Bei der Beantwortung der Frage, welche Geistesgaben noch heute in Kraft sind, ist viel Einsicht erforderlich. Viele Christen verfallen in einen extremen Rationalismus, in dem sie alle übernatürliche Gaben für die heutige Zeit ablehnen, während andere eine perfekte Kontinuität in allen Zeitepochen sehen und somit die biblische Geschichte zeitlich „platt bügeln“ (siehe Hebräer 1: 1-2a).

Wir befassen uns in dieser Studie mit den sogenannten Offenbarungsgaben. Das sind neutestamentlichen Geistesgaben wie zum Beispiel die Prophetie oder das Zungenreden. Wir vertreten die Position, dass diese Gaben im normalen Leben der Gemeinde aufgehört haben, weil sie, wie wir sehen werden, ihre Funktion bereits erfüllt haben.

Die Bibel sagt nirgendwo, dass übernatürliche Geistesgaben wie die Gabe der Heilung, der Wunder oder der Unterscheidung aufgehört hätten, obwohl davon auszugehen ist, dass diese besondere Geistesgaben heute nur selten vorkommen. Viele angebliche Wunderheiler sind in Wirklichkeit nur Scharlatane.

Der Glaube ist ein für allemal überliefert worden

Wenn wir sagen, dass Gott noch heute redet, meinen wir nicht damit, dass Er uns neue Offenbarungen neben der Schrift schenkt, sondern dass Er durch die Bibel spricht oder uns Erkenntnisse schenkt, die wir aus der Heiligen Schrift zum Teil entnommen haben.

Wenn in der Predigt ein Pastor die Schrift richtig auslegt, erstellt er geistliche Zusammenhänge, die in irgendeiner Weise prophetisch sind (in diesem Sinne ist er ein Prophet!) aber er vermittelt grundsätzlich keine neuen Erkenntnisse.

In diesem Zusammenhang spielt auch der Menschenverstand eine wesentliche Rolle, weil wir Prinzipien aus der Bibel ableiten, die uns helfen sollen, wichtige Entscheidungen zu treffen; wir bekommen aber im Normalfall keine Eingebungen, wo der Verstand nicht aktiv eine Rolle spielen würde. Gott kann selbstverständlich in Einzelfällen auch durch Träume, Visionen oder Auditionen reden, aber sie dienen nicht dazu, die Gemeinde zu erbauen, wie das gepredigte Wort es tut. Wir sollten auf keinen Fall diese Erfahrungen suchen.

In der Pfingst- und in der charismatischen Bewegung wird dagegen angenommen, dass Gott unaufhörlich redet. In seinem Buch „Surprised by the Power of the Spirit“ betont Jack Deere, dass die Bibel überall von Zeichen und Wundern berichtet und weil Gottes Reden nie aufgehört hat, muss es heute auch genauso sein. Nichts in der Schrift erlaubt uns zu denken, laut Deere, dass vor der Wiederkunft Christi Gott gewisse Gaben zurückgenommen hätte; es würden heute sogar noch Apostel und Propheten geben.

Dennoch gibt Jack Deere gerne zu, dass der Kanon der Schrift abgeschlossen ist und dass man heutige Prophetien nicht mit neutestamentlichen Prophetien gleichstellen darf. Sie betreffen eher Situationen der alltäglichen Lebens und müssen immer anhand der Schrift geprüft werden. In der Hinsicht ist er aber nicht mehr konsequent, denn er müsste logischerweise die Ansicht vertreten, dass der Kanon doch nicht abgeschlossen ist. Wenn Gott immer noch so redet wie damals, warum gäbe es keine neuen biblischen Bücher?

Warum wünschen sich Charismatisker so sehr, dass Gott heute noch durch Träume oder Visionen redet? Weil in ihren Kreisen angenommen wird, dass die Schrift zwar über wesentliche Bestandteile unseres Glaubens redet, wie den Weg der Erlösung, die Heiligung und die zukünftigen Dinge aber in dem praktischen Alltag nicht ausreicht. Wie mit kleinen Kindern, die noch nicht scharf überlegen können, muss uns Gott den Weg deutlich zeigen.

