Ist der Präterismus biblisch?

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Was die Lehre der Endzeit angeht, werden in den christlichen Kreisen zwei Auslegungstraditionen vertreten:

  • Eine überwältigende Mehrheit von Christen sind der Ansicht, dass die Wiederkunft des Herrn, das Endgericht und die Auferstehung der Toten Ereignisse sind, die noch in der Zukunft liegen. Sowohl Prämillenaristen als die meisten Amillenaristen und Postmillenaristen vertreten eine solche Lehre.
  • Dagegen sind „Präteristen“ der Meinung, dass diese Dinge ganz oder zum Teil in der Vergangenheit erfüllt wurden. Sie haben sich im Jahre 70 nach Christus erfüllt, als der Tempel von Jerusalem zerstört wurde.

Dabei ist es wichtig, einen Unterschied zwischen Vollpräteristen und Teilpräteristen zu machen. Teilpräteristen sind der Meinung, dass der sog. „Tag des Herrn“ und der Antichrist zu der Vergangenheit gehören; Jesus wäre auch im Jahr 70 (zumindest sinnbildlich) wiedergekommen. Teilpräteristen betrachten die leibliche Wiederkunft Jesu, die Auferstehung der Toten und das Endgreicht als noch nicht erfüllt. Aus diesem Grund ist ihre Position noch im Rahmen der Orthodoxie. Vollpräteristen sind dagegen der Meinung, dass wir sowohl keine Wiederkunft des Herrn als auch eine leibliche Auferstehung zu erwarten haben. Wenn Christen sterben, meinen sie, kommt ihre Seele in den Himmel und wird dort für immer bleiben. Der Kosmos wird auch kein baldiges Ende haben.

Wir wollen in dieser Studie zeigen, dass die Ansicht der Vollpräteristen zutiefst unbiblisch ist.

Die Behauptungen der Präteristen können den unkundigen Leser überraschen, sie beruhen jedoch nicht auf einer willkürlichen Exegese. Präteristen stützen sich auf Stellen der Schrift, insbesondere der Ölbergrede, die zunächst relativ plausibel erscheinen können. Ihre Hauptargumente sind Aussagen Jesu wie:

Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich.
Matthäus 16,28

Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.
Matthäus 24,34

Paulus sagt auch, wenn an die Geschichte des Volkes Israel in der Wüste denkt:

Es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist.
1Korinther 10,11

Die Folgen dieser Auslegung sind:

  • Die Wiederkunft Jesu hat im Jahre 70 stattgefunden. Sie blieb aber verborgen.
  • Das Endgericht betraf in erster Linie das jüdische Volk, weil es seinen Messias verworfen hat.
  • Die Auferstehung der Toten war keine leibliche, sondern eine geistliche Auferstehung. Die Seelen der gläubigen Verstorbenen sind direkt vom Totenreich in den Himmel gewandert.
  • Christen leben heute in einem neuen Zeitalter, im ewigen Reich Gottes.

Wichtige theologische Prämissen

Die Auferstehung in der Bibel

Wenn die Bibel von Auferstehung spricht, meint sie nicht immer die Auferstehung des Leibes, sondern manchmal auch eine geistliche Auferstehung. Ein gutes Beispiel dafür ist die Wiederbelebung der Totengebeine in Hesekiel 37. Dort ist nicht die Rede von einer leiblichen Auferstehung, übrigens auch nicht von der Wiederherstellung des „Staates“ Israel, wohl aber von einer geistlichen Erweckung des „Volkes“ Israel in der Endzeit. Paulus spricht über diese geistliche Auferstehung in Römer 11,15. Er sieht sie als die Erfüllung der Prophetie von Hesekiel.

In Epheser 2,5-6 zeigt Paulus, dass die leibliche Auferstehung Jesu die Voraussetzung für die geistliche Auferweckung der Christen ist: „auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr selig geworden -; und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus“. Ähnliche Stellen finden wir auch in Kolosser 2,13 oder 3,1.

Ein Kapitel, wo wir gleichzeitig mit zwei Typen von Auferstehung zu tun haben, ist Johannes 5. Im Vers 24 meint Jesus eine geistliche Auferstehung: wer an ihm glaubt „ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“. In den Versen 28-29 fasst er eine leibliche Auferstehung ins Auge: „es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“.

Wir finden bereits im Alten Testament Hinweise dafür, dass es eine leibliche Auferstehung der Toten geben wird. Hiob sagt z.B. in Hiob 19,25-27:

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.

Es befinden sich in dieser Stelle zu viele Andeutungen auf den Leib, dass wir denken können, Hiob habe nur eine geistliche Auferstehung im Sinne. Hiob hofft tatsächlich, Gott mit einem geheilten Leib und eigenen Augen zu sehen.

In Daniel 12, 1-2 finden wir ein ähnliches Bild:

Zu jener Zeit wird Michael, der große Engelfürst, der für dein Volk eintritt, sich aufmachen. Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen. Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.

Wenn Jesus nach Betanien kommt, um seinen Freund Lazarus zu erwecken (Johannes 11), sagt er zu Martha: Dein Bruder wir auferstehen (V.23). Martha antwortet: Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung am Jüngsten Tage (V.24). Beide, Jesus und Maria denken hier an eine leibliche Auferstehung.

Paulus befasst sich auch ausführlich mit dem Thema im 1. Korintherbrief. Im Kapitel 15 erwähnt er die letzte Auferstehung. Er beschreibt den Prozess einer Auferstehung des Leibes sehr deutlich. Präteristen sind der Meinung, dass Paulus dort nur eine geistliche Auferstehung beschreiben würde. Sie stützen sich auf den V.44: Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Dieses Argument ist aber zu kurz gegriffen, denn Paulus erläutert im V.49, was er damit meint: Wir werden einen Leib bekommen, der Christi Leib nach seiner Auferstehung ähnlich sein wird. War Jesus nach seiner Auferstehung nur ein Geist? Nein! Christus lehnt gerade einen solchen Gedanken ab, wenn er seinen Jüngern erscheint:

Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe.
Lukas 24,39

Philipper 3:20-21 zeigt auch deutlich, dass Paulus hoffte, bei der Wiederkunft des Herrn einen solchen verherrlichten Leib zu bekommen:

Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.

Offenbarung 20,4-6 stellt ein unlösbares Problem für Präteristen dar. Präteristen müssen gestehen, dass das tausendjähriges Jahr vor dem Jahr 70 stattgefunden hat, denn das Weltgericht, das in den Versen 11 bis 15 beschrieben wird, nach dieser Zeit kommt. In diesem Kapitel ist aber die Rede von zwei Auferstehungen: eine geistliche Auferstehung im V. 4 (d. h. am Anfang des tausendjährigen Reichs) und eine leibliche Auferstehung im V. 13 (am Ende dieses Reichs).

