Völlige Verderbtheit

Die Lehre der völligen Verderbtheit des Menschen gehört zu den sogenannten Gnadenlehren oder 5 Punkten des Calvinismus. Gemäß dieser Lehre ist die Natur, die der Mensch von Adam geerbt hat, in allen ihren Bestandteilen verdorben. Leib, Verstand, Seele, aber auch der Wille des Menschen befinden sich nicht mehr in dem Zustand, den sie vor dem Sündenfall hatten. Viele Christen vertreten zwar die Meinung, dass der Mensch nach Adams Fall eine sündhafte Natur geerbt hat; nicht alle würden jedoch zustimmen, dass diese Natur völlig verdorben ist.

Bevor wir uns mit dem Wahrheitsgrad dieser Aussage befassen, müssen wir zunächst klären, was genau mit völliger Verderbtheit gemeint ist. Wenn behauptet wird, dass der Mensch gänzlich verdorben ist, bedeutet dies natürlich nicht, dass er gar keine Fähigkeit mehr hätte, etwas Gutes zu tun. Es heißt vielmehr, dass es keinen Teil seiner Person gibt, der nicht von der Sünde beeinträchtigt wurde.

Arminianer behaupten dagegen, dass der Wille des Menschen unangetastet blieb, frei sozusagen. Dieser Unterschied ist für sie wichtig, denn wäre der Wille des Menschen nicht mehr frei, könnte der Mensch nicht mehr für seine Sünde verantwortlich gemacht werden. Er wäre sozusagen zur Sünde vorprogrammiert.

Calvinisten erwidern, dass der Wille des Menschen so sehr von der Sünde geprägt ist, dass der Mensch nicht mehr nach Gott sucht und nicht mehr auf seine Angebote antworten will. Es ist nicht, dass er es nicht könnte; er will einfach nicht.

Anderer wichtiger Punkt: Wenn die Bibel sagt, dass der Mensch tot in seiner Sünde ist, meint sie nicht nur, dass der Mensch aufgrund seiner bösen Werke unter dem Zorn Gottes steht, sondern auch, dass er regungslos geworden ist. Er muss deshalb „geistlich“ erweckt, wiedergeboren werden, bevor er auf Gott antworten kann.

Biblische Argumente für diese Lehre

Der Prophet Jesaja bemerkt in Kapitel 64, Vers 6, dass niemand mehr unter dem Volk Gott sucht und das, weil Gott sich zurückgezogen:

Niemand ruft deinen Namen an oder macht sich auf, dass er sich an dich halte; denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und lässt uns vergehen unter der Gewalt unsrer Schuld.

Weiter in Jesaja 66,4 wirft der Herr seinem Volk vor, ihn ignoriert und das Böse gesucht zu haben, obwohl Gott sich oft offenbart hat:

Denn ich rief und niemand antwortete, ich redete und sie hörten nicht und taten, was mir nicht gefiel, und hatten ihre Lust an dem, woran ich kein Wohlgefallen hatte.

Eine solches Desinteresse für Gott entspricht der menschlichen Natur von der Geburt an, wie Jeremia bemerkt:

Kann etwa ein Mohr seine Haut wandeln oder ein Panther seine Flecken? So wenig könnt auch ihr Gutes tun, die ihr ans Böse gewöhnt seid. Jeremia 13,23

Jemand könnte erwidern, dass diese Feststellung dem damaligen Geschlecht galt. Sie soll aber nicht unbedingt allen Menschen gelten.

Wenn Jesus aber von der Verlorenheit der Menschen spricht, betont er, dass die Menschen den Geist Gottes nicht empfangen können, weil sie geistlich blind sind. Nicht nur ein Teil hat mit diesem Problem zu kämpfen, sondern alle:

…den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Johannes 14,17

Paulus wiederholt diesen Gedanken in 1 Korinther 2,14:

Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden.

Derselbe Apostel zitiert auch in seinem Brief an die Römer den Psalm 14 und malt ein trauriges Bild der Menschheit:

Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Römer 3,11-12

Wegen der Sünde vermag kein Mensch Gottes Ansprüchen gerecht zu werden:

Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht. Römer 8,7

Paulus geht noch weiter und spricht in Epheser 2,5-6 von einem geistlichen Tod bei dem Menschen:

… da wir tot waren in den Sünden… er hat uns auferweckt.

Bevor der Mensch Gott suchen kann, muss er auferweckt werden. Möglicherweise hat Paulus die Prophetie der Totengebeine von Hesekiel 37 im Sinne:

Weissage zum Odem; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Odem: So spricht Gott der HERR: Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden! Hesekiel 37,9

Problematische Stellen

Gegen diese Lehre versuchen Arminianer zu beweisen, dass der Mensch doch nicht ganz verdorben ist, weil er:

  • noch moralische Werte besitzt;
  • vernünftig denken kann, wenn es in seinem Interesse liegt;
  • eine freie Entscheidung für oder gegen Gott treffen kann.