Dieser Gedanke wird aber von der Heiligen Schrift selbst bei weitem nicht unterstützt. Im Gegensatz sagt die Bibel, dass unser Verstand erneuert werden muss, damit wir prüfen (oder überlegen) können, was der Wille Gottes für uns wirklich ist.

Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes (Verstand), dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Römer 12: 2

Wie kann unser Verstand erneuert werden? In dem wir uns an die schriftlichen Überlieferungen halten, sie in uns wirken lassen und dadurch zu jedem guten Werk ausgerüstet werden:

Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast, und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.
2 Timotheus 3:14-17

Gott hat sich im Alten Testament oft durch Visionen und diverse Eingebungen offenbart, weil die Menschen damals noch kein klares Verständnis von seinem Willen hatten. Heute ist es aber so, dass Gott durch Jesus und seine Apostel so klar redet, dass wir keiner weiteren Anweisungen mehr bedürfen. Das ist zum Beispiel das, was folgende Stelle ausdrücken will:

Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn.
Hebräer 1: 1-2a

Paulus unterstreicht, wie großartig seine eigene Botschaft ist:

Daran könnt ihr, wenn ihr es lest, meine Einsicht in das Geheimnis des Christus erkennen, das in früheren Generationen den Menschenkindern nicht bekanntgemacht wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist…
Epheser 3:4-5

Inhalt dieser Offenbarung ist das, was wir Glauben nennen. Damit wir nicht unsere Überzeugung gemeint, sondern der Inhalt an dem wir glauben. Dieser Glaube ist ein für allemal durch Jesus und die neutestamentlichen Propheten überliefert worden:

Geliebte, da es mir ein großes Anliegen ist, euch von dem gemeinsamen Heil zu schreiben, hielt ich es für notwendig, euch mit der Ermahnung zu schreiben, dass ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal überliefert worden ist.
Juda 3

Die Propheten (die Apostel waren auch Propheten) haben ein Fundament gelegt, worauf wir bauen sollen. Das prophetische Reden ist nicht mehr notwendig, weil diese Grundlage bereits vorhanden ist:

So seid ihr nun …auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist,
Epheser 2: 19-20

Unsere Aufgabe besteht darin, uns an dieses Muster zu halten:

Aus diesem Grund erleide ich dies auch; aber ich schäme mich nicht. Denn ich weiß, an wen ich glaube, und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, das mir anvertraute Gut zu bewahren bis zu jenem Tag. Halte dich an das Muster der gesunden Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist!
2 Timotheus 1:12-13

Prophetie und Zungenreden waren Offenbarungsgaben

Wir wollen jetzt zeigen, dass in der Urgemeinde prophetisches Reden und Zungenreden Offenbarungsgaben waren. Zweck dieser Gaben war hauptsächlich, das Fundament unseres Glaubens zu legen.

Nicht alle Erkenntnisse, die Gott so offenbart hat, sind im Kanon der Schrift aufgenommen worden (die ganze apostolische Tradition ist nicht drin) und nicht alles, was die Propheten gesagt haben, diente zur Belehrung – Wir gehen zum Beispiel davon aus, dass Philippus Töchter, die prophezeien konnten, jedoch nicht lehren durften – aber was wir heute durch in der Schrift besitzen macht alles andere überflüssig.