Neuer Bund und Zentralität von Golgatha

Für die Präteristen nimmt das Jahr 70 eine zentrale Bedeutung ein, denn alle Prophetien müssen sich bis dahin erfüllen. Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem markiert das Ende des alten Bundes. Diese Ansicht ist sehr fraglich. Wir glauben, im Gegensatz dazu, dass der echte Dreh- und Angelpunkt der Geschichte nicht die Zerstörung des Tempels ist, sondern die Auferstehung Jesu ist. Da wurde nach Johannes 2,19 ein neuer Tempel errichtet.

Präteristen verstehen z.B. die 70 Jahrwochen von Daniel wörtlich. Das heißt, dass jede Jahrwoche 7 Jahre dauert, auch die letzte. Wie können sich die Ereignisse, die Daniel im Kapitel 9 seines Buchs beschreibt (V. 24-27), innerhalb von 7 Jahren erfüllt haben? Zwar sind Präteristen der Meinung, dass Golgatha in dieser Prophetie erwähnt wird, aber für sie ist wird ewige Gerechtigkeit erst gebracht, wenn der alte Tempel zerstört ist. Wir sind dagegen der Ansicht, dass die Zerstörung des Tempels eine unbedeutende Rolle in dieser Prophetie hat. Das, was in Daniel 9 prophezeit wird, hat sich vorrangig am Kreuz erfüllt:

1. „dem Frevel wird ein Ende gemacht“: es wurde am Kreuz erfüllt (Matth. 21,33-45; Matth. 23,32.35.36.38; Luk. 11,47-51; 1 Thess. 2,14-16)

2. „die Sünde wird abgetan“: es wurde auch am Kreuz erfüllt (Joh. 1,29; Matth. 1,21; Apg. 10,43; Hebr. 9,12-14.26; 10,9-14)

3. „die Schuld wird gesühnt“: auch am Kreuz erfüllt (Röm. 5,8-11; 2. Kor. 5,17-21; Hebr. 2,17; Kol 1,12-21)

4. „ewige Gerechtigkeit wird gebracht“: ebenso am Kreuz erfüllt (Röm. 3,21-26; 4,13; 5,17.18; 9,30.31; 14,17 (Jes. 51,8) ; Hebr. 9,12; 2. Thess 2,16; 1. Kor. 1,30; 2. Kor. 9,9)

5. „Gesicht und Weissagung werden erfüllt“: auch am Kreuz erfüllt (Matth. 13,14.15 (siehe auch Jes. 6,9.10); 17,5; Joh. 1,1; 12,39-41; Apg. 7,37; 28,25-27; Röm. 1,1-2, 3,21; 16,25-26; Eph. 2,11-17; 3,3-6; Kol. 1,26; Hebr. 1,1-2; 1. Petr. 1,9-11; 2. Petr. 1,19-21)
– „Blindheit“(Jes. 8,16; 29,11; Dan. 8,26; 12,4; Matth. 13,3-23; 22,29; Luk. 24,44-47; Joh. 12,37-41; Apg. 3,17; 13,27; 28,23-29; Röm. 9,32-33; 11,7-10.,25; 1. Kor. 1,22-23; 2,6-8; 2. Kor. 3,14; 1. Petr 2,7-8; Offb. 10,4; 22,10)

6. „Allerheiligste wird gesalbt“: erfüllt sich auch am Golgotha. Die Rede ist nicht von einem sichtbaren Tempel (Matth. 3,15-17; Luk. 4,18; Joh. 1,32; Apg. 2,32.33.38.39; 4,26.27; 7,48-49; 10,37.38.44.45; Hebr. 9,22-24)

Wie wir hier sehen, ist die Zerstörung des Tempels nicht das entscheidende Moment der Prophetie, sondern Golgatha und die Auferstehung Jesu sind es.

Altes und Neue Zeitalter

Dadurch dass für sie Jesus schon wiedergekommen ist, sind Präteristen der Ansicht, dass wir uns bereits im zukünftigen Zeitalter befinden. Schauen wir deshalb, was Jesus im Bezug auf dieses kommende Zeitalter lehrt.

Als seine Jünger ihn fragen, das Gleichnis des Unkrauts zu deuten, antwortet Jesus in Matthäus 13 mit folgenden Worten:

37 … Der Menschensohn ist’s, der den guten Samen sät. 38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. 39 Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt gehen. 41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!

Jesus vergleicht die Welt (griech: kosmos) mit einem Acker. Wenn er aber von dem Ende dieser Welt spricht, verwendet er ein anderes Wort: das Wort aiṓn. Die Bedeutung dieses Wort ist Zeitalter (Äon). Genauso im Vers 40: so wird es auch am Ende der Welt gehen. In anderen Worten: es geht hier nicht um das Ende der materiellen Welt (des kosmos also), sondern um das Ende des Zeitalters, in dem sich die Zuhörer Jesu noch befinden.

Das Problem mit dieser Interpretation des Wortes aiṓn ist, dass man andere wichtige Aussagen der Schrift außer Acht lässt. Beachten wir zunächst, dass Jesus nur von zwei Zeitaltern spricht. Es gibt diese Zeit und die Zeit, die kommen wird. Wann beginnt aber diese Zeit? Beginnt sie sofort nach dem Jahr 70, oder erst bei der Auferstehung der Toten, am Ende der Geschichte? Schauen wir diesbezüglich, was Jesus in Markus 10 lehrt:

Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit (kairos) Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der zukünftigen Welt (aiṓn) das ewige Leben.
Markus 10,29-30

Jesus meint, dass wir leibliche Verwandte in dieser Zeit um des Evangeliums willen verlieren können, aber dennoch Brüder und Schwestern im Glauben (ein Bild für die Gemeinde) als Ersatz bekommen werden. In der zukünftigen Welt werden wir noch dazu das ewige Leben empfangen. Die Exegese der Präteristen hört sich hier und in der Parallelstelle von Lukas 18,30 sehr gezwungen an, denn was Jesus hier sagt, ist, dass die geistliche Gemeinschaft prinzipiell dieser Zeit nützt, nicht der zukünftigen. Wenn diese Zeit im Jahr 70 aufhört, was sollen wir von der Art der Gemeinschaft denken, die wir heute in der Gemeinde haben.

Dies gilt auch für andere Arten von Gemeinschaft, die der zukünftigen Zeit gehören. Als er z.B. von der Sadduzäern nach der Auferstehung gefragt wird, in Lukas 20, antwortet Jesus:

34 … Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten; 35 welche aber gewürdigt werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder heiraten noch sich heiraten lassen. 36 Denn sie können hinfort auch nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, weil sie Kinder der Auferstehung sind.