Paulus macht im Römerbrief deutlich, dass die Heiden wohl erkennen, was Gottes Wille ist, ihn niederhalten und gerade deshalb kann sie Gott zur Verantwortung ziehen:

Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alles gottlose Wesen und alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. Römer 1,18-19

Weiter in Kapitel 2 betont Paulus, dass Gottes Gebote im Herzen der Menschen geschrieben sind:

Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das Gesetz fordert, so sind sie, obwohl sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie beweisen damit, dass in ihr Herz geschrieben ist, was das Gesetz fordert, zumal ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die einander anklagen oder auch entschuldigen – an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Christus Jesus richten wird, wie es mein Evangelium bezeugt. Römer 2,14-16

Wenn der Mensch tatsächlich unfähig wäre, Gottes Willen zu tun, warum würde Gott es von ihm verlangen? Gott kann nicht etwas wollen, was der Mensch nicht vermag, sonst wäre Gott ungerecht.

Lesen wir nicht in Jeremia 4 folgende Aufforderungen:

Willst du dich, Israel, bekehren, spricht der HERR, so kehre dich zu mir! … Beschneidet euch für den HERRN und tut weg die Vorhaut eures Herzens, ihr Männer von Juda und ihr Leute von Jerusalem…So wasche nun, Jerusalem, dein Herz von der Bosheit, auf dass dir geholfen werde. Jeremia 4, 1+4+14

Diese Aussage lässt tatsächlich vermuten, dass der Mensch sich bewegen und Buße tun kann, bevor Gott ihm helfen kann.

Wie lassen sich diese Verse mit der Lehre der völligen Verderbtheit vereinbaren?

Die Tatsache, dass der Mensch Gottes Existenz und dessen Willen wahrnehmen kann, spricht keineswegs dafür, dass der Mensch tatsächlich in der Lage ist, sich zu Gott zu bekehren. Die Verse von Römer 1 und 2 beweisen nur, dass der Mensch willentlich gegen Gott sündigt und deshalb für seine Rebellion voll verantwortlich ist. Im Kapitel 3 argumentiert Paulus so, dass er dem Menschen die Willensfreiheit nicht gönnt, weil der Mensch, obwohl er weiß, dass Gott ihn liebt und für ihn das Beste will, völlig unverständig reagiert und nicht nach Gott fragt. In gewissem Sinne ist der Mensch frei, aber diese Freiheit gebraucht er, um seine Begierde zu befriedigen.

Wenn Gott durch Jeremia den Menschen zur Umkehr auffordert, redet er so, um seine Vergebungsbereitschaft unter Beweis zu stellen. Gott ist gnädig und deshalb will er die Menschen warnen. Weiter, in Vers 20, fügt Gott hinzu:

Aber mein Volk ist toll und glaubt mir nicht. Töricht sind sie und achten’s nicht; weise sind sie genug, Übles zu tun, aber recht tun wollen sie nicht lernen.

Hier wird auf das wahre Problem hingewiesen: der Mensch will nicht lernen, was recht ist, weil seine Natur verdorben ist.

Gibt es keine Ausnahmen? Gibt es keine Menschen, die anders gesinnt sind? Wie sollen wir verstehen, was in der Apostelgeschichte über den Hauptmann Kornelius berichtet wird? Was sagt der Engel zu ihm?

Deine Gebete und deine Almosen sind vor Gott gekommen und er hat ihrer gedacht. Apostelgeschichte 10,4

Da Gottes Wort keine Widersprüche enthält und eine Rechtfertigung durch Werke ausgeschlossen ist, müssen wir annehmen, dass Gott in ihm das Gute gewirkt haben muss. Obwohl Kornelius das Evangelium noch nicht gehört hatte, hatte der Heilige Geist bereits sein Herz vorbereitet. Als er die Frohe Botschaft von Jesus durch Paulus gehört hat, hat er sie von Herzen angenommen.

Wir finden mindestens eine Bibelstelle, die eindeutig belegt, dass ein Mensch den Heiligen Geist schon im Bauch seiner Mutter haben kann. Von Johannes den Täufer wird gesagt:

Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem Heiligen Geist. Lukas 1,15

In Wirklichkeit zeigen diese Stellen, dass wenn Gott einen Menschen erwählt, er in ihm unwiderstehlich wirkt, bis dieser Mensch zum Glauben kommt.

Schlusswort

Die Lehre der völligen Verderbtheit des Menschen macht deutlich, warum Gott unwiderstehlich wirken muss, bevor ein verlorener Mensch zum Glauben kommen kann. Der Mensch ist so zu einem tiefen Punkt gefallen, dass er nicht mehr Gott suchen möchte. Sein Wille, obwohl ungehindert, ist nicht geneigt, das Gute zu suchen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Mensch keine Verantwortung trägt, denn Gott warnt ihn unmissverständlich durch sein Wort.

8 Kommentare

  1. Schade, ich dachte nach den ersten 2 Abschnitten dieses Artikels, dass es darum geht den Wahrheitsgehalt dieser Lehre zu untersuchen. Leider geht es nur um die Verteitigung der calvinistischen Lehre.
    Mir fallen auf Anhieb ein paar Stellen ind er Bibel ein, die der Lehre der völligen Verderbtheit wiedersprechen, z.B. Apg. 17,27, Hesekiel 33, Off. 3,20, Mt 23,37, Jesaja 55,6.7.
    Es wäre schön gewesen, wenn der Kontext der einzelenen Stellen betrachtet worden wäre um herauszufinden, was sie sagen solle. Denn wenn man z. B. die zuerst genannte Stelle (Jesaja 64,6) nimmt und weiterliest, dann findet man z.B. „Ich bin gesucht worden von denen, die nicht nach mir fragten“ (Jesaja 66,1). Die Lehre der völligen Verderbtheit besagt aber, dass der Mensch nicht sucht und auch nicht suchen kann.
    Bei einer kritischen Auseinandersetzung mit diesem Thema hätte ich erwatet, dass der Kontext beleutet. Leider werden nur aus dem Zusammenhang gerissenen Verse aufgeführt. Das kann man in beide Richtungen (Calivismus und Arminianismus) machen. Hilft aber nicht die Bibel richtig zu verstehen.
    Daher mein Rat an alle: Schaut euch die genanten Bibelstellen im Kontext an.

