Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Begierde in der Welt. So wendet alle Mühe daran und erweist in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Frömmigkeit und in der Frömmigkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe die Liebe zu allen Menschen. Denn wenn dies alles reichlich bei euch ist, wird’s euch nicht faul und unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus.
Genauso wie die Frage der Geistesgaben ist die Frage der Geistesfrüchte ein Thema, das unter Christen zu zahlreichen Kontroversen führt. Vor allem herrscht oft eine große Verwirrung. Es gibt Christen, die Rechtfertigung mit Heiligung verwechseln und andere, die Heiligung mit Rechfertigung verwechseln
Diejenige aus der ersten Gruppe kommen oft aus der Heiligungsbewegung. Sie sind der Meinung, dass menschliche Anstrengungen und Rituale notwendig sind, um ein mit dem Heiligen Geist erfülltes Leben zu erreichen. Sie kommen auf junge Christen mit einem langen Maßnahmenkatalog zu: lies die Bibel in einem Jahr, empfehlen sie, erkenne tagtäglich deine Sünden, organisiere Gebetsnächte, evangelisiere einmal pro Woche… Für sie müssen sich Christen wie Mönche im Mittelalter quälen, um den Höhepunkt des Glaubensleben zu erreichen. Charles Finney pflegte zu sagen: wer das nicht tut, ist ungehorsam.
Die anderen denken, wie im Quietismus damals, dass man in aller Ruhe auf den Heiligen Geist warten muss und nehmen nicht die Aufforderung der Heiligen Schrift wahr, ein heiliges Leben zu führen.
Beide Ansichten können zu einem geistlichen Ungleichgewicht führen. Die Bibel macht an vielen Stellen klar, dass wir in Christus eine neue Identität empfangen haben und dass wir Jesus gleich geworden sind.
Römer 6, 1-5 sagt zum Beispiel:
Was sollen wir nun sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir doch gestorben sind? Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln.
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Das bedeutet: Die Person, die wir früher waren, die über ihr eigenes Leben bestimmte, wurde durch die Wiedergeburt „getötet“. Jetzt sind wir ein neuer Mensch geworden, der mit Christus verbunden ist, in dem der Heilige Geist wohnt.
Erkennen, welche Reichtümer in Christus liegen
Der 2. Petrusbrief macht klar, dass es keine unterschiedlichen Glauben gibt: starke Glauben und schwache Glauben. Der erste Vers betont, dass wir alle…
denselben teuren Glauben empfangen haben durch die Gerechtigkeit, die unser Gott gibt und der Heiland Jesus Christus
Das heißt, der Glaube ist ein Geschenk Gottes, der uns durch die Wiedergeburt verliehen wird. Er ist nicht ein Menschenwerk, wie viele denken, das die Voraussetzung für das von Gott gegebene Leben schafft.
Durch den Glauben an Jesus wird uns auch die Rechtfertigung geschenkt. Die Gerechtigkeit Jesu, die er durch seinen aktiven Gehorsam erworben hat, wird uns zugerechnet, so dass wir „durch Jesus und in ihm“ Gott gefallen können.
Viel mehr, der Epheserbrief zeigt im Kapitel 1, welche Reichtümer wir noch in Jesus bekommen haben: die Erwählung, die Adoption, die Erlösung, die Vergebung der Sünden, die Erkenntnis seines Willens, ein himmlisches Erbe, die Versiegelung durch den Heiligen Geistes…
Wie töricht wäre ein Mensch, auf dessen Bankkonto eine Milliarde Euro überwiesen wurde, wenn er einen schweren Beruf weiter ausüben würde, mit dem er sehr wenig Geld verdient und sich die Gesundheit ruiniert.
Ähnlich leben Christen, die nach Geistesfrüchten streben, ohne diese Erkenntnis der Liebe Gottes zu haben.
Konsequent unter dem Einfluss des Heiligen Geistes leben
Aber wie kann diese Erkenntnis Frucht hervorbringen? Der Apostel Paulus sagt im Epheserbrief 5,18:
Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.
Damit meint er: lebt nicht unter einem schlechten Einfluss, sondern bleibt ständig unter dem Einfluss des Heiligen Geistes! Das heißt ganz konkret: lebt mit dieser Erkenntnis, dass ihr von Gott geliebt seid, Menschen, die einen Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit empfangen habt! (2 Tim. 1,7)
Aus dieser Erkenntnis heraus setzt jetzt alles in Bewegung, um die Merkmale des neuen Lebens in Christus zu zeigen. Strebt nach diesen Dingen aus Dankbarkeit heraus, weil ihr verstanden habt, was ihr in Jesus besitzt.
Petrus fügt hinzu in seinem zweiten Brief, Kapitel 1, Vers 8:
Denn wenn dies alles reichlich bei euch ist, wird’s euch nicht faul und unfruchtbar sein lassen…