Die Sadduzäer hielten eine leibliche Auferstehung für nicht möglich, weil sie ihren menschlichen Vorstellungen widersprach. Jesus macht deutlich, dass in der zukünftigen Welt, unsere jetzige Denkweise unangebracht sein wird, denn wir werden den Engeln gleich sein. Paulus argumentiert übrigens nach dem gleichen Prinzip in 1Korinther 15, 35-49.

Präteristen sind inkonsequent, denn sie heiraten immer noch. Die meisten von ihnen gehorchen dem Missionsbefehl auch.

Wenn Jesus sagt: Handelt, bis ich wiederkomme! (Lukas 19,13) oder wenn er in Matth. 28 den Missionsbefehl erteilt und hinzufügt: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, dann macht er damit deutlich, dass Evangelisation im zukünftigen Alter überflüssig sein wird.

Der Tag des Herrn

Für die Präteristen ist der eschatologische Tag des Herrn ein Ereignis, das das Ende des Alten Bundes bezeichnet. Dieser Tag wird mit markanten Bildern beschrieben:

Denn siehe, des HERRN Tag kommt grausam, zornig, grimmig, die Erde zu verwüsten und die Sünder von ihr zu vertilgen. Denn die Sterne am Himmel und sein Orion scheinen nicht hell, die Sonne geht finster auf, und der Mond gibt keinen Schein. Jesaja 13,9-10

Zu der Zeit wird der HERR das Heer der Höhe heimsuchen in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde, dass sie gesammelt werden als Gefangene im Gefängnis und verschlossen werden im Kerker und nach langer Zeit heimgesucht werden. Und der Mond wird schamrot werden und die Sonne sich schämen, wenn der HERR Zebaoth König sein wird auf dem Berg Zion und zu Jerusalem und vor seinen Ältesten in Herrlichkeit. Jesaja 24,21-23

Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, … Und ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Und es soll geschehen: Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, und bei den Entronnenen, die der HERR berufen wird. Joel 3,1-5

Jesus benutzt die gleichen Symbolen, wenn er von seiner Wiederkunft spricht:

Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Matthäus 24,29

Wir vetreten nicht die Meinung, dass der Tag des Herrn sich ausschließlich auf das Ende des Alten Bundes bezieht. Der Begriff kommt dafür viel zu oft im Neuen Testament vor. Wenn die Apostel vom Tag des Herrn sprechen, meinen sie gleichzeitig den Tag Christi. Vielleicht sind unsere dispensationalistischen Freunde damit nicht einverstanden, aber der Tag Christi ist im NT gleichzeitig der Tag seine Wiederkunft zum universellen Gericht.

In Römer 2,16 erwähnt Paulus den Tag, an dem Gott die geheimen Gedanken der Menschen richten wird. Es wird geschehen…

an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Christus Jesus richten wird, wie es mein Evangelium bezeugt

Dieser Tag wird in 2 Petrus 3 als ein Ereignis von universellem Ausmaß beschrieben. Es soll eine chemische Veränderung der Elemente stattfinden:

Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden. Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt, an dem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden. Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.

Auslegung von der Ölbergrede Jesu

Bei der Betrachtung der Ölbergrede Jesu in Matthäus 24, Lukas 21 und Markus 13 wollen wir folgende Fragen beantworten:

  • Welche Vorstellung hatten die Jünger, als sie Jesus über die Endzeit fragten?
  • Was bezweckte Jesus bei seiner Antwort? Stimmte er ihnen zu oder wollte er ihre Ansichten richtig stellen?
  • Was meint Jesus in Matthäus 24,34 mit „dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht“?

Die Vorstellung der Jünger

Für die Jünger war der Tempel eine dauerhafte Realität, da er Gottes Gegenwart symbolisierte. Es war für sie unvorstellbar, dass ein solches Gebäude zerstört werden konnte. Deshalb konnte der Tempel nur ein Ende haben, wenn Jesus wiederkommen und sein messianisches Reich beginnen würde. Beide Ereignisse sind in ihren Gedanken unzertrennlich:

Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt? Mt 24,3

Jesu Antwort

In seiner Rede (Matthäus 24) beantwortet Jesus die drei Fragen der Jünger in folgender Reihenfolge:

  • Was wird das Zeichen für dein Kommen sein (V. 4-14)
  • Wann wird das Ende des Tempels sein? (V. 15-20)
  • Wann wird das Ende der Welt sein (V. 21-31)

Bevor Jesus auf die Frage der Jünger bezüglich des Tempels eingeht, will er ihnen zuerst erklären, dass seine Wiederkunft nicht notwendigerweise mit der Zerstörung des Tempels verknüpft ist. Diese Wiederkunft kann sich verzögern, denn die Evangelisation der Welt (nicht nur der damals bekannten Welt!) wird nicht in wenigen Jahren möglich sein. Wenn Jesus im V.6 sagt: Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da,  dann meint er, dass viele Kriege, auch außerhalb von Judäa, stattfinden werden, bevor das Ende kommt. Er sagt im Vers 8: das ist nur der Anfang der Wehen. Andere Zeichen werden Naturkatastrophen sein, sowie eine weltweite Verfolgung von Christen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Jesus nur Dinge meint, die innerhalb von 40 Jahren geschehen sollen.

Ab V.15 spricht Christus eindeutig von der Zerstörung Jerusalems. Es gibt wirklich keinen Grund zu denken, dass eine solche Prophetie sich nicht damals erfüllt hätte. Die Details, die Jesus gibt, passen ganz genau zu diesen Ereignissen. Er spricht von den Bergen Judäa, von den Dächern Jerusalems und von einemGericht, das auf das damalige Geschlecht kommen soll.

Ab V.21 beantwortet Jesus die dritte Frage der Jünger: Wann wird das Ende sein? Wir sind der Überzeugung, dass die große Bedrängnis, von der Jesus in Vers 21 spricht, mit dem Fall Jerusalem im Jahre 70 nicht erschöpft wurde. Die Zerstörung Jerusalems dient als „Schattenbild“ für eine Zeit, die noch in der Zukunft liegt. Auch ein „Gräuelbild der Verwüstung“ wird in der Zukunft in dem geistlichen Tempel stehen. Davon berichtet 2.Thessalonicher 2,4, eine Stelle, die wir noch später betrachten wollen. Die Parusie des Herrn, ab Vers 29 angekündigt, wird ein Ereignis mit weltweitem Ausmaß sein: alle Geschlechter der Erde werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen mit großer Kraft und Herrlichkeit. Dies passt nicht zu dem eher lokalen Gericht vom Jahr 70 AD.

