Immer wieder entfachen neue Publikationen eine heftige Debatte über die Person Jesu. Was wäre die Zeitschrift „Der Spiegel”, wenn sie nicht regelmäßig neue Erkenntnisse über ihn veröffentlichen würde? Unzählige Bücher – oft sehr unsachlich – sind in den letzten Jahrzehnten über Jesus geschrieben worden. Wer hat noch nicht den Bestseller „Sakrileg” von Dan Brown gelesen? 2006 wurde eine Verfilmung des Buches unter dem Titel „The Da Vinci Code – Sakrileg” veröffentlicht. In dem Film wirkt sogar ein renommierter Schauspieler wie Tom Hanks mit.

In diesen eher kritischen Porträts wird meist die Frage gestellt, ob der Jesus der Evangelien wirklich dem historischen Jesus entspricht oder ob uns die Kirche etwas vorgemacht hat.

Meinungen wie Sand am Meer…

Die Debatte um die Person Jesu ist nicht neu. Vielleicht ist es sinnvoll, hier einen kurzen (und sicherlich nicht umfassenden) Überblick zu geben.

Schon damals war der Mann aus Nazareth für die Führer des Volkes Israel ein Ärgernis. Für sie war Jesus ein Betrüger, da er behauptete, der versprochene Messias zu sein. Da dieses Bild nicht in ihre Vorstellung passte, ließen sie ihn durch die römischen Besatzer kreuzigen. Sein Grab wurde bewacht, damit niemand seinen Leib entwendet und behauptet, er sei auferstanden. Wenn wir den Evangelien Glauben schenken, half diese Maßnahme jedoch nicht, sodass sie die römischen Soldaten bestechen mussten, um diesen Gerüchten um seine Auferstehung ein Ende zu setzen.

Im 2. Jahrhundert verbreiteten die Gnostiker eine falsche Vorstellung von Jesus. Die Gnostiker hatten ein dualistisches Weltbild. Da für sie nur die Seele rein war und die materielle Welt böse, konnte Jesus deshalb kein echter Mensch gewesen sein. Jesus vermittelte seinen Jüngern ein Geheimwissen, das sie von der materiellen Welt befreien sollte. Übrigens hätte er laut dem Philippusevangelium (einem gnostischen Werk) Maria Magdalena als Lieblingsjüngerin gehabt. Dan Brown stützt sich in seinem Roman „The Da Vinci Code” indirekt auf das Philippusevangelium und andere gnostische Schriften, die in Nag Hammadi in Ägypten gefunden wurden. Kaiser Konstantin soll dafür verantwortlich sein, dass wir heute eine verfälschte Bibel haben. Eine gute Widerlegung dieser These findet man hier.

Beim ersten Konzil von Nicäa im 4. Jahrhundert wurde die arianische Lehre verurteilt. Arius vertrat die Ansicht, Jesus sei kein Gott, sondern ein hoher Engel. Für ihn war die Göttlichkeit Jesu unvereinbar mit der Einheit Gottes. Das glauben die Zeugen Jehovas übrigens auch.

Im 18. Jahrhundert wurde es mit der Aufklärung und den Anfängen der Leben-Jesu-Forschung viel seriöser (!).
Ein Vertreter dieser Richtung war beispielsweise Ernest Renan, der über Jesus behauptete, er sei ein Träumer gewesen. In seinem 1863 erschienenen Buch „Das Leben Jesu“ erscheint Jesus als ungebildet, naiv und als sanfter Freund der Menschen und Tiere, der in einer idyllischen Gegend aufwuchs und ein neues Gottesbild gegen den finsteren Gott Israels aufstellt.

Von Rudolf Bultmann kennen wir vielleicht den Satz: „Von Jesus wissen wir historisch eigentlich gar nichts; das, was wir sicher wissen, passt auf eine Postkarte.“ Bultmann hielt, wie viele liberale Theologen seiner Zeit, nicht sehr viel von der Historizität der neutestamentlichen Berichte. Er bezeichnete sie als Mythen und wollte sie existentiell deuten. Für ihn war nicht der historische Jesus entscheidend, sondern der kerygmatische, also der Jesus der Botschaft. Bultmann hat die evangelische Theologie maßgeblich beeinflusst, obwohl er von vielen Zeitgenossen scharf kritisiert wurde.

Man kann sich fragen, welchen Nutzen ein solcher Glaube hat, wenn er jeglichen historischen Bezug verliert. Wer die Historizität der Evangelien bestreitet, sollte dem Rat des Apostels Paulus folgen: „Lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!” (1 Korinther 15, 32).

Hinter dieser Theologie verbirgt sich ein grundlegender Fehler: der Gedanke, dass die Wissenschaft unbedingt statistisch und empirisch über historische Fakten urteilen soll, anstatt sich mit der Glaubwürdigkeit historischer Zeugen zu beschäftigen.

Dann gibt es auch diejenigen, die der Meinung sind, Jesus sei ein Revolutionär à la Che Guevara gewesen. S. G. F. Brandon („Jesus und die Zeloten”) und die Befürworter der Maximallösung hielten Jesus für einen Zeloten, der den Tempel von Jerusalem erobern wollte.

Schließlich gibt es auch Menschen wie den Filmregisseur James Cameron (Titanic), die uns glauben machen wollen, das Grab Jesu sei in Talpiot, einem Vorort von Jerusalem, gefunden worden.

Charakteristisch für solche Meinungen ist das scheinbare Wissen der Autoren. Wer sich jedoch kritisch mit ihnen auseinandersetzt, stellt schnell fest, dass viele der Argumente letztendlich unbegründete Denkmodelle sind.

Wer ist wirklich Jesus?

Im Lukasevangelium steht, dass Jesus damals die Frage stellte: „Wer sagt ihr aber, dass ich sei?“ Petrus antwortete: „Du bist der Christus!“

Warum wollen so viele Menschen, dass Jesus jemand anderes sei?
Ganz einfach! Wenn er wirklich Gottes Sohn ist, wie er behauptet hat, dann werden wir zur Verantwortung gezogen. Es könnte nämlich sein, dass der Weltrichter uns am Ende der Zeit persönlich die gleiche Frage stellt. Und dann könnte es für uns zu spät sein, die Fahne nach dem Wind zu drehen.

Vielleicht ist es doch angesagt, sich an das Apostolische Glaubensbekenntnis zu halten.

Ich glaube an Gott … an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Laut Johannes dem Evangelisten hat Jesus Christus eine Vorgeschichte: Seine Existenz hat nicht damals in der Krippe von Bethlehem begonnen, sondern er war bereits am Anfang bei Gott (Evangelium nach Johannes, Kap. 1).

Seine Menschwerdung und sein Tod waren bereits angekündigt. In den prophetischen Büchern des Alten Testaments finden wir viele interessante Aussagen über ihn, zum Beispiel die des Propheten Jesaja (ca. 700 v. Chr.):

Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde…Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. (53, 4-5)

Die Zeugnisse über das Leben Jesu und seine Worte bestätigen lediglich das Gesamtbild der Heiligen Schrift. Jesus war der angekündigte Messias.

Jesus ist wirklich auferstanden. Seine Jüngerinnen und Jünger haben es bezeugt. Wenn diese Auferstehung erfunden gewesen wäre, woher hätten diese nach der Kreuzigung niedergeschlagenen Menschen den Mut gefunden, die Welt zu verändern und sogar für ihren Glauben zu sterben?