    • Vielen Dank für die interessanten Verse! Ich glaube jedoch nicht, dass sie der Lehre der völligen Verderbtheit widersprechen.
      Calvinisten lehren nicht, dass ein Mensch Gott nicht suchen kann oder will. Wir sagen nur, dass er das nur kann, wenn Gott in ihm wirkt.
      Das ist auch kein Widerspruch, die Menschen dazu aufzufordern, denn sie tragen trotzdem eine Verantwortung und Gott kann ihnen dazu verhelfen.
      Ein Beispiel: Jesus sagt in Matthäus 11,27: Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will. Im nächsten Vers ruft aber Jesus aus: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!
      Apg 17,27 betont nur, dass es Gottes Wille ist, dass die Menschen ihn suchen. Mit Gottes Beistand können sie es auch. Die Epikuräer waren Agnostiker und die Stoiker Pantheisten. Für sie war eine solche Möglichkeit völlig ausgeschlossen.
      Die anderen zitierten Verse wie Hesekiel 33,11 Matthäus 23,37 Jesaja 55,6-7 sind Verheißungen, die an Bedingungen geknüpft sind. Sie können sich nur erfüllen, wenn Gott vorher Buße schenkt, wie Jesus es in Matthäus 11 erklärt.
      Offenbarung 3,20 wird oft zitiert, aber im Kontext falsch verstanden. Das Angebot wird nicht Ungläubigen gemacht, sondern Christen, die sich von Jesus entfernt haben.

      • Lieber Autor von Christozentrisch,
        danke für die Antwort auf meinen Kommentar. Leider verstehe ich ihre Antwort nicht.
        Sie sagen, dass die Bibelstellen Hesekiel 33,11, Matthäus 23,37 und Jesaja 55,6-7 Verheißungen sind, die an Bedingungen geknüpft sind.
        Sehen wir uns die Bibelstellen im Kontext an:

        Hesekiel 33,8-20
        8 Wenn ich zu dem Gottlosen sage: »Du Gottloser, du mußt gewißlich sterben!« und du sagst es ihm nicht, um den Gottlosen vor seinem Weg zu warnen, so wird jener, der Gottlose, um seiner Sünde willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. 9 Wenn du aber den Gottlosen vor seinem Weg warnst, damit er davon umkehrt, und er von seinem Weg nicht umkehren will, so wird er um seiner Sünde willen sterben; du aber hast deine Seele gerettet.
        10 Du nun, Menschensohn, sprich zu dem Haus Israel: So redet ihr und sagt: »Unsere Übertretungen und unsere Sünden liegen auf uns, daß wir darunter verschmachten; wie können wir leben?« 11 Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern daran, daß der Gottlose umkehre von seinem Weg und lebe! Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen! Warum wollt ihr sterben, o Haus Israel?
        12 Und du, Menschensohn, sprich zu den Kindern deines Volkes: Den Gerechten wird seine Gerechtigkeit nicht retten an dem Tag, da er sich versündigt; und den Gottlosen wird seine Gottlosigkeit nicht zu Fall bringen an dem Tag, da er von seiner Gottlosigkeit umkehrt, so wenig wie den Gerechten seine Gerechtigkeit am Leben erhalten wird an dem Tag, da er sündigt. 13 Wenn ich von dem Gerechten sage: »Er soll gewißlich leben!«, und er verläßt sich auf seine Gerechtigkeit und tut Unrecht, so soll nicht mehr an all seine gerechten Taten gedacht werden; sondern um seines Unrechts willen, das er getan hat, soll er sterben.
        14 Und wenn ich zu dem Gottlosen sage: »Du sollst gewißlich sterben!«, und er kehrt von seiner Sünde um und übt Recht und Gerechtigkeit, 15 so daß der Gottlose das Pfand wiedergibt, den Raub zurückerstattet und in den Satzungen des Lebens wandelt, ohne Unrecht zu tun, so soll er gewißlich leben und nicht sterben. 16 Auch soll bei ihm nicht mehr an alle seine Sünden gedacht werden, die er getan hat; er hat Recht und Gerechtigkeit geübt, er soll gewißlich leben!
        17 Dennoch sagen die Kinder deines Volkes: »Der Weg des Herrn ist nicht richtig!« – dabei ist es doch ihr Weg, der nicht richtig ist! 18 Wenn der Gerechte sich von seiner Gerechtigkeit abkehrt und Unrecht tut, so muß er deshalb sterben; 19 wenn aber der Gottlose sich von seiner Gottlosigkeit abkehrt und Recht und Gerechtigkeit übt, so soll er deswegen leben! 20 Da ihr aber sagt: »Der Weg des Herrn ist nicht richtig!«, so will ich jeden von euch nach seinen Wegen richten, Haus Israel!