Zungenreden war eine Form von Prophetie

Folgender Vers soll es deutlich zeigen:

Strebt nach der Liebe, doch bemüht euch auch eifrig um die Geisteswirkungen; am meisten aber, dass ihr weissagt! Denn wer in Sprachen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht es, sondern er redet Geheimnisse im Geist.
1 Korinther 14:1

Das griechische Wort mysterion, das hier für Geheimnisse verwendet wird, meint Dinge, die solange versteckt bleiben, bis Gott sie offenbart. Wir finden diesen Ausdruck auch zum Beispiel im Epheserbrief:

Deshalb [bin] ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die Heiden. Ihr habt ja gewiß von der Haushalterschaft der Gnade Gottes gehört, die mir für euch gegeben worden ist, daß er mich das Geheimnis durch Offenbarung wissen ließ, wie ich zuvor kurz geschrieben habe. Daran könnt ihr, wenn ihr es lest, meine Einsicht in das Geheimnis des Christus erkennen, das in früheren Generationen den Menschenkindern nicht bekanntgemacht wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist…
Epheser 3:1-5

In anderen Worten ist der Inhalt der Zungenrede eine Offenbarung Gottes. Die Besonderheit dieser Offenbarung ist, dass sie in einer ausländischen Sprache erfolgt, die nur wenige verstehen, so dass sie noch übersetzt werden muss. Wenn dies geschieht, dann ist sie wie eine Prophetie, die man direkt vernehmen kann. Sie hat auch deren Wert.

Paulus scheint, der Prophetie einen höheren Wert zu geben als der Zungenrede:

Und Gott hat in der Gemeinde etliche eingesetzt, erstens als Apostel, zweitens als Propheten, drittens als Lehrer; sodann Wunderkräfte, dann Gnadengaben der Heilungen, der Hilfeleistung, der Leitung, verschiedene Sprachen.
1 Korinther 12:28

Denn wer weissagt, ist größer, als wer in Sprachen redet…
1 Korinther 14:5b

Dies gilt aber nur, solange die Sprache nicht übersetzt wurde:

… es sei denn, daß er es auslegt, damit die Gemeinde Erbauung empfängt.
1 Korinther 14:5c

Die Tatsache, dass die Zungenrede interpretiert werden muss, zeigt, dass sie doch eine wertvolle Offenbarung enthält, welche die Gemeinde aufbauen soll.

Derjenige, der in Zungen spricht, spricht durch den Heiligen Geist im Namen Gottes:

Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet zwar mein Geist (oder der Geist in mir), aber mein Verstand ist ohne Frucht.
1 Korinther 14:14

Da Menschengeist und Verstand die selbe Realität ausdrücken („erneuert werdet im Geist eurer Gesinnung“ Epheser 4:23), müssen wir verstehen, dass hier mit dem Geist der Heilige Geist gemeint ist.

Das Zungenrede war ein Zeichen für Israel

Mitten in seiner Argumentation sagt Paulus folgendes:

Im Gesetz steht geschrieben: »Ich will mit fremden Sprachen und mit fremden Lippen zu diesem Volk reden, aber auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr«. Darum dienen die Sprachen als ein Zeichen, und zwar nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die Weissagung aber ist nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen.
1 Korinther 14:21-22

Hiermit zitiert er die Worte einer Prophetie in Jesaja 28:11-12 und macht damit klar, dass Sprachen ein Zeichen für das ungläubige Volk Israel sind. Gott wollte zu diesem verstocktes Volk durch die Lippen von Fremden reden, aber Israel hat diese Botschaft missachtet, weil es für sie wie unverständliche Laute klang. Diese Tatsache spricht dafür, dass Zungenreden in einer menschlichen Sprache erfolgt, und nicht in einer ekstatischen Sprache.

Ein Beispiel dafür finden wir in Apostelgeschichte 2, als der Heilige Geist zum Pfingstfest ausgegossen wurde. Die Apostel haben damals in Sprache geredet, die die ausländischen Zuhörer als ihre eigene Sprache erkannt haben. Die Juden von Jerusalem dagegen haben diese Worte für Unsinn gehalten:

Andere aber spotteten und sprachen: Sie sind voll süßen Weines!
Apostelgeschichte 2:13

Dieses Zeichen wurde mit der Zerstreuung Israels im Jahre 70 nach Christus überflüssig.

