Du bist mit Sicherheit Christ, wenn du diese Frage stellst. Ich vermute sogar, dass du in einem westlichen Land lebst. Würdest du in Afrika oder in Asien leben, hättest du sicherlich eine andere Erfahrung, denn dort kommen mehr Menschen zum Glauben als bei uns im Westen. Ein Bekannter von mir, der vor kurzem in einem Land der Sahara-Zone war, berichtete, dass zurzeit viele Muslime sich zum Christentum bekehren, wenn sie sehen, wie unbarmherzig ein gewisser Islam ist und wie geduldig manche Christen angesichts der Verfolgung reagieren.
Lass mich jetzt ein paar Antworten zu der Frage geben, warum so wenige Menschen in Westen zum Glauben kommen!
Die theologische Antwort
Es sind nur wenige, die zum Glauben kommen, weil wir heute in der Endzeit leben.
Paulus sagt zu Timotheus:
Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen… 1. Timotheus 4,1
Jesus hat auch in seiner Rede auf dem Ölberg gewarnt:
Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen. Und weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Matthäus 24,11-12
Ich habe ein kleines Problem mit dieser Erklärung. Beachte, dass sowohl Christus als auch Paulus von einem Abfall der Christenheit sprechen und nicht von der Tatsache, dass nur wenige gläubig werden! Ich bin mir auch nicht sicher, dass mit Endzeit ausschließlich unsere „heutige“ Zeit gemeint ist. Ist es nicht so, dass die Bibel unter Endzeit die ganze Zeitperiode zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Jesu meint?
Die fromme Antwort
Es kommen so wenige zum Glauben, weil du zu wenig betest.
Es mag sein, dass du – oder ich – zu wenig beten, dass Menschen zum Glauben finden. Es kann aber auch sein, dass du sehr viel dafür betest. Vielleicht betest du seit Jahren, dass jemand aus deiner Familie, oder ein Freund, an Jesus Christus glaubt und es passiert nichts !? Denke nicht, dass deine Sünde oder dein Unglaube „die“ Gründe sind, warum Gott nicht handelt! Manchmal machen wir nichts Falsches. Vorbildliche Missionare haben wenige oder gar keine Menschen zum Glauben geführt. Denke zum Beispiel an den Propheten Jeremia, der in einer schrecklichen Zeit des Gerichts lebte!
Die calvinistische Antwort
Es kommen so wenige zum Glauben, weil Gott nur noch wenige zum Leben prädestiniert hat.
Diese Antwort ist nicht falsch, aber ich befürchte, dass sie uns zu einer gewissen Resignation führen kann. Es sollte nicht die Gesinnung eines Christen sein, sich von einem solchen Argument trösten zu lassen. Ein Christ sollte so leben, dass er versucht, Menschen für Christus zu gewinnen, weil er weiß, dass Gottes Willen darin besteht, dass allerlei Menschen gerettet werden.
Die „pelagianische“ Antwort
Es kommen so wenige zum Glauben, weil sie einfach nicht den Willen dazu haben.
Pelagius war dieser Mönch, der in 5. Jahrhundert die Meinung vertrat, dass der Mensch trotz Sündenfalls weiterhin einen völlig freien Willen hat. Falls auch du dieser Ansicht bist, dann brauchst du übrigens auch nicht zu beten! Denn was bringt es zu beten, wenn Gott keinen Einfluss auf die Menschen haben möchte, weil er ihre Freiheit respektiert?
Die atheistische Antwort
Es kommen nur wenige zum Glauben, weil der moderne Mensch aufgeklärt ist und sich nicht mehr so leicht durch religiöse Argumente überzeugen lässt.
Ich befürchte, dass der Grund, weshalb Menschen nicht mehr an Gott glauben wollen, nicht in erster Linie intellektuell ist, sondern eher moralisch. Der moderne Mensch möchte autonom sein und sich niemand mehr unterordnen.
Die Reaktion des Glaubens
Unsere Reaktion sollte die Reaktion von Menschen sein, die aus Glauben leben. Gott sagte damals zum Propheten Habakuk:
Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben. Habakuk 2,4
Jesus bewundert den Glauben dieser Witwe, die bei dem ungerechten Richter ihrer Stadt um ihr gutes Recht kämpfte. Sie ließ sich nicht entmutigen und kam jeden Tag zu diesem Richter mit derselben Bitte, bis sie ihr Ziel erreichte. Jesus stellt nicht in Frage, dass Gott unsere Bitten beantworten wird, wenn wir die gleiche Beharrlichkeit zeigen:
Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?
Der Glaube versteht nicht immer, warum Gott in seiner Souveränität so handelt, wie er es tut, aber er zweifelt nicht daran, dass der Herr vollkommene Pläne hat.
Klasse Beitrag, musste bei der „pelagianischen“ Antwort etwas Schmunzeln :)