        Hesekiel bekommt den Auftrag, die Gottlosen zu warnen. Dabei ist Hesekiels Verantwortung den Gottlosen zu warnen. Wenn der Gottlose nicht umkehren will (Vers 9), dann wird der Gottlose wegen seiner Sünde sterben. Hier wird die Verantwortung des Menschen sehr deutlich gezeigt. Entweder will man nicht umkehren und wird nicht gerettet, oder man kehrt um und wird gerettet (Verse 12 und 14).
        In Vers 11 spricht Gott: „Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen!“. Ich denke, dass es zur Wahrhaftigkeit Gottes gehört, dass er keine leeren Worte macht. Wenn er sagt, dass man umkehren soll, dann muss es auch die Möglichkeit geben, dass man umkehrt.

        Ich kenne die Einwände, dass es ja auch möglich ist, umzukehren, wenn Gott es so vorherbestimmt hat. Aber diesen Einwand verstehe ich nicht. Wenn mein Fahrlehrer sagt, dass ich losfahren soll, aber er drückt auf seiner Seite die Kupplung, so dass ich nicht losfahren kann, auch wenn ich es will, dann würde das keiner als wahrhaftig bezeichnen. Er verspottet mich. Gott verspottet und Menschen nicht. Er liebt uns. Er hat seinen Sohn gegeben, damit jeder, der an Ihn glaubt nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Das ist der Gott, an den ich glaube.

        Ja, es gibt eine Verheißung, für die eine Bedingung erfüllt werden muss: Wer Buße tut, der wird gerettet.

        Zur nächsten Stelle: Matthäus 23,37-39
        37 Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt! 38 Siehe, euer Haus wird euch verwüstet gelassen werden; 39 denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet: »Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!«

        Der Kontext sind die Weherufe über die Schriftgelehrten und Pharisäer. Auch in diesen Versen wird die Verantwortung des Menschen betont: Ihr habt nicht gewollt!
        Wollte Gott sein Volk sammeln?
        Hat er es gerufen?
        War der Ruf nicht wirksam? (OK, das war ein Seitenhieb auf eine weitere calvinistische Lehre)
        Wenn Gott zur Umkehr ruft, dann will er, dass wir umkehren. In meinem Denken passt das nicht zusammen, dass Gott allwissend und allweise ist und trotzdem Menschen zur Umkehr ruft, die sowieso nicht umkehren können, weil er sie nicht zur Rettung vorgesehen hat und daher auch nicht ruft.
        Es kann sein, dass sie mit „Verheißung“ meinen, dass Israel verstockt wird (Vers 39). Die Bedingung, die Israel dafür erfüllt hat, war immer wieder Gottes Angebot zur Umkehr abzulehnen. Da sehen wir die Verantwortung der Vorfahren für ihre Nachfahren. Das ist eine Wahrheit, die wir zum Beispiel in den 10 Geboten finden. Von daher glaube ich auch, dass nicht jeder Mensch die gleiche Chance hat zum lebendigen Glauben an Gott zu kommen. Aber das liegt nicht daran, dass Gott vor Grundlegung der Welt gewürfelt hat, wer gerettet wird, sondern daran, dass die Vorfahren entweder Gottesfürchtig waren oder nicht.

        Die letzte Stelle ist Jesaja 55,6-7:
        6 Sucht den Herrn, solange er zu finden ist; ruft ihn an, während er nahe ist! 7 Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Übeltäter seine Gedanken; und er kehre um zu dem Herrn, so wird er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.

        Lest euch den Kontext selber durch. Für mich gibt es da keine Andeutung, dass Gott zwar sagt, dass wir ihn suchen sollen, aber es nicht so meint.

        Zu Apg 17,27 schreiben sie, dass es nur Gotts Wille ist, dass die Menschen ihn suchen. Das ist aber nicht, was der Text sagt:
        Apg. 17,27 damit sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen und finden möchten; und doch ist er ja jedem einzelnen von uns nicht ferne;

        Da steht, dass Gott alles so gemacht hat, damit sie ihn suchen. Ich verstehe es so, dass Gott alles dran setzt, damit wir ihn suchen. Und ja, wegen unserer verdorbenen Natur wollen die meisten Menschen Gott nicht suchen. Aber manche erkennen Gott in der Natur. Manche in der Geschichte. Andere haben noch andere Zugänge zum Glauben gefunden. Jedoch die meisten leben ihr Leben ohne nach dem Sinn zu fragen. Daher müssen wir ja auch zu ihnen hingehen und ihnen das Evangelium erzählen und sie zu Jüngern machen. Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben. Der Glaube kommt aus der Verkündigung (Römer 10).

        Die von Ihnen zitierte Stelle aus Matthäus 11,27 muss ich sagen, dass meiner Meinung nach recht deutlich wird, wem Jesus den Vater offenbaren will. Diejenigen, die zu Jesus kommen und sich erquicken lassen sind diejenigen, denen er den Vater offenbaren wird.

