Ich knüpfe an den Artikel von Apologet.de an ( Was heißt hier reformatorisch? ) und möchte zeigen, dass es in den Gedanken von Reformatoren wie Luther, Zwingli und Calvin nicht um die Frage ging: Wie können wir, jetzt dass wir das Prinzip der Sola Scriptura wieder entdeckt haben, die konfessionellen