Die Propheten waren unfehlbar

Die neutestamentlichen Propheten kommen in der Auflistung von 1 Korinther 12:28 an zweiter Stelle hinter den Aposteln und vor den Lehrern.

Dies ist nicht von ungefähr. Das Merkmal der biblischen Prophetie ist, dass sie unfehlbar ist, weil Gott selbst durch die Propheten spricht.

Wie schon im Alten Testament betont, wurde ein Prophet, der ein falsches Zeugnis gab, als falscher Prophet erkannt:

Wenn du aber in deinem Herzen sprichst: »Woran können wir das Wort erkennen, das der Herr nicht geredet hat?«, [dann sollst du wissen:] Wenn der Prophet im Namen des Herrn redet, und jenes Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist es ein Wort, das der Herr nicht geredet hat; der Prophet hat aus Vermessenheit geredet, du sollst dich vor ihm nicht fürchten!
5 Mose 18:21-22

Einige Kommentatoren unterstreichen, dass in Apostelgeschichte 21 der Rat des Propheten Agabus von Paulus nicht gefolgt wurde, was dafür spricht, dass man den allgemeinen Wert einer Prophetie bewerten durfte. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Aussagen von Agabus minderwertig waren. Paulus erkannte sie wohl als Gottes Wort, wie viele vorherigen Prophetien über ihn:

Und siehe, jetzt reise ich gebunden im Geist nach Jerusalem, ohne zu wissen, was mir dort begegnen wird, außer daß der Heilige Geist von Stadt zu Stadt Zeugnis gibt und sagt, daß Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten.
Apostelgeschichte 20:22-23

Angebliche Argumente für die Fortdauer dieser Gaben

Wir befassen uns in diesem Kapitel mit der Erfahrung der Pfingst- bzw. charismatischen Gemeinden sowie mit deren biblischen Argumenten, um diese Praxis zu rechtfertigen. Wir werden zeigen, dass sie der neutestamentlichen Praxis fremd ist, denn diese sogenannten Gaben nur ein blasser Schimmer der neutestamentlichen Manifestationen darstellen.

1. Das Zungenreden

Das Zungenreden wird meistens als ekstatische Sprache verstanden. Fälle von echter Xenolalie (Reden in einer ausländischen Sprache, die man nie gelernt hat) wurden zwar berichtet aber konnten bisher nicht wissenschaftlich belegt werden.

Die Glossolalie wird sowohl in der Gemeinde als auch privat praktiziert. Sie dient meistens zum Lobpreis, wird in Versammlungen von vielen gleichzeitig praktiziert und nur in seltenen Fällen übersetzt, was Paulus Anweisungen in 1 Korinther 14 widerspricht:

Wenn jemand in einer Sprache reden will, so sollen es zwei, höchstens drei sein, und der Reihe nach, und einer soll es auslegen. Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde; er mag aber für sich selbst und für Gott reden.
1 Korinther 14:27-28

Darüber hinaus zeigen neurolinguistische Analysen von aufgezeichneter Glossolalie, dass modernes Zungenreden keine linguistische Struktur besitzt. Folgende Phänomenen moderner Glossolalie wurden festgestellt:

  1. Die phonetischen Strukturen – z.B. die Häufigkeit der Wiederholung von Konsonanten, die Verwendung des englischen »th« oder des deutschen oder französischen »ü« – entsprechen den Strukturen der Muttersprache des Zungenredners.
  2. Innerhalb der Gruppe, die sich um einen bestimmten Leiter schart, gibt es offenkundig kaum Variationen von Klangmustern.
  3. Andere Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass jeder Zungenredner ein identifizierbares Klangmuster hat und manche Glossolalen zwei oder drei unterscheidbare Klangmuster verwenden, die sich manchmal von den phonetischen Strukturen der eigenen Muttersprache unterscheiden.