Probleme in dem Text von Matthäus 24

Eine erste Schwierigkeit bei dieser „futuristischen“ Darstellung ist, dass viele Ereignisse, die Jesus ankündigt, sich tatsächlich damals (zwischen dem Jahr 30 und dem Jahr 70) erfüllt haben: es gab falsche Propheten, Verfolgungen, Kriege, Erdbeben… Ein zweites Problem finden wir im V. 29, wenn Jesus sagt: Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern… Falls bis zu diesem Vers die Zerstörung Jerusalems gemeint ist, dann sollte die Wiederkunft des Herrn unmittelbar danach erfolgen. Wie sollen wir auch den Satz verstehen: Dieses Geschlecht wird nicht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht?

Teilpräteristen, versuchen solche Schwierigkeiten zu vermeiden, indem sie argumentieren, dass erst ab V.35 Christus nicht mehr das Gericht über Jerusalem ins Auge fasst, sondern seine Wiederkunft am Ende der Zeiten. Ihr Hauptargument ist, dass Jesus betont: von der Stunde weiß niemand (V.35). Wir sehen jedoch nicht in dem Text, was einen solchen Einschnitt in der Rede Jesu rechtfertigen könnte.

Wie lassen sich diese Problem lösen?

Viele Ausleger (darunter Johannes Calvin oder Herman Ridderbos) sind der Ansicht, dass Jesus die Ereignisse vor seiner Wiederkunft als ein Kontinuum sieht. In anderen Worten weist seine Rede auf Geschehnisse vor und während der Zerstörung des Tempels hin, aber auch auf die weitere Geschichte, bis zur Parusie. Wenn Jesus im V. 34 sagt: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht, meint er zwar, dass der Anfang der Erfüllung sich auf die damalige Generation bezieht, aber es ist nicht gesagt, dass es innerhalb ihrer Lebenszeit enden wird. Der Nebensatz „ἕως ἂν πάντα ταῦτα γένηται“ (bis dies alles geschieht) wäre ein ingressiver Aorist, den man auch so wiedergeben könnte: bis dies alles beginnt, in Erfüllung zu gehen. Mit dem Ausdruck „Dies Alles“ meinte dann Christus eine ununterbrochene Periode, von dem damaligen Gericht bis zur finalen Parusie. Es werden immer wieder die Zeichen vorkommen, die Jesus in den V. 4 bis 14 ankündigt.

Was Jesus vor allem deutlich machen möchte, ist, dass die Ereignisse kurz vor seiner Parusie Ähnlichkeiten mit denen vom ersten Jahrhundert haben werden. Alles, was im Jahr 70 stattgefunden hat, wird sich wiederholen und sich sogar zuspitzen. Der Fall Jerusalems im Jahr 70 war deshalb ein „Urbild“ von der Zeit vor der Wiederkunft des Herrn am Ende der Zeit. Die Jünger müssen auch verstehen, dass der Tempel nicht mehr das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes sein wird, denn ab Pfingsten wird der Heilige Geist in den Herzen wohnen. In der Zukunft wird der Feind vor allem den geistlichen Tempel, d.h. die Gemeinde selbst, angreifen. Daniel meinte in seiner Prophetie (Daniel 9,27), wenn er von einem „Gräuerbild der Verwüstung“ spricht, nicht nur die Schändung des Tempels durch Antiochus Epiphanes, sondern auch durch Titus und die römischen Armeen im Jahr 70 nach Christus… und die Schändung der sichtbaren Kirche durch den Antichrist in der Endzeit kurz vor der Parusie.

Dieses Geschlecht…

Das griechische Wort, das die Lutherbibel mit Geschlecht übersetzt, ist das Wort genea. Präteristen meinen, dass dieses Wort sich auf die zur Zeit Jesu noch lebende Generation bezieht. Viele Futuristen vertreten dagegen die Ansicht, dass es eine zukünftige Generation betrifft oder auch dass das ganze jüdische Volk gemeint ist, wenn Jesus von Geschlecht spricht.

Der Kontext macht klar, dass Jesus seine Zeitgenossen meinte. In Lukas 23,28-30 sagt er zu den Frauen Jerusalems:

Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anfangen zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns!

Auch in Matthäus 23,34-36 macht Jesus seine Zeitgenosse für den Tod der Propheten verantwortlich:

Darum: siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und von ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern, damit über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Secharja, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar. Wahrlich, ich sage euch: Das alles wird über dieses Geschlecht kommen.

Jesus sagt in Matthäus 12:

Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. Die Königin vom Süden wird auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; Matthäus 12,41-42

Beachten wir, dass der Begriff Geschlecht eventuell eine andere Konnotation haben kann: Jesus macht die Schriftgelehrten und Pharisäer seiner Zeit für den Mord an Secharja, der 700 Jahre vorher stattgefunden hat. Er ist wie wenn er sagen würde: Ihr habt ihn auch mit-getötet. Mit Geschlecht ist hier das böse Geschlecht gemeint, das sich Gott im Laufe der Geschichte ständig widersetzt hat und widersetzen wird.

Die Zeit ist nah und der Herr kommt bald.

Es gibt aber eine weitere Schwierigkeit, die wir nicht ignorieren sollten. Sie betrifft den Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu. Wenn es um seine Wiederkunft geht, gibt Jesus keine genaue Zeitangabe, aber kündigt trotzdem ein Ereignis an, das nahe steht.

Er sagt in Matthäus 24,36:

Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.

In der Offenbarung lesen wir 4mal folgende Worte Jesu: Ich komme bald. Wir finden sie im Kap. 2, V.16, im Kap. 3, V.11, im Kap. 22, V.7, V.12 und V.20.

Welche Relevanz haben diese Worte, wenn die Wiederkunft jesu nicht bald geschehen soll und sich noch mehrere tausend Jahre hinziehen soll?

Interessanterweise finden wir zahlreiche Stellen in der Bibel, wo ein bevorstehendes Gericht angekündigt wird, jedoch nicht sofort ausgeübt wird. Betrachten wir z.B. das erste Kapitel vom Buch des Propheten Zefanja

Ich will meine Hand ausstrecken gegen Juda und gegen alle, die in Jerusalem wohnen (V.4)

Wann erfüllt sich diese Prophetie? Wenige Jahre später, mit der Zerstörung von Jerusalem durch die Babylonier, könnte man sagen! Ja, aber sie wird auch eine spätere Erfüllung haben, im Jahre 70 nach Christus.

Petrus behandelt das Thema in seinem 2. Brief, im Kapitel 3. Der Brief wurde wahrscheinlich kurz vor seinem Tod im Jahre 65-66 verfasst. Petrus erwähnt, dass Leute noch kommen werden, welche die Wiederkunft des Herrn in Frage stellen, weil sie sich verzögert:

Ihr sollt vor allem wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.

Interessant ist aber die Antwort des Petrus:

Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass „ein“ Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde.

Petrus hat nicht vergessen, was Jesus gesagt hat, aber ihm wurde geoffenbart, dass die Zeitrechnung bei Gott anders ist als bei den Menschen.

