Ist COVID-19 eine Strafe Gottes?

Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd, und der darauf saß, dessen Name ist »der Tod«; und das Totenreich folgt ihm nach. Und ihnen wurde Vollmacht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten mit dem Schwert und mit Hunger und mit Pest und durch die wilden Tiere der Erde. Offenbarung 6, 8

Im Buch der Offenbarung lesen wir von Kriegen, Hungersnöten und Seuchen. Viele Christen neigen dazu, diese Prophetien auf die jetzige Zeit zu deuten, weil die Zeichen „für sie“ überwältigend sind. Ist nicht, was wir dort lesen und jetzt erleben, ein klarer Hinweis dafür, dass Jesus Christus bald wiederkommen wird? Ich glaube auch, dass die Wiederkunft Jesu nahe ist, aber dennoch müssen wir mit solchen biblischen Texten vorsichtig umgehen. Es gab viele Situationen in der Geschichte, wo Christen geglaubt haben, dass das Ende gekommen wäre und sich doch geirrt haben. Viel bedenklicher noch ist die Argumentation derer, die meinen, dass das gemeinsame Vorgehen der Regierungen gegen diese Pandemie ein klarer Hinweis auf das Aufkommen einer weltweiten antichristlichen Macht darstellt.

Ich möchte in diesem Beitrag versuchen, einige Fragen beantworten. Ich habe bisher lange gewartet, weil ich nicht wirklich wusste, wie diese ungewöhnliche Krise zu deuten ist.

Steht Gott hinter CORONA oder hat diese Krankheit einen natürlichen Ursprung?

Ich las noch vor kurzem in einem Beitrag der FAZ folgende Fragestellung:

Lasse sich der Glaube an einen „allgütigen und allmächtigen Gott“ angesichts des von Corona verursachten Leids in der Welt überhaupt noch „rational aufrechterhalten“? Denn wenn Gott allgütig ist, hätte er Corona doch mindestens verhindern müssen. Und wenn er das nicht konnte, ist er auch nicht allmächtig.

Das nennt man ein falsches Dilemma. Wenn Gott existiert, dann muss er unbedingt in mein Denkschema passen. Er soll mich glücklich machen. Der Autor nannte dabei einen Theologen, der als Antwort sagte: Gott hat Naturgesetze erschaffen und er kann diese Gesetze jetzt nicht außer Kraft setzen, um den Menschen ein Gefallen zu tun. Das ist der Preis unserer Freiheit.

Solche Überlegungen zeigen, wie wenig Menschen, die sich längst von der Bibel verabschiedet haben, verstehen, wer Gott wirklich ist und was er tut. Die Heilige Schrift verkündet:

Geschieht auch ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht gewirkt hat? Amos 3, 6

Selbstverständlich muss Gott die Kontrolle über alles haben, was in der Schöpfung geschieht, sonst wäre er nicht Gott. Er hat zwar Naturgesetze festgelegt, das heißt jedoch nicht, dass Er sich wie der Uhrmacher der Deisten zurückgezogen hat und in seine Schöpfung nicht mehr eingreifen will. Dass Gott Leid und Krankheit zulässt, heißt auch nicht, dass er nicht allgütig ist, denn Gott kann auch durch Dinge, die uns unbegreiflich sind, gute und vollkommene Ziele beabsichtigen. Haben wie die Lektion vom Buch Hiobs schon vergessen?

Die Bibel lehrt auch nicht, dass wir heute in einer intakten Schöpfung leben. Im Gegensatz! Sie betont, dass es seit dem Sündenfall kein Paradies mehr gibt und die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen liegt (Römer 8, 22), weil sie der Vergänglichkeit unterworfen ist.

Also ja! Dieser Virus hat einen „natürlichen“ Ursprung (oder doch nicht!) aber das heißt keineswegs, dass Gott außen vor ist und damit nichts zu tun hat.

Was will uns Gott durch diese Krankheit sagen?

Diese Pandemie ist kein Zufall in einem erratischen Universum und ich bin fest überzeugt, dass Gott doch zu uns dadurch reden will. Seine Botschaft ist aber nicht einerlei. Gott redet nicht auf die gleiche Weise zu allen.

Für manche kann diese Krankheit ein schlimmes Gericht sein und tödlich verlaufen. Gott setzt ihrem gottlosen Leben ein Ende. Gott ist nicht nur der „liebe Gott“, Er ist auch gerecht und heilig. Der Psalm 5 sagt:

Denn du bist nicht ein Gott, dem Gesetzlosigkeit gefällt; wer böse ist, darf nicht bei dir wohnen. Die Prahler bestehen nicht vor deinen Augen; du hasst alle Übeltäter. Psalmen 5, 5-6

Zu Menschen, die sich ihrer eigenen Kraft und Weisheit rühmen, will Gott vielleicht zeigen, wie töricht sie sind und wie zerbrechlich das Leben ist.

Zu den Ängstlichen zeigt Gott, dass sie ihn suchen und ihre ganze Hoffnung auf ihn setzen sollen, wenn sie bestehen wollen.

Manche kann Gott aus dem Tod retten, damit sie sich bei ihm bedanken und seinen Namen preisen.

