksichtige auch sehr intensiv den Kontext siehe http://workupload.com/file/HfcUBJ4
    Dies ist aus meinem Buch http://workupload.com/file/wXuYH8t

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