Die Thessalonicherbriefe

Die Fragen, die wir in diesem Kapitel behandeln wollen, sind folgende:

  • Was meint Paulus, wenn er sagt, dass die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen werden?
  • Was meint er, wenn er sagt, dass diejenigen, die leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen? Meinte Paulus, wenn er an die Wiederkunft Jesu dachte, etwas, was er noch erleben würde?
  • Was meint er in seinem zweiten Brief mit dem Widersacher,  der sich in den Tempel Gottes setzt?

Die Bibel sagt deutlich, dass Christen, die entschlafen sind, sofort beim Herrn sind (siehe Lk. 23:43; Phil. 1:21-23; 2 Kor. 5, 6-8; Off. 6:9-11; 20:4). Wenn, wie die Präteristen meinen, die Auferstehung, die Paulus ins Auge fasst, nur eine Versetzung der Seelen vom Hades ins Paradies ist, würde dies die Tatsache widerlegen, dass die Verstorbenen bereits vor dem Jahr 70 AD sofort ins Paradies gekommen sind. Wir sind deshalb der Meinung, dass Paulus in 1 Thessalonicher 4 und 5 wirklich an eine leibliche Auferstehung denkt.

Paulus hoffte, bei der letzten Auferstehung noch am Leben zu sein. Was er in 1.Thess 4,17 sagt (Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden…), heißt jedoch nicht, dass er notwendigerweise mit dieser Möglichkeit rechnete. Er gebraucht nur einen Ausdruck, den man leicht verstehen kann. Paulus zählt sich zu den Lebenden, im Augenblick wo er den Brief schreibt, im Gegensatz zu denen, die bereist verstorben sind.

Wenn Paulus in seinen Briefen an die Gemeinden von dem Tempel spricht, meint er fast immer einen geistlichen Tempel, d.h. den Leib Christi (1.Kor 3,16; 1.Kor 6,19; 2.Kor 6,16; Eph 2,21). Nirgendwo hat er im Bezug auf die Gemeinde den materiellen Tempel im Sinne. Es ist deshalb höchst unwahrscheinlich, dass er in 2 Thessalonicher 2 an einen „Menschen der Bosheit“ denkt, der sich tatsächlich in den Tempel von Jerusalem setzt. Dies würde unsere Hypothese bestätigen, dass der Antichrist nicht nur eine Figur der Vergangenheit ist.

Wann hat Johannes die Offenbarung geschrieben?

Präteristen sind der Auffassung, dass das Buch der Offenbarung Ereignisse schildert, die rund um das Jahr 70 stattgefunden haben. Gegen die gängige Meinung, dass die Offenbarung erst relativ spät entstanden ist (gegen das Ende des Jahrhunderts), sind Präteristen der Auffassung, dass Johannes die Offenbarung vor dem Jahr 70 geschrieben hat.

Sie liefern eine genaue Interpretation der Ereignisse, die in diesem Buch geschildert sind und stützen sich auf die Aussage von Johannes am Anfang des Buches:

Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll;

Wir können leider nicht eine vollständige Exegese dieses Buch machen, aber wir werden zeigen, was gegen den Gedanken spricht, dass das Buch früh entstanden ist.

Historische Indizien

Dass Irenäus von Lyon die Meinung vertritt, dass das Buch unter Domitian geschrieben wurden, halten wir für einen interessanten Hinweis, aber nicht für absolut entscheidend. Irenäus hat an anderen Stellen ungenaue Zeitangaben gemacht.

Interessant ist aber, was Johannes im Kapitel 1, Vers 9 sagt:

Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus.

Johannes sagt hier zwei Dinge, die unsere Aufmerksamkeit wecken sollten:

  1. Scheinbar sind Christen aus Kleinasien bereits der Verfolgung ausgesetzt.
  2. Johannes erwähnt, dass er auf die Insel Patmos verbannt wurde.

Es ist uns nicht bekannt, dass eine weltweite Verfolgung der Christen unter Kaiser Nero bereits angefangen hatte. Eine solche Verfolgung gehörte aber unter Domitian zur Tagesordnung.

Die Angabe, dass viele Gemeinde wie Ephesus ihre erste Liebe verloren hatten, spricht auch für eine Zeit nach dem Jahre 70.

Offenbarung 2,16 erwähnt einen Märtyrer der Stadt Pergamon namens Antipas, der während  einer Verfolgung der Vergangenheit getötet wurde. Dies spricht wiederum gegen eine frühe Datierung der Offenbarung.

Die beiden Zeugen vom Kapitel 11

In Offenbarung 11 lesen wir, dass Johannes den Tempel Gottes und dessen Altar messen soll. Für die Präteristen ist es deshalb  der Beweis, dass der Tempel noch existierte, als Johannes die Offenabrung geschrieben hat.

In einem Buch, wo wir so viele Symbole finden, ist es höchst unwahrscheinlich, dass Johannes hier den Tempel von Jerusalem meint. Es spricht eher dafür, dass das Heiligtum unangreifbar ist, weil es sich im Himmel befindet, während der äußere Vorhof und die heilige Stadt ein Bild für die Gemeinde sind, welche der Verfolgung ausgesetzt sein wird.

Die beiden Tiere und die Hure Babylon

Die Präteristen sehen in Nero das Tier, das aus dem Meer steigt. Das zweite Tier stellt die falsche jüdische Religion dar, welche die treuen Nachfolger Christi verfolgt. Die Hure Babylon wäre ein Bild für die irdische Jerusalem, wo der Herr gekreuzigt wurde (Offenbarung 11,8).

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Johannes an Jerusalem denkt, wenn er in Offenbarung 17,9 sagt: Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt… Es ist unmissverständlich hier ein Bild für die Stadt Rom. Die Stadt, wo der Herr gekreuzigt wurde, ist auch nicht Jerusalem, sondern ein Bild für die weltliche Macht, die angefangen mit Babylon, und mit Rom als Fortsetzung, das Volk Gottes ständig verfolgt.

Präteristen sehen in den sieben Königen von Off. 17,10 die sieben ersten römischen Kaiser. Eine solche Identifikation ist problematisch, denn es ist nicht klar, ob man mit Julius Cäsar oder mit Augustus anfangen soll. Nero könnte deshalb der fünfte aber auch der sechste in der Liste sein. Nach ihm und vor Titus herrschten mindestens vier weiteren Kaiser. Es macht mehr Sinn die Zahl „sieben“ als symbolisch zu sehen. Das Tier vom Kap 13, das gestorben ist und wieder heil wurde, könnte Domitian sein, dessen Herrschaft schlimmer war als die von Nero. Das achte Tier vom Kap. 17, der noch nicht da ist, aber auch einer der sieben ist, könnte in der Endzeit die Wiedergeburt des Domitians sein, der wahre Antichrist also. Diese Interpretation macht aus unserer Sicht mehr Sinn als die buchstäbliche Interpretation der Präteristen.