        Insbesondere wenn man in Matthäus 11 ab Vers 20 liest, wird deutlich, dass Jesus nicht der Meinung war, dass es vorherbestimmt ist, wer Buße tut. Er sagt nämlich, dass bestimmte Städte Buße getan hätten, wenn bei ihnen die Wunder geschehen wären, die in anderen Städten gesehen sind. Also wenn Jesus das sagt, dann glaube ich ihm. Und dann muss das auch möglich sein. Aber diese Städte haben keine Buße getan. Sonst hätte Jesus sie ja nicht als Beispiel benutzt. (ich hoffe diese Argumentation ist verständlich)

        Mit Offenbarung 3,20 haben Sie Recht, dass damit Christen gemeint sind, die sich von Jesus entfernt haben. Aber auch hier wird die Verantwortung des Menschen gezeigt. Wer macht die Tür auf? Jesus tritt nicht die Tür auf, sondern wir müssen sie aufmachen. Damit sind wir bei einem weiteren diskussionswürdigen Thema angekommen: Die Verlierbarkeit des Heils. Aber dieses Fass mache ich jetzt nicht auf.

        Meine Verständnis: Wir Menschen sind total Verderbt! An uns ist nichts Gutes! Aber Gott in seiner Liebe hat seinen Sohn gesandt, der unsere Schuld auf sich nahm. Gott stellt uns vor die Wahl: Wollen wir sein Angebot annehmen und Ihn aufnehmen, dann werden wir Gerettet. Aber wenn wir das Angebot nicht annehmen wollen, dann werden wir nicht gerettet und müssen als Konsequenz auch die Ewigkeit in der Gottesferne verbringen.
        Wir tragen nichts zu unserer Errettung bei, sondern wir nehmen ein Geschenk an, oder wir lehnen es ab.

        Es kann sein, dass ich falsch liege. Aber es kann sein, dass ich richtig liege. Werden wir Gott in all seiner Größe völlig verstehen? Wenn wir beim Lesen der Bibel zu einem unterschiedlichen Verständnis gelangen, dann liegt das daran, dass wir unvollkommene Menschen sind. Wir sind durch Prägung beeinflusst und halten einen Vers für wichtiger als einen anderen. Wenn wir Gott besser verstehen wollen, dann ist es gut, wenn verschiedene Meinungen ausgetauscht und diskutiert werden. Dadurch können wir einander helfen und das Verständnis für die andere Position stärken.

      • Sie sagen: Wir Menschen sind total verdorben. Was soll ich aber unter „total“ verstehen? Völlige Verderbtheit bedeutet nicht nur, dass der Mensch in der Sünde lebt, sondern dass er auch völlig unfähig ist, Gott zu suchen und deshalb umzukehren. Ich habe in diesem Blog genug Belege vorgelegt, dass es in der Tat so ist.
        Diese Verderbtheit schließt nicht aus, dass ein Mensch trotzdem für seine bösen Taten verantwortlich ist. Gott spricht zu intelligenten Geschöpfen. Wenn Er sagt: Kehrt um und ihr sollt leben! verheißt er seine Vergebung jedem, der Buße tut. Trotz seiner Verderbtheit ist ein sündiger Mensch völlig in der Lage zu begreifen, was Gott sagt.
        Die entscheidende Frage ist deshalb nicht, ob der Mensch versteht oder nicht, was Gott sagt, sondern ob er das tun will! Deshalb ist das Beispiel mit dem Fahrschullehrer nicht zutreffend. In der Tat wäre es ein Unding, wenn Gott mir Dinge abnehmen würde, die ich selber tun könnte. Gott verhindert auch niemand zum Glauben zu kommen!
        Wenn Gott befiehlt: Tut das und ihr sollt leben! ist es, was ich eine „Verheißung“ nenne. Er sagt: Haltet meine Gebote und ihr werdet leben! Was ist betrügerisch, wenn Gott so etwas verspricht? Es entspricht seiner heiligen und gerechten Natur und er kann die Meßlatte nicht herabsetzen, sonst wäre er nicht Gott. Würde der Mensch es tun, würde er mit Sicherheit bekommen, was Gott verspricht. Das Problem ist, dass kein Mensch durch die Einhaltung des Gesetzes gerettet werden kann, weil keiner alle Gebote jederzeit halten kann. Aus diesem Grund musste Jesus kommen, diese Gebote für uns halten und unsere Schuld auf sich nehmen.
        Ich möchte jetzt folgende Aussage von Ihnen unter die Lupe nehmen: „Gott stellt uns vor die Wahl: Wollen wir sein Angebot annehmen und Ihn aufnehmen, dann werden wir gerettet. Aber wenn wir das Angebot nicht annehmen wollen, dann werden wir nicht gerettet und müssen als Konsequenz auch die Ewigkeit in der Gottesferne verbringen. Wir tragen nichts zu unserer Errettung bei, sondern wir nehmen ein Geschenk an, oder wir lehnen es ab.“
        – In der Bibel ist Errettung nicht nur das, was Christus am Kreuz getan hat, sondern auch, was Gott tut, wenn er einem Menschen den Glauben schenkt (siehe Römer 8, 30). Es wäre schön, wenn der Mensch tatsächlich vor der Wahl gestellt wäre und vernünftig reagieren könnte. Es ist aber nicht so, wenn Gott nicht eingreifen würde. Nehmen wir zum Beispiel, was Paulus in Epheser 2 sagt! Er sagt: wir waren tot in unseren Sünden. Er meint nicht nur, dass wir aufgrund unserer Sünden „zum Tode verurteilt waren“; er will auch damit sagen, dass wir geistlich regungslos waren und unfähig, Gott zu suchen.
        V.4-5: Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! Ich frage: was bedeutet, dass Gott uns LEBENDIG gemacht hat? Heißt es, dass er uns ein Angebot gemacht hat, wie wir geholfen werden könnten? – Nein, das heißt, dass er uns durch seinen Geist zum Leben erweckt hat, DAMIT wir sein Angebot annehmen. Paulus lehrt in 1.Korinther 2,14: Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss.
        Hätte Gott uns nicht seinen Geist geschenkt, wäre KEINER von uns zum Glauben gekommen. Der Gedanke, dass ein Mensch seine Bekehrung in der Hand habe, steht nirgendwo in der Bibel. Wenn ein Mensch umkehrt, ist es nur, weil Gott in ihm wirkt (Epheser 3,20-21).
        Ist meine Erklärung einleuchtend?