Diese Feststellungen sind jedoch keine eindeutigen Beweise, dass das Zungenreden vorgetäuscht wird aber zumindest spricht es nicht für dessen Authentizität.

Die Zungenrede ist auch selbsterbauend

Pfingstler und Charismatiker weisen darauf hin, dass Zungenreden nicht nur die Gemeinde erbauen soll, sondern dass es auch eine selbsterbauende Form des Zungenredens gibt.

Sie erwähnen neben dem vorher zitierten Vers, wo die Möglichkeit besteht, für sich selbst zu reden, auch diese beiden Verse zum Beispiel:

Denn wer in Sprachen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott;
1 Korinther 14:2

Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst;
1 Korinther 14:4

Sie weisen auch darauf hin, dass Paulus diese Gabe privat ausgeübt haben soll:

Ich danke meinem Gott, daß ich mehr in Sprachen rede als ihr alle. Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit meinem Verstand reden, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache.
1 Korinther 14:18-19

Antwort:

Ziel der Prophetie ist, der Gemeinde zu dienen. Das tut die Zungenrede alleine nicht, weil sie geheimvoll ist. Mit Rede zu Gott könnte Paulus meinen, dass der Herr diese Geheimnisse versteht, solange sie nicht interpretiert werden. Richard Gaffin ist der Meinung, dass es sich bei dem „Singen in Zungen“ möglicherweise auch um doxologische Aussagen handeln könnte, die Gott verherrlichen sollen, wie zum Beispiel die alttestamentlichen Psalmen. Wie sie auch den Redner erbauen, ist jedoch nicht klar. Wahrscheinlich ist es nur der Fall, wenn der Zungenredner auch gleichzeitig die Übersetzungsgabe besitzt, denn in diesem Fall versteht er selbst, was er sagt.

Die Zungenrede kann auch ekstatisch sein

Es wird zugegeben, dass das Zungenreden von Apostelgeschichte 2 tatsächlich eine Form von Xenolalie war, dass es aber auch eine ekstatische Form der Glossolalie gibt:

Wenn ich in Sprachen der Menschen und der Engel redete…
1 Korinther 13:1

Ich will mit dem Geist beten, ich will aber auch mit dem Verstand beten; ich will mit dem Geist lobsingen, ich will aber auch mit dem Verstand lobsingen.
1 Korinther 14:14

Antwort:

Zu dem ersten Vers meint Paulus nicht, dass Zungenreden tatsächlich eine Engelssprache sein kann, sondern eher hyperbolisch, dass die schönst mögliche Sprache nur von wenig Nutzen ist, wenn sie dem Nächsten in Liebe nicht dient.

Zu dem zweiten Vers: Wir haben auch vorher gezeigt, dass eine Gegenstellung Geist vs. Verstand unhaltbar ist. Der menschliche Geist und der Menschenverstand sind ein und das selbe. Hier ist deshalb der Heilige Geist gemeint und nicht der Menschengeist. Es ist der Geist Gottes, der den Besitz eines Menschen nehmen kann, direkt sprechen oder singen und gleichzeitig Offenbarungen enthüllen kann.

2. Prophetie

Moderne Prophetie wird nicht der neutestamentlichen Prophetie gleichgestellt. Es handelt sich um ein prophetisches Reden, welches manchmal fehlbar ist und auf alle Fälle geprüft werden muss. In anderen Worten kann ein moderner „Prophet“ wertvolle aber auch wenig wertvolle Dinge sagen. Es wird sogar in bestimmten Kreisen angenommen, dass er manchmal durch einen „falschen Geist“ sprechen kann.

Wir haben schon gezeigt, dass die neutestamentlichen Propheten ein anerkanntes Amt besaßen und unfehlbar waren. Durch sie hat Gott direkt gesprochen.

Prophetie muss nicht unbedingt einen Glaubensinhalt haben.

