Das Warum des Bösen und des Leidens in der Welt ist eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Atheisten haben vielleicht eine schnelle Antwort dazu, aber Menschen, die an Gott glauben, bleiben vor einem ungelösten Rätsel. Wenn es einen Gott gibt, der zugleich allmächtig und liebevoll ist, wie kann er so viel Böse auf Erden zulassen?
Spricht das Übel nicht gerade dafür, dass das Leben auf dieser Erde das Produkt einer blinden Evolution und einem unvorhersehbaren Schicksal ausgeliefert ist?
Wenn Gott doch existiert, wie kann er zusehen, dass so viele unschuldige Menschen durch Kriege, Krankheiten oder Hungersnöte sterben müssen? Die Antwort liegt auf der Hand: Entweder ist ein solcher Gott nicht allmächtig oder er hat keine Liebe.
Wenn wir uns mit dieser Frage befassen, dürfen wir zwei wichtige Aspekte nicht vergessen. Der eine ist logischer Art, der andere wahrscheinlichkeitstheoretisch:
- Können Gott und das Böse gleichzeitig existieren?
- Falls ja, wie wahrscheinlich ist die Existenz Gottes angesichts des Bösen?
Gemäß dem logischen Problem des Bösen kann ein liebender Gott das Böse nicht zulassen. Das Böse existiert. Deshalb kann Gott nicht existieren.
Dadurch dass wir viele Hinweise für ein gewisses Chaos im Universum haben, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiser Architekt existiert? Da oft böse Menschen ein langes und glückliches Leben haben und viele Unschuldige leiden und früh sterben müssen, wie ist so etwas mit Gottes Gerechtigkeit zu vereinbaren?
Diese beiden Aspekte wollen wir im Folgenden gleichzeitig behandeln.
Gott kann genügend Gründe haben, um das Böse zuzulassen.
Die Behauptung, dass das Böse nicht möglich ist, falls Gott existiert, kann nicht ausreichend belegt werden. Wer so etwas behauptet, geht davon aus, dass Gott keinen Grund hat, das Böse zuzulassen. Unser Wissen ist aber zu begrenzt, um auszuschließen, dass Gott, obwohl er einen perfekten Plan hat, doch das Böse als notwendigen Bestandteil vorgesehen hat. Warum hätte er nicht genügend Gründe dazu?
Ich möchte ein Beispiel geben, um zu zeigen, dass etwas, was uns zunächst als unglücklich erscheint, sich doch am Ende als vorteilhaft erweisen kann:
Ein armer Bauer nimmt einen Fremden für die Nacht in sein kleines Haus auf. Mitten in der Nacht steht der Besucher auf, zündet die Scheune des Bauers an und verschwindet. Am nächsten Morgen stellt der Bauer fest, dass er alles verloren hat und fragt sich, warum der Fremde so undankbar war. Zu diesem Zeitpunkt kann der Bauer nicht vorauszuschauen, was aus dieser Situation noch werden kann. Beim mühsamen Wiederaufbau der ausgebrannten Scheune entdeckt er aber einen Schatz und wird plötzlich reich. Hätte der Fremde die Scheune nicht angezündet, wäre diese glückliche Entdeckung nicht möglich gewesen.
Der Mensch hat rebelliert gegen Gott. Würde Gott das Übel beseitigen, müsste er auch den Menschen beseitigen.
Es ist mit Sicherheit nicht annehmbar, dass Gott eine Welt erschaffen hätte, in der das Böse von Anfang an existierte. Denn wenn das Böse von Anbeginn zu dieser Schöpfung gehörte, dann wäre Gott letztendlich dessen Verursacher. Wenn aber das Böse ein Unfall war, den Gott zwar in Kauf genommen hat, der aber nicht seinem endgültigen Ziel entspricht, dann ist das Böse trotz Gottes Existenz denkbar.
In der Bibel lehrt das erste Buch Mose, dass alles, was Gott erschaffen hat, am Anfang gut war. Das Böse ist in die Welt durch die Rebellion der ersten Menschen gegen ihren Schöpfer eingedrungen. Gott hat die Menschen frei erschaffen, und diese Freiheit setzt unbedingt voraus, dass der Mensch sich auch gegen seinen Schöpfer entscheiden konnte. Hätte er diese Wahl nicht gehabt, hätte Gott einen Roboter erschaffen, den er programmiert hätte, nur seinen Willen zu tun. Der Fall einer Rebellion gegen Gott ist leider eingetreten. Dass Gott es nicht verhindern wollte, lässt sich dadurch erklären, wie wir vermuten, dass Gott genügend Gründe hatte, diese Möglichkeit zuzulassen.
Das ist zwar eine ausreichende Erklärung für das Böse als moralisch Falsche, aber kann nicht auf den ersten Blick erklären, warum Gott dennoch Katastrophen, Missbildungen und Krankheiten in seiner Schöpfung zulässt. Viele Christen sind der Meinung, dass solche Zustände vor dem Sündenfall nicht vorhanden waren. Ich bin mir nicht so sicher. Denn was die Bibel als „sehr gut“ bezeichnet, schließt nicht die Existenz von Unregelmäßigkeiten in der Natur aus, oder den Tod von Tieren sowie andere Dinge, die wir als Übel empfinden. Was auf jeden Fall sehr gut war, war die Tatsache, dass der Mensch in Harmonie mit der Umwelt und seinem Schöpfer lebte. Seine Entscheidung, sich als „Gott“ zu sehen und gegen den Schöpfer zu sündigen, hat gewaltige Konsequenzen auf die Umwelt gehabt und dazu geführt, dass er nicht mehr im „Garten Eden“ leben durfte.