Schlusswort

Diese kurze Studie hat gezeigt, dass obwohl die Präteristen einige starke Argumente vertreten, ihre Position große Schwäche aufweist. Es ist ein Fehler, wie viele Futuristen zu behaupten, dass die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 A.D. mit der Prophetie nichts zu tun hätte. Wäre aber die Ansicht der Präteristen bezüglich der Parusie des Herrn und der letzten Auferstehung korrekt, warum ist sie nicht von der Kirche der ersten Jahrhunderte vertreten worden? Wir finden bei den Kirchenvätern zahlreiche Zeugnisse, die belegen, dass sie immer noch an eine zukünftige Wiederkunft des Herrn und an eine leibliche Auferstehung geglaubt haben.

Die Lehre des Präterismus ist m.E. genauso gefährlich für die Gemeinde Jesu wie die liberale Theologie, welche leugnet, dass Jesus leiblich auferstanden ist. Die Hoffnung der Kirche ist, dass Christus, wenn er wiederkommt, den leiblichen Tod für immer besiegen wird.

10 Kommentare

  1. Gute Zusammenfassung! Hier einige schnelle Einwände zugunsten der Präteristen.
    „Geschlecht“ ist eine ungewöhnliche Übersetzung, die Hauptbedeutung des Wortes ist „Generation“. Jesus sprach zu der Generation, die er für die Verworfenste in der jüdischen Geschichte hielt, da sie den Messias wissentlich ablehnte. So verdeutlichte er dem Hohepriester, dass dieser noch das Kommen des Menschensohnes erleben werde (= diese Generation).
    Noch merkwürdiger ist die Übersetzung von „aeon“ mit Welt oder Weltzeit in der Endzeitrede. Es heißt allgemein Zeitalter, Epoche. Die jüdische Religion unterscheidet in ihrer Prophetie 2 große Epochen. die vormessianische Zeit und die Zeit nach der Ankunft des Messias. So z.B. auch Johannes der Täufer, der Gesetz und Propheten nur bis Jesus gelten lässt oder vgl. die Verklärung Jesu in der die neue Heilszeit verkündigt wird.
    Zum Tempel: Dem Tempel kommt eine viel größere Bedeutung zu als allgemein dargestellt. Das zeigt nicht nur die Tempelreinigung, sondern auch die Polemik Jesu gegen den Tempel. So prophezeit er z.B. der Samariterin, dass Gott bald in Wahrheit angebetet wird und nicht mehr im Tempel usw. Im Judentum ist der Tempel das Schöpfungssymbol von Himmel und Erde, das Allerheiligste und der „Eckstein“ der Punkt von dem aus Himmel und Erde geschaffen und zusammengehalten werden (Jerusalem ist der Mittelpunkt des Kosmos). Beim Tod Jesu wurden Himmel und Erde erschüttert, der Vorhang im Tempel riss durch das Eingreifen Gottes und Auferstandene Tote wurden in Jerusalem gesehen – eine Vorausdeutung auf das Ende des Alten Bundes, das Ende der jüdischen Welt.
    Zeitgenosse Josephus beschreibt die Zerstörung Jerusalems als Strafgericht Gottes und als wundersames Ereignis, ein messianischer Stern stand 1 Jahr lang am Himmel, eine Armee im Himmel näherte sich Jerusalem, Wunder geschahen im Tempel, Mütter aßen vor Hunger sogar ihre Kinder (vgl. Jesu Prophezeiung), in der Gehenna (= brennede Müllhalde Jerusalems, Höllental) stapelten sich zigtausende Leichen, die angezündet wurden usw.
    Zweifelhafte Übersetzungen, z.B. „alle Geschlechter der Erde werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen“ – „Erde“ bedeutet eigentlich „Land“, „Boden“, bedeutet oft Land Israel. Vgl. z.b. auch „Evangelium wird der Welt verkündet werden“: Welt = oikumene = Mittelmeerraum.
    Am Ende des Johannes-Evangeliums verspricht Jesus dem Lieblingsjünger, dass er seine Wiederkunft noch erleben werde, welchen Sinn macht es dann von einer fernen Zukunft zu prophezeien??
    Paulus: „Nirgendwo hat er im Bezug auf die Gemeinde den materiellen Tempel im Sinne.“ Das stimmt so nicht. Der ganze Hebräer-Brief des Paulus beruht darauf, dass im Jerusalemer Tempel immer noch der falsche Hohepriester sitzt, der dem wahren Hohepriester Jesus noch nicht Platz gemacht hat. Aber Paulus ist sich sicher, bald wird das alte Pristertum vergehen. Das Ende des Levitischen war dann im Jahr70 (zuvor ließ der Römische Kaiser noch seine Statue im Tempel aufstellen).
    Babylon: Das zentrale Symbol für Israel, Jerusalem in Bezug auf Jesus und Gott ist die „Untreue“, die Hurerei. Babylon ist das Symbol für die Tempelprostitution, die Geschäftemacherei im Tempel und die Untreue im Glauben. Jerusalem und Babylon sind in diesem Sinne eins. Die Hure als Ehefrau wird gesteinigt (Jerusalem wurde 70 durch die riesigen Höllensteine der Katapulte sturmreif zerstört). Die Kirche ist die neue Braut.
    Nero = 666 in der jüdischen Gematrie; jede Münze trug sein Bild, die Marke des Biests.

    • Ich frage mich ehrlich, ob dein Beitrag hilfreich ist oder ob du nur dein Teilwissen zur Schau tragen willst. Du sagst z.B. Paulus wäre der Autor des Hebräerbriefes. Woher weißt du das? Ich wiederhole meine Aussage: Paulus spricht zwar von dem jüdischen Kult (z.B. in 1Kor 10,18) aber nur die Gemeinde Jesu sieht er als den wahren geistlichen Tempel. Auch der unbekannte Autor des Hebräerbriefes betont, dass der Jerusalemer Tempel keine Bedeutung mehr spielt. Er sagt: Christus aber ist gekommen als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Stiftshütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die nicht von dieser Schöpfung ist. (9,11)