Zu den Gläubigen redet Gott auch ganz besonders und erinnert sie daran, dass sie keine Angst in der Welt haben sollen. In seiner Endzeitrede auf dem Ölberg hat Jesus seine Jünger gewarnt, dass viele beunruhigende Dinge bis zu seiner Wiederkunft noch geschehen sollen. Er sagt zum Beispiel in Lukas 21, 9-11:

Wenn ihr aber von Kriegen und Unruhen hören werdet, so erschreckt nicht; denn dies muss zuvor geschehen; aber das Ende kommt nicht so bald. Dann sprach er zu ihnen: Ein Heidenvolk wird sich gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es wird hier und dort große Erdbeben geben, Hungersnöte und Seuchen; und Schrecknisse und große Zeichen vom Himmel werden sich einstellen.

Alle, die dem Herrn vertrauen werden am Ende ihre Seelen durch ihr standhaftes Ausharren gewinnen. Jesus mag in erster Linie zu dem damaligen Geschlecht reden, seine Worte haben dennoch ihre Gültigkeit nicht verloren, denn das Gericht über Jerusalem soll als Vorausbild für seine Wiederkunft dienen.

Ist die Auswirkung dieser Pandemie überbewertet?

Man hört heute viele Menschen, auch leider Christen dabei, die die Schwere dieser Kranheit herunterspielen wollen. Meine persönliche Meinung ist, dass solche Aussagen falsch und unverantwortlich sind. Sicherlich sind bisher relativ wenige Menschen an COVID-19 gestorben, wenn man diese Krankheit mit anderen großen Pandemien der Geschichte vergleicht (die schwarze Pest hat im Mittelalter ein Drittel der europäischen Bevölkerung vernichtet und die spanische Grippe bis zu 50 Millionen Opfer gefordert), aber diese eher „gute“ Nachricht ist auf die drastichen Maßnhamen zurückzuführen, die die Regierungen schnell ergriffen haben. Ohne solche Maßnahmen wären viel mehr Menschen an der Seuche schon gestorben.

Viele schimpfen gegen die Regierung und die oft unverständlichen Maßnahmen, die uns auferlegt sind, aber wir dürfen nicht vergessen, dass obwohl manchmal ein Gottloser herrscht, und das Volk seufzt (Sprüche 29, 2), die Obrigkeit, die Gott gewollt hat, auch ein Segen sein kann. Wenn in Römer 13 Paulus lehrt, dass die Obrigkeit Gottes Dienerin ist, zu unserem Besten, meint er nicht, dass diese Obrigkeit immer richtig handeln wird, sondern dass sie – unter Gottes Vorsehung – unser Leben vor dem Chaos und der Anarchie bewahren kann.

Wie soll sich die Gemeinde Jesu während dieser Krise verhalten?

Die letzten Krisen haben gezeigt, dass unsere Gesellschaft immer mehr bereit ist, auf die individuelle Freiheit zu verzichten, wenn man dadurch die körperliche Un­ver­sehrt­heit der großen Mehrheit bewahren kann. Ich denke auch an die Ausbreitung des Terrorismus nach dem 11. September 2001 und an die zunehmende Überwachung, die man deswegen in Kauf nehmen muss.

Das bedeutet für Christen, dass sie in Zeit von COVID-19 auf gewisse Vorrechte verzichten müssen. Sie können sich nicht mehr ohne gewisse Auflagen versammeln. Sie dürfen nicht in dem Gottesdienst laut singen. Die älteren Geschwister dürfen nicht mehr am Gottesdienst teilnehmen, obwohl sie zuhause kein Internet haben.

Einige haben diese Einschränkungen ohne Widerstand akzeptiert; andere sträuben sich mit allen Mitteln dagegen.

Ich denke, wir sollten dabei zwei Grenzen ins Auge fassen:

  • Für Christen ist Gottes Anbetung ein höheres Gut als die persönliche Gesundheit. Leider versäumen immer mehr Christen ihre Versammlungen – auch online – aus Gemütlichkeit und Mangel an Disziplin. Ich bin davon überzeugt, dass Gott durch diese Prüfung die Spreu vom Weizen trennt: „Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, wie wird das Ende derer sein, die sich weigern, dem Evangelium Gottes zu glauben?“ 1. Petrus 4, 17.
  • Das heißt jedoch nicht, dass das Wohlhaben der Menschen uns egal sein sollte. Es kommt auf das richtige Maß an. Die Gemeinde Jesu soll in der Öffentlichkeit zeigen, dass menschliches Leben doch wichtig ist. Mit Leben ist aber nicht nur das biologische Leben gemeint. Es gibt kein wahres und sinnvolles Leben, wenn Gott nicht unser Herr geworden ist. Unsere Priorität sollte deshalb nach wie vor die Verkündigung des Evangeliums sein und nicht die Verteidigungen von Privilegien, auf die wir – aus der Sicht der Welt – zumindest vorübergehend verzichten können.
    Nein wir begehen keine schlimme Sünde, wenn wir für eine kurze Zeit nur leise hinter unseren Masken singen! Die treue Gemeinde Jesu wird mit Sicherheit bestehen, weil sie beharrlich ist und Gott sie bewahrt.

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