Wenn aber alle weissagten, und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger herein, so würde er von allen überführt, von allen erforscht; und so würde das Verborgene seines Herzens offenbar, und so würde er auf sein Angesicht fallen und Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig in euch ist.
1 Korinther 14: 24-25

In seinem Buch berichtet Jack Deere über einige Prophetien von Paul Cain. Aus diesen Beispielen entnehmen wir, dass das prophetische Reden von Paul Cain darin besteht, Details über das private Leben einer Person der Gemeinde oder von außerhalb zu enthüllen? Viele ähnliche Fälle werden in der heutigen Zeit berichtet.

Im Kontext von 1 Korinther 14 ist der Zweck der Prophetie, die Gemeinde zu erbauen und nicht primär einzelne Menschen. Wir leiten davon ab, dass prophetisches Reden die Form einer Botschaft annahm, welche auch die Sünde des Menschen aufdecken sollten und die Notwendigkeit der Buße unterstrich, wie der Hebräerbrief sagt:

Denn das Wort Gottes … ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern alles ist enthüllt und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben.
Hebräer 4:12-13

Prophetie kann auch minderwertige Elemente enthalten und muss deshalb bewertet werden

Den Geist dämpft nicht! Die Weissagung verachtet nicht! Prüft alles, das Gute behaltet!
1 Thessalonicher 5:19-21

Propheten aber sollen zwei oder drei reden, und die anderen sollen es beurteilen.
1 Korinther 14:29

Es wird angenommen, dass die Qualität einer Prophetie bewertet werden muss.

Im Neuen Testament wird unter Bewertung von Prophetien etwas anderes verstanden. Damit ist nicht gemeint, dass gewisse Prophetien nicht die gleiche Qualität wie andere besitzen, sondern dass es auch falsche Prophetien gibt. Es gibt entweder echte Prophetien oder falsche Prophetien und sie müssen durch Propheten anhand biblischer Erkenntnisse beurteilt werden.

Die Bibel sagt nicht, dass Prophetien und Zungen aufgehört haben

Die Liebe hört niemals auf. Aber seien es Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise; wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan.
1 Korinther 13:8-10

Pfingstler und Charismatiker verstehen die Verse 8 bis 10 als einen Hinweis dafür, dass Prophetie und Zugenreden nie aufgehört haben, denn mit dem Vollkommenen ist eindeutig die Wiederkunft Jesu gemeint. Das heißt also, diese Gaben sollen anhalten bis zur Wiederkunft des Herrn, wo sie dann nicht mehr notwendig sind, weil wir dann eine direkte Erkenntnis haben werden.

Wir denken, dass wir aus diesen Versen nicht eindeutig erkennen können, wann diese Offenbarungsgaben aufhören werden. Der Vers 10 sagt nur, dass das Stückwerk weggetan wird, wenn das Vollkommene da ist. Weissagungen und Prophetie gehören zwar zum Stückwerk, aber es wird nicht explizit gesagt, dass das Stückwerk ausschließlich aus ihnen besteht. Wir genießen immer noch heute eine Erkenntnis, die begrenzt ist (zum Beispiel in der Auslegung der Schrift).

Prophetien und Zungen können zwischen dem Zeitpunkt, zu dem Paulus spricht, und der heutigen Zeit aufgehört haben.

Schlusswort

Was wollten wir in dieser kleinen Studie zeigen?

Uns ist klar, dass heute wie damals Gott zu uns redet. Wie Er das macht, ist eine andere Frage. Das, was wir im NT über Prophetie oder Zungenreden lesen, zeigt, dass Gott diese Gaben gegeben hat, um das Fundament unseres heutigen Glaubens zu legen.

Die heutige Praxis der Pfingst- und charismatischen Gemeinden entspricht nicht, was wir im Neuen Testament finden. Dies ist ein starker Hinweis dafür, dass viele dieser angeblichen Gaben nicht authentisch sind.