      • @chritzozentrisch: Dein Wissen über Präterismus ist nur Halbwissen, deine biblischen Kenntnisse noch nicht einmal…allerhöchstens Viertel- , eher Achtel Wissen. Warum sagt Jesus, dass die Kinder der Auferstehung NICHT HEIRATEN? Bei einer HEIRAT geht es nicht in erster Linie um die eigene Lustbefriedigung, wie du vielleicht meinst, sondern darum sich mittels Beischlaf zu VERMEHREN. Es geht darum, dem heiligen Volk Israels Nachkommen zu schaffen…. Jesus bezieht sich mit seiner Aussage auf die Erfüllung von Jesaja 56, wo erklärt wird, dass der Verschnittene (Eunuch), im Messianischen Zeitalter, ein Sohn Gottes, Teilhaber an Israel, werden kann. Erfüllung übrigens in Apostelgesch. 8 ! Er kann jetzt nämlich Kinder zeugen…geistliche Nachkommen. Jesus bringt also zum Ausdruck, dass die Kinder der Auferstehung sich nicht fleischlich sondern geistlich vermehren, die Frage der Pharisäer, welchem ihrer vielen Männer die Frau in der Auferstehung denn gehören würde, falsch gedacht ist, eben auf völlig falschen Vorstellungen über die Auferstehung beruht, auf fleischlichen, übrigens ganz genau wie deine falschen Auslegungen, von denen ich jetzt nur mal einen Punkt bloßgestellt und aufgedeckt habe. Ok, mal noch einen zweiten, deine falsche Behauptung: „Der Tempel spiele zur Apostelzeit keine Bedeutung mehr. “ Nicht im Neuen Bund, aber du übersiehst, dass der Alte Bund zu dem Zeitpunkt noch nicht vergangen war. Daher war er schon noch von zentraler Bedeutung als Symbol und Zentrum des Bundes mit dem fleischlichen Israel. Hebräer 8,13
        „Indem er sagt: »einen neuen Bund«, erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende NAHE.“ Der Alte Bund war seinem Ende NAHE ! „Nahe“ bedeutet nicht, es sei schon geschehen, sondern das Ende des Alten Bundes, und damit der Bedeutung des Tempels, stand bevor, in 70 AD. Du zitierst Hebr. 9,11, verstehst aber weder Sinn noch Zusammenhang. „Christus aber ist gekommen als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter „…die Güter waren noch ZUKÜNFTIG ! Wie lange waren sie noch zukünftig? Vers 8: “ wodurch der Heilige Geist dieses anzeigt, daß der Weg zum Heiligtum noch nicht geoffenbart ist, solange die vordere Hütte noch Bestand hat“. Die vordere Hütte, nämlich der Vorhof zum Allerheiligsten (gemeint ist der Tempel) wurde schließlich zertreten, 3,5 Jahre = 42 Monate lang (Offenbarung 11:2) in der „Zeit der Heiden“, eine Zeit zwei Zeiten und eine halbe Zeit, Daniel 12:7
        „Und wenn die Kraft des heiligen Volkes zerschlagen ist, wird sich das alles vollenden.“
        Lukas 21:24
        „und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe und gefangen geführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.“ ..66-70 AD.

      • Typische Reaktion eines Präteristen: eine gewisse Arroganz, eine ungesunde Hermeneutik, Mischung von Buchstäblichkeit und willkürliche Allegorisierung. Der gottesfürchtige Leser wird aber merken, wo der Haken ist!
        Ich möchte gerne wissen, was nach 70 AD anders ist als davor? War die Evangelisation der Welt durch die Apostel (vor 70) noch keine geistliche Vermehrung? Warum ist Vermehrung nach der Parusie noch notwendig?
        Im Bezug auf Hebr 8,13: Wann wurde gesagt, dass der alte Bund dem Ende nahe ist? Es wurde zur Zeit des Propheten Jeremia gesagt! Als der Autor des Hebräerbriefes schrieb, war der alte Bund bereits abgeschafft. In den Augen Gottes wurde der alte Bund wurde abgeschafft, als sein Sohn sagte: Es ist vollbracht! und nicht in 70 AD als der Tempel zerstört wurde.
        Das gleiche für Hebr 9,8. Der Autor spricht von der Zeit, als Jesus noch nicht sein Werk vollbracht hatte. Es geht nicht um die Zerstörung des materiellen Tempels, sondern wie Vers 11 sagt, um den Zeitpunkt „Als aber der Christus kam“. Gemeint ist sein Opfer am Kreuz. Ich wage zu sagen, dass die Zerstörung des Tempels KEINE geistliche Bedeutung hat.

  2. Hab vielleicht falsch gepostet!? Also nochmal: Missverständnis:
    Du hast Recht, der Tempel in Jerusalem spielt für Paulus im Glauben keine Rolle. Er denkt an das himmlische, geistige Jerusalem. Das Problem für die ersten Christen aber war, dass ja der Tempel und die Priesterschaft in Jerusalem noch intakt waren. Nur eine Art Opfer zur Vergebung der Sünden konnte richtig sein: Die Opfertiere im Tempel oder das einmalige Opfer Chrisiti am Kreuz. Mit Recht konnten die Juden darauf verweisen, dass Gott im Tempel jedes Jahr die Opfertiere des Hohepriesters weiterhin akzeptierte. Aber Paulus war sich sicher (Hebr): Der wahre Hohepriester war Jesus nach der Ordnung Melchisedeks, des alten Priesterkönigs der Abraham Brot und Wein brachte und ihn als Freund Gottes segnete. (Der erste Priester, der keine Opfertiere verwendete, sondern Brot und Wein). Der Alte Bund des Moses mit seinen Gesetzen und den Opfertieren im Tempel ist überholt, veraltet: „Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende nahe.“ (Hebr. 8) Und so wartete man auf ein baldiges Zeichen, Gericht Gottes.
    Im Jahr 70 wurden, glaube ich, auch alle Priesterlisten im Tempel zerstört. Jedenfalls konnte das jüdische Hohe-Priestertum nicht mehr weitergeführt werden. So gesehen war das Jahr 70 sehr wichtig: Der Tag an dem der Tempel fiel ist, glaub ich, heute noch in Israel Volkstrauertag.

  3. Hallo, bin mal wieder kurz vorbeigekommen!
    Hier noch schnell einige Punkte, die man für Präteristen nennen könnte. Vielleicht ist was Interessantes dabei, um die eigenen Studien weiterzuführen?!

    * Warum ist die Offenbarung verschlüsselt? Dies macht nur Sinn, wenn sich der Verfasser sich und seine Gemeinde (seine Generation) schützen wollte. Er muss folglich etwas angesprochen haben, das bald geschieht. Eine Prophezeiung über einen Weltunterganng 3000 Jahre später, störte damals niemand.

    * Auferstehung Jesu: Bekanntlich sah Maria v, Magdala Jesus als ersten. Jesus konnte (wie eine Geisterscheinung) nicht umarmt werden (Noli me tangere). Er war noch nicht beim Vater. Maria glaubte trotzdem an seine Auferstehung. Später dann konnte ihn aber Thomas berühren, umarmen! War er zwischendurch beim Vater? Nahm er nicht die fleischliche Form nur an, um die Ungläubigen zu überzeugen?!