      • Lieber Autor von Christozentrisch,
        ich stimme nicht mit Ihnen überein, dass Sie genug Belege vorgelegt haben um sagen zu können, dass die völlige Verderbtheit wie Sie sie lehren eine Tatsache ist.

        In meinem letzten Kommentar habe ich die von mir angeführten Bibelstellen erläutert. Nun will ich die von Ihnen aufgeführten Bibelstellen in den Zusammenhang stellen.

        Jesaja 64,6 ist Teil eines Bußgebets auf das Gott wie folgt antwortet:
        Jesaja 65: 1 Ich bin gesucht worden von denen, die nicht nach mir fragten; ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten; ich habe gesagt: »Hier bin ich; hier bin ich!«, zu einem Volk, über dem mein Name nicht ausgerufen war.
        2 Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt nach einem widerspenstigen Volk, das seinen eigenen Gedanken nachgeht auf einem Weg, der nicht gut ist.
        Gott selber sagt, dass er von denen gesucht worden ist, die nicht nach ihm fragten.

        Und dann Vers 12: über euch will ich als Schicksal das Schwert verhängen, dass ihr alle zur Schlachtung hinsinken werdet! Denn als ich rief, da habt ihr nicht geantwortet; als ich redete, da habt ihr nicht hören wollen; sondern ihr habt getan, was in meinen Augen böse ist, und habt erwählt, was mir nicht gefiel.
        Gott zieht Israel zur Verantwortung, weil sie nicht gehört haben, als er sie rief. Daher ist anzunehmen, dass sie dafür Verantwortung tragen, ob sie hören, oder nicht.

        Der von Ihnen angeführte Vers aus Jesaja 66,4 spricht meiner Meinung nach auch von der Verantwortung des Menschen. Es handelt sich bei diesem Vers um einen Teil einer Gerichtsbotschaft. Und das Gericht kommt, weil Israel nicht auf Gott gehört hat. Dann ist es doch falsch, dieses als Beleg dafür anzuführen, dass wir Menschen Gott nicht suchen kann, oder?

        Zu Jeremia 13,23: in den Versen davor (15-17) steht, dass Juda auf Gott hören soll bevor es zu spät ist! In Vers 17 steht sogar: Wenn ihr aber nicht hören wollt, so wird meine Seele im Verborgenen weinen wegen eures Hochmuts;
        Es ist wieder davon die Rede, dass sie nicht hören wollen. Da steht nicht, dass sie nicht hören konnten sondern nicht hören wollten.
        In Vers 27 steht lesen wir auch noch die Frage an Jerusalem: Willst du denn nicht rein werden? Das verstehe ich als Angebot. Aber wir wissen aus der Geschichte Israels, dass sie nicht auf Gott gehört haben und in die Gefangenschaft Geführt wurden. Sie haben sich gegen Gottes Angebot entschieden!

        Zu Johannes 14,17 und 1 Korinther 2,14; Ja, es ist richtig, das Ungläubige den Heiligen Geist nicht haben und verstehen. Der wird den Menschen gegeben wen sie gläubig werden. Er ist das Unterpfand unseres Erbes.

        Zu Römer 3,11: Wenn wir nur den Vers 11 betrachten, dann muss man ihn so verstehen, dass es keinen Juden gab, der Gott gesucht hat. Aber ist das der Punkt, den Paulus in diesen Versen deutlich machen will? Es geht doch darum zu zeigen, dass alle Menschen vor Gott schuldig sind. Nicht nur die Heiden, sondern auch die Juden. Daher frage ich mich, ob das Suchen der Juden wirklich so gemeint ist, dass sie Gott nicht kannten und auch nicht kennen lernen wollten, oder ob sie seinen Willen nicht suchten. Dieser Gedanke wird meiner Meinung nach gestützt, wenn man sich Hebräer 11,6 ansieht, wo das gleiche Wort gebraucht wird: 6 Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist und dass er die belohnen wird, welche ihn suchen.
        Entweder wiederspricht dieser Vers direkt der Auslegung, dass keiner Gott sucht, oder dieses Suchen ist so zu verstehen, dass man den Willen Gottes sucht.

        Es bleibt noch Epheser 2,5-6 und das ist mir ehrlich gesagt zu dünn, um zu sagen, dass die Lehre der völligen Verderbtheit wie sie von Reformierten Kreisen gelehrt wird als Bewiesen anzuerkennen.