Wenn wir uns fragen, warum Gott nicht das Böse beseitigt, müssen wir uns auch die Frage stellen, was die Konsequenzen einer solchen Entscheidung wären. Im Matthäusevangelium erzählt Jesus folgendes Gleichnis:
Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, dass wir hingehen und es ausjäten? Er sprach: Nein! Damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune. Matthäus 13,24-30
In diesem Gleichnis stellt der Landbesitzer Gott dar, der Feind den Teufel, die Knechte die Engel und die Saat die Menschen. Die Frage der Engel ist berechtigt: Warum nicht sofort das Unkraut beseitigen? Die Antwort des Landbesitzers ist aber einleuchtend: wenn man das täte, es könnte passieren, dass die gute Frucht ebenso ausgerissen wird. In Gottes Plan ist es immer möglich, dass ein böser Mensch umkehrt und zum guten Mensch wird.
Warum maßen wir uns das Recht an, über andere zu urteilen, das Böse außerhalb zu sehen und merken nicht, dass wir auch ein Teil des Problems sind. Würde Gott jetzt eingreifen, müsste er uns richten. Paulus sagt in seinem Römerbrief:
Denkst du aber, o Mensch, der du die richtest, die solches (das Böse) tun, und tust auch dasselbe, dass du dem Urteil Gottes entrinnen wirst? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet? Römer 2,3-4
Der Sinn des Lebens ist nicht in erster Linie Glück zu erfahren, sondern Gott zu erkennen.
Viele von uns halten für sicher, dass Gott sich nichts anderes wünscht, als dass seine Geschöpfe auf Erden glücklich leben. Würde er so etwas nicht wünschen, wäre er kein liebender Gott, sondern ein willkürlicher Despot, der Gefallen am Leid seiner Geschöpfe hat.
Das ist aber nicht, was die Bibel, der Brief Gottes an uns, sagt. Sie sagt, dass der wahre Sinn des Lebens darin besteht, Gott zu erkennen und nicht in erster Linie gesund, ohne Schmerz und mit dem größtmöglichen Glück zu leben.
Gott zu erkennen hat einen unermesslichen Wert, denn Gott ist eine ewige Quelle des Lebens und nur er weiß, was wahre Glück bedeutet und welches Ziel unser Leben hat. Das Buch der Sprüche sagt, dass die Erkenntnis Gottes…
… ein Baum des Lebens (ist) allen, die sie ergreifen, und glücklich sind, die sie festhalten. Sprüche 3,18
Wenn Gott die Ewigkeit in das Herz der Menschen gelegt hat, wie Prediger 3,11 lehrt, wenn es ein Leben nach dem physischen Tod bei Gott gibt, wie die Bibel lehrt, dann müssen wir uns fragen, was Gottes Absicht mit uns ist.
Gott verkündet im Psalm 82:
»Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten; aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen.« Psalm 82,6-7
Zu der Erkenntnis Gottes gehört auch dazu, dass wir wissen, dass Gott das Problem des Bösen bereits gelöst hat. Das Böse ist noch nicht verschwunden, aber die Heilung ist sicher. Das Böse ist durch den Aufstand des Menschen gegen Gott entstanden. Dieser Aufstand hat eine unüberwindbare Kluft zwischen uns und Gott entstehen lassen. Jesus Christus hat als Sohn Gottes diese Kluft durch seinen Tod am Kreuz überwunden. Als wahrer Mensch hat er Gottes Zorn Gottes über die Sünde an seinem Leib erduldet und dabei die Menschen vertreten. Gott ist mit dieser Lösung zufrieden.
Wer seine Verlorenheit bekennt und an Jesus von Herzen glaubt, erfährt die Vergebung seiner Sünden. Er gehört nicht mehr zu dem Unkraut, den Gott bei der Ernte verbrennen wird, sondern zu dem Weizen, den Gott in seine Scheune sammeln wird.
Es gibt mehr Gründe an Gott zu glauben, als zu glauben, dass es ihn nicht gibt.
Zunächst beantwortet die Existenz Gottes eine der wichtigsten Fragen, die der Mensch sich stellt, seitdem er auf Erden lebt: Warum gibt es überhaupt etwas statt nichts? Warum bin ich da? Was hat mein Leben für einen Sinn?
Nur die Existenz eines ewigen und weisen Schöpfers kann sinnvoll erklären, warum unsere Welt so komplex ist. Nehmen wir an, das Universum sei zufällig entstanden; was erklärt, dass das Leben überhaupt anfangen und sich so entwickeln konnte?
Nur die Existenz Gottes kann auch erklären, warum wir objektive moralische Werte haben. Der Grund dafür ist, dass Gott uns als sein Ebenbild erschaffen hat und diese Werte in uns hineingelegt hat. Wenn der Mensch nur ein Produkt der Evolution wäre, wie ließen sich Gut und Böse definieren? Wenn alles nur relativ ist, wie können wir sicher sein, dass unser Gesellschaftsmodell das richtige ist?
Wie wir sehen, diese Argumente sind überwältigend im Vergleich zu den ungelösten Fragen.
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