    * Jerusalem liegt wie Rom an 7 Hügeln (vgl. Liste der Städte auf 7 Hügeln Wikipedia)

    * Warum gibt es keine frühen Zeugnisse für eine Präteristische Deutung des Falls von Jerusalem?
    Sie sind selten und waren offiziell sicher nicht geduldet, lassen sich aber z.B. bei Kirchenvater Eusebius finden. Er stellte fest, dass Jesus in seiner Endzeit-Rede, den Fall Jerusalems 70 prohezeite, ja er zitiert sogar das Hauptargument der Präteristen, dass in Lk 21,22, steht, dass mit dem Fall Jerusalems die Schrift erfüllt ist: „On this account He said, „Let those who are in its borders not enter into it, since these are the days of vengeance, that all may be fulfilled which has been written.“ (Eusebius, Theophania).
    Bekannt ist auch Brief des Heiden Mara Bar Serapion (70-160). Hier beschreibt er die Zerstörung Jerusalems u. Israels als Strafe für die ungerechtfertigte Hinrichtung ihres weisen Königs, der ihnen ein „neues Gesetz“ gegeben habe und dessen Lehren wie die des weisen Platon weit in die Zukunft reichen würden. (= Jesus)

    • Rob,
      * die Offenbarung ist nicht verschlüsselt (höchstens für die Ungläubigen versiegelt). Sie verwendet eine bildhafte Sprache, die wir vor allem im Alten Testament finden (siehe Sacharja zum Beispiel). Diese Sprache soll von den gläubigen Lesern aller Zeiten verstanden werden. Warum sollte sich übrigens der Schreiber und seine Leser schützen? Sie waren bereits verfolgt und stolz darüber.
      * Deine Auffassung bezüglich Christi Leib nach seiner Auferstehung ist m.E. abstrus.
      * Mag sein, dass Jerusalem auf 7 Hügeln liegt. Ich bin trotzdem überzeugt, dass das irdischen Jerusalem nicht mit Babylon verglichen werden kann. Betrachte die erstaunliche Prophetie von Sacharja 12. Wann soll sich diese Prophetie erfüllen? Die Präteristen können darüber nur fantasieren.
      * Der Fall Jerusalem wurde von manchen (nicht nur von Eusebius) als eine Teil-Erfüllung der Prophetie gesehen. Von daher ist der Teil-Präterismus orthodox. Da ist aber nicht das Problem. Das Problem ist, dass Vollpräteristen keine weitere Erfüllung der Ölbergrede Jesu zulassen.

  4. Zu deiner Aussage: „Ich wage zu sagen, dass die Zerstörung des Tempels KEINE geistliche Bedeutung hat.“
    Der Tempel ist das jüdische Symbol der Heirat von Himmel und Erde. In seinem Heiligsten befanden sich traditionell die Bundestafeln, die 10 Gebote als Symbol des Gesetzes. Bewacht wurden sie von 2 Engeln. Wenn Jesus z.B. in Joh 2 als „sein Zeichen“ sagt, „Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten“, dann meint er, dass der Glaube an das mosaische Gesetz durch den Glauben an das Kreuz und das leere Grab ersetzt wird. In Joh 20 z.B. wird nun das leere Grab von 2 Engeln bewacht…
    So gesehen ist das Ende des Tempels, sein Abbruch, nötig, um den neuen Glauben vollends zu errichten. Die Bildsprache ist: Die Glaubenden sind nun nicht mehr mit dem Gesetz Gottes verheiratet, sondern direkt mit der Gnade Gottes, die in Jesus erschienen ist, z.B: „Also seid auch ihr, meine Brüder, dem Gesetz getötet durch den Leib Christi, sodass ihr einem andern angehört, nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, damit wir Gott Frucht bringen.“ (Röm 7)
    Jesus stiftete seinen Bund am jüdischen Pessach, dem Fest des Bundes des alten Israel mit Gott, um das Volk aus der Sklaverei zu führen und vor dem Tod zu bewahren. Dieser erste Heirats-Bund ist nur der irdische Schatten des von Jesus gestifteten. Jesus befreite endgültig vom Tod und er befreite laut NT auch aus der Sklaverei: dem mosaischen Gesetz, das die Glaubenden als „Sklaven“/“Diener“ anredete und die buchstäbliche Erfüllung der Gebote forderte. Jesus legte beim Abendmahl als sein Testament fest: „Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.“
    Deshalb sagt Paulus z.B. allegorisch: Das eine Testament stammt vom Berg Sinai und bringt Sklaven zur Welt; das ist Hagar – denn Hagar ist Bezeichnung für den Berg Sinai in Arabien – und ihr entspricht das gegenwärtige Jerusalem, das mit seinen Kindern in der Knechtschaft lebt. Das himmlische Jerusalem aber ist frei, und dieses Jerusalem ist unsere Mutter.“ (Gal 4) Das Symbol des irdischen Jerusalem war der Tempel mit dem Gesetz im Allerheiligsten und einem irdischen Hohepriester, der über das irdische Gesetz wacht. Das himmlische geistige Jerusalem, welches die Erfüllung des irdischen ist, ist der Geist der göttlichen Gnade und Liebe, die sich im Leben und Tod Jesus zeigte (vgl. Abendmahl Gebot der Liebe + Symbolik Fußwaschung).
    So gesehen ist es von großer spiritueller Bedeutung, dass der Tempel unterging. Dies wird auch durch das Wort Gottes bei der Transfiguration deutlich. Hier wollte Petrus weiter „Gesetz und Prophten“ (Mose/Elija) in einer irdischen Weihestätte verehren – Gott selbst verhinderte das! Er wollte den alten Bund nicht mehr…

    • Was du sagst ist im Wesentlichen richtig, allerdings glaube ich nicht, dass der Tempel von Jerusalem seine geistliche Bedeutung im Jahre 70 verloren hat, sondern als Jesus ausgerufen hat: Es ist vollbracht!
      Als der Vorhang zerriss, wurde der Tempeldienst „aus der Sicht Gottes“ nichtig. Die Zerstörung des Tempels hat nur diese Tatsache bekräftigt.

  5. Gem. 1. Kor. 15 wurde ein geistiger Leib auferweckt. Jesus erschien Maria und den Jüngern in einem menschlichen Körper, jedoch war er jetzt Geist. Er wurde von allen erstmal nicht erkannt! Warum? 1. Weil sie nicht an seine Auferstehung glaubten. Sie erkannten ihn erst durch Zeichen (Malzeichen Thomas, Brechen des Brotes Emmausjünger, Auswerfen der Netze am See Tiberias). Jetzt wohnt Christus durch den Glauben in uns, die wir glauben. Wir sind sein Körper, wir sind sein Leib.
    Jeder Geist, der nicht bezeugt, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, ist vom Antichrist.

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