        Noch eine Antwort auf ihren letzten Kommentar:
        Sie Schreiben: „Der Gedanke, dass ein Mensch seine Bekehrung in der Hand habe, steht nirgendwo in der Bibel“. Das glaube ich auch nicht. Ich kann mich nicht darauf verlassen, das ich mich in 5, 10 oder 20 Jahren noch bekehren kann, selbst wenn ich dann noch lebe. Es kann passieren, dass unser Herz verstockt wird (es gibt genug Beispiele dafür in der Bibel). Das bedeutet aber nicht, dass wir zu keiner Zeit in unserem Leben vor der Entscheidung stehen, ob wir Jesus als unseren Herrn annehmen wollen oder nicht. Bekanntes Beispiel dafür ist der Kerkermeister in Philippi. Paulus sagt zu ihm: Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst gerettet werden.
        Ein weiteres Beispiel ist das Ende der Pfingstpredigt in Apg. 2,37-41:
        Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Brüder? Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, hinzurufen wird. Und mit vielen anderen Worten legte er Zeugnis ab und ermahnte sie und sagte: Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!
        Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen; und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan.
        Petrus sagte zu Ihnen „Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!“. Das liest sich für mich schon so, als könnten die Menschen entscheiden, ob sie sich retten lassen oder nicht.
        Auch 2. Korinther 5 lässt diesen Schluss zu:
        Vers 11: In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir daher die Menschen zu überzeugen, Gott aber sind wir offenbar; ich hoffe aber auch in eurem Gewissen offenbar zu sein.
        Vers 20: So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!
        In diesem Abschnitt beschreibt Paulus seinen Dienst. Auch hier bittet er, dass sich die Menschen mit Gott versöhnen lassen. Er versucht sie zu überzeugen. Überzeugen muss ich nur jemanden, der eine Wahl hat. Wenn jemand tot ist, dann brauche ich nicht zu versuchen ihn zu überzeugen. Daher ist mein Verständnis der Bibel, dass wir die Entscheidung haben, ob wir Gottes Geschenk annehmen oder nicht.

        Ich will hier keinen Streit vom Zaun brechen. Aber mir ist wichtig, dass die Argumente beider Seiten gehört werden und sich die Leser selber eine Meinung bilden können.
        Vielen Dank, dass Sie auch andere Meinungen veröffentlichen. Da ich meine Meinung zu genüge aufgeschrieben habe, werde ich keinen weiteren Kommentar zu diesem Thema schreiben.
        Ich bin mir bewusst, dass ich Sie nicht von Ihrer Überzeugung abbringen kann. Muss ich auch nicht. Wir sind Brüder in Christus. Wir wissen beide, dass wir nicht aufgrund unserer schlauen Erkenntnisse oder guten Werke gerettet werden, sondern weil Gott uns gerettet hat.

        Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für ihren Dienst für den HERRN.

        P.S.: Da unter Ihrem Kommentar keine Möglichkeit zur Antwort gegeben war habe ich diesen Kommentar wieder unter Ihren Bog geschrieben. Sie dürfen diesen Kommentar gerne hinter Ihren
        Kommentar setzen, damit die Reihenfolge der Kommentare nicht zur verwirrung führt.

      • Lassen Sie mich dann auf diese Verse kurz eingehen!

        Entgegen Ihrer Meinung lehrt Jesaja 64,6 deutlich, dass niemand Gott suchen und finden KANN, wenn Gott in seiner Gnade es nicht zulässt. Dieser Vers erklärt, dass Gott sein Amgesicht den Israeliten aufgrund ihrer zahlreichen Sünden verborgen hat, obwohl Er sich immer wieder ihnen offenbart hatte (siehe auch dazu Jesaja 65,2ff). Die Konsequenz der Ablehnung von Gott ist, dass Gott die Menschen in ihre verkehrten Neigungen dahingibt (siehe Ende von Vers 6). Der Text nennt die Ursache für die Verstocktheit, die einem solchen Dahingeben folgt: Es geschieht, WEIL Gott sein Angesicht den Menschen verborgen hat! Daraus folgt, dass der Mensch Gott nicht finden kann, wenn Gott es nicht will. Schauen Sie bitte genau, was Paulus in Römer 1 über das Dahingeben der Heiden erklärt. Sie haben klare Beweise dafür, dass Gott existiert, aber sie leugnen es und die Verstockung ihrer Sinne ist das gerechte Urteil Gottes.
        Gott schenkt die Bekehrung nur einem Überrest seines Volkes, den Er aus Gnade erwählt hat (siehe Römer 11,5). Dazu gehört der Prophet, der Buße tut (64,7-11). In Jesaja 65,1 geht es nicht um Israel, sondern um die Heiden: „Ich bin gesucht worden von denen, die nicht nach mir fragten; ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten; ich habe gesagt: »Hier bin ich; hier bin ich!«, zu einem Volk, über dem mein Name nicht ausgerufen war.“ Das ist hier ein Paradox, denn wie kann ein Mensch Gott finden, wenn er ihn nicht sucht? Gott möchte damit sagen: Ich habe mich Menschen offenbart, die mich nicht gesucht haben! In Römer 11,11 erklärt Paulus, dass die temporäre Verstockung Israels eine Tür den Heiden geöffnet hat. Erst am Ende der Zeit wird sich Gott seinem ganzen Volk wieder zuwenden, nicht sofort, wie Jesaja oder Paulus es gewünscht hätten.

