Anfang April hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in der Schöpfungsfrage ihre Position erläutert.
Vielleicht erinnern wir uns an diese Auseinandersetzung, als ein Biologielehrer der August-Hermann-Francke-Schule in Gießen (D) in die Kritik geraten war. Dazu hatte sich die hessische Kultusministerin zu Wort gemeldet. Die Theologin Karin Wolff war dafür, dass eine offene und sachliche Diskussion über dieses Thema in den Schulen stattfinden sollte.
Jetzt aber bekennt sich die EKD zur Theistischen Evolution und lehnt den sogenannten biblischen Kreationismus klar ab. Wer ernst genommen werden will, darf die wissenschaftlich etablierte Evolutionstheorie nicht antasten. Jeder sollte auch verstehen, dass man die Sympathisanten des Kreationismus nicht ernst nehmen kann.
Nach der Meinung der EKD betreiben Mitarbeiter von kreationistischen Organisationen wie die Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ nur Pseudowissenschaft. Manchmal frage ich mich: Würde man mit den Kreationisten zurück ins Mittelalter kehren, wie behauptet wird? Wird hier nicht der Kreationismus zur Zielscheibe einer modernen Inquisition? Mich stört auch, dass die EKD sich der theologischen Konsequenzen dieser Stellungnahme nicht ganz bewusst ist.
Wie wird die Bibel verstanden?
Es ist längst bekannt, dass die meisten evangelischen Theologen den Schöpfungsbericht als eine rein ideologisierende Erzählung betrachten. Dabei leugnen sie ganz entscheidend die Irrtümlosigkeit der Bibel. Sie bestreiten nicht, dass der Text in irgendeiner Weise inspiriert ist, aber unter Inspiration verstehen sie nicht, was die Kreationisten verstehen. Ihrer Meinung nach ist Gott den Menschen innewohnend, weil diese aufgrund ihrer Gottesebenbildlichkeit über ihn nachdenken können. Wenn Gott sich für die bibeltreuen Christen in Raum und Zeit offenbaren kann, bleibt er für die modernen Theologen transzendent. Transzendenz bedeutet: Gott kann sich durch menschliche Worte nicht offenbaren und menschliche Worte können Ihn auch nicht beschreiben. Die Vorstellung, dass der allmächtige Schöpfer des Universums sich manisfestieren würde, wird als naiv empfunden. Letztendlich sind und bleiben die alttestamentlichen Überlieferungen nur Glaubenszeugnisse von Menschen, die über einen begrenzten Wissensstand verfügten.
Vielleicht ist der Fehler der „Jungen-Erde-Theorie“-Anhänger, dass sie unbewusst eine eher mechanische Inspiration unterstützen, bei der Gott dem Schreiber jeden Begriff diktieren würde. Muss Gott so reden wie in einer Gebrauchsanweisung? Ich persönlich glaube auch an eine Verbalinspiration der Bibel (siehe die Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit und Inspiration der Bibel); Verbalinspiration heißt aber nicht, dass Gott den Verstand der Schreiber ausschalten muss oder sich keiner sinnbildlichen Elemente bedienen darf. Glauben vielleicht diejenigen, die die Bibel nur buchstäblich verstehen wollen, dass die Raubtiere ausschließlich Gras gefressen haben (1 Mose 1, 30) oder dass die Schlange aus 1 Mose 3, 1 tatsächlich ein Tier war? Sind sie besser informiert als der Apostel Johannes, der in der „alte Schlange“ Satan, den Widersacher Gottes, sieht (Offenbarung 20, 2) und damit diese Schlange als Symbol für die Verführung der heidnischen Religionen deutet? Sehen sie auch nicht die starke Parallele zwischen dem Schöpfungsbericht und der ägyptischen Mythologie (Gott als Töpfer), die übrigens Mose gut kannte? Tatsache ist: der Text von Genesis entspricht keiner bekannten Gattung. Es ist zwar Prosa, aber nicht so naiv wie man denken könnte. Der Schreiber wusste genau, was er damit erzielen wollte (woher eigentlich?)
Die Position der EKD berücksichtigt zu wenig die neutestamentliche Lehre
Die Stellungnahme der EKD ignoriert die Verbindung zwischen Erlösungslehre und Schöpfungslehre, während sie bei Jesus und Paulus immer einen privilegierten Platz eingenommen hat.
Warum erwähnt Jesus bewusst den Schöpfungsbericht in Matthäus 19, 4-5, nachdem die Pharisäer ihn über seine Meinung bezüglich der Scheidung fragten?
Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und SPRACH (1.Mose 2,24): »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden „ein“ Fleisch sein«?
Warum stellt Paulus einen Zusammenhang zwischen Adam, dem ersten Menschen und Christus her (Römer 5,12ff)? Er beschreibt Adam als Bild dessen, der kommen sollte, Christus, und argumentiert dadurch für seine Historizität. Durch diesen einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und Jesus wurde Mensch, um uns von dieser vererbten Sünde zu befreien.
Sind vielleicht die Menschwerdung des Sohnes Gottes, sein Erlösungswerk am Kreuz oder an seine leibliche Auferstehung keine übernatürlichen Eingriffe Gottes in der Geschichte der Menschen?
Die EKD will das Übernatürliche ausmerzen und dem Geist der Aufklärung einen Dienst erweisen. Wie kann sie dabei noch für das Eingreifen Gottes im persönlichen Glaubensleben argumentieren? Kein Wunder, wenn diese Kirche so viele Mitglieder zugunsten der Freikirchen verliert.
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