        Zu Jeremia 13,23 –
        Sie verstehen offenbar nicht, dass (1) die moralische Verantwortung des Menschen, wenn dieser Gottes Botschaft hört und (2) seine Fähigkeit, das Heilsangebot aus freien Stücken zu ergreifen auf zwei ganz unterschiedlichen Ebenen liegen! Das zweite hängt nur von der freien Wahl Gottes ab. Der Mensch versteht zwar, was Gott sagt. Er versteht auch seine Warnungen. Nichtsdestotrotz ignoriert er sie und lässt sich nicht zurechtweisen. Warum? Weil er seit dem Sündenfall unfähig ist, das zu wollen! Das ist, was Gott im Vers 23 feststellt: Kann wohl ein Mohr seine Haut verwandeln, oder ein Leopard seine Flecken? Dann könnt ihr auch Gutes tun, die ihr gewohnt seid, Böses zu tun!

        Zu Römer 3,11 –
        Schauen Sie sich ihre Aussage an: „Daher frage ich mich, ob das Suchen der Juden wirklich so gemeint ist, dass sie Gott nicht kannten und auch nicht kennen lernen wollten, oder ob sie seinen Willen nicht suchten“ ! Wo liegt bitte schön den Unterschied zwischen „Gott nicht kennen wollen“ und „Gott nicht suchen“? Wenn die Bibel sagt, dass der Mensch Gott nicht sucht, es ist nicht so gemeint, dass es im Menschen keine religiösen Bestrebungen gäbe, sondern dass sich der Mensch dem Willen und der Herrschaft Gottes nicht unterordnen WILL. Er macht sich immer seine Götzen, egal welche Erkenntnis er von Gott hat. Wenn Gott schon so etwas den Israeliten vorwirft, wieviel mehr gilt es für die anderen Menschen, „deren Verstand verfinstert ist und die entfremdet sind dem Leben Gottes, wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens“, wie Paulus in Epheser 4,18 lehrt !?

        Wenn Sie „ehrlich“ der Meinung sind, dass, was Paulus in Epheser 2,5-6 sagt, zu dünn ist, um die Lehre der völligen Verderbtheit zu beweisen, dann muss ich ernshaft Ihre sog. Ehrlichkeit hinterfragen. Könnte es sein, dass Sie, voll von Vorurteilen, über ein Thema reden wollen, das Sie bisher nicht wirklich verstanden haben? Ich befürchte ja, denn es wird am Ende in dieser Aussage deutlich: „Überzeugen muss ich nur jemanden, der eine Wahl hat. Wenn jemand tot ist, dann brauche ich nicht zu versuchen ihn zu überzeugen. Daher ist mein Verständnis der Bibel, dass wir die Entscheidung haben, ob wir Gottes Geschenk annehmen oder nicht.“ Ist das Ihr Verständnis von der Gnade? Dadurch, dass Sie die schweren Folgen der Sünde leugnen, verstehen Sie auch nicht wirklich, was Gnade letzendlich bedeutet!

  2. Das ist ein für mich derzeit (mal wieder) interessantes Thema, und ich
    freue mich über diese sehr sachlich-nüchterne Art zu debattieren.
    ´
    Du schreibst: „Calvinisten lehren nicht, dass ein Mensch Gott nicht
    suchen kann oder will. Wir sagen nur, dass er das nur kann, wenn Gott
    in ihm wirkt. Das ist auch kein Widerspruch, die Menschen dazu
    aufzufordern, denn sie tragen trotzdem eine Verantwortung und Gott
    kann ihnen dazu verhelfen.“

    Warum werden manche Menschen zum ewigen Leben gerettet und warum gehen viele verloren?

    Sind die Geretteten freiwillig gerettet, weil sie es wollten oder ausschließlich,
    weil Gott sie retten wollte?

    Warum gehen die Ungläubigen am Ende verloren?
    Weil Gott sie nicht erwählt hat und sie nicht mit unwiderstehlicher Gnade zu sich gerufen hat oder weil sie sich nicht rufen lassen wollten?

    • Tobias,
      die Bibel lehrt eindeutig, dass ein Mensch nur gerettet werden kann, wenn Gott ihn unwiderstehlich zu sich zieht. Die logische Folge von dieser Lehre ist, dass Gott diesen Menschen zum Heil vorherbestimmt haben muss, sonst würde er ungläubig bleiben und könnte niemals gerettet werden.
      Ungläubige gehen verloren, weil sie Gott ablehnen und an die Frohe Botschaft nicht glauben, die sie retten könnte. Es geschieht nicht, weil Gott sie daran hindert, sondern aufgrund ihres verkehrten Herzens. Sie werden nicht „wirksam“ geholfen, weil Gott sie nicht zum Heil bestimmt hat.
      Viele meinen, es ist völlig ungerecht. Nein, es ist nicht, weil Gott nicht verpflichtet ist, irgend jemand zu retten. Wenn Er es tut, ist es immer aus reiner Gnade.
      Ich möchte das Ganze so zusammenfassen: der Mensch hat zwar einen freien Handlungswillen, aber er hasst Gott und sucht ihn nicht. Niemand könnte gerettet werden, wenn Gott nicht eingreifen würde. Seine rettende Gnade erweist er nicht allen Menschen, sondern nur bestimmten, die er vor Grundlegung der Welt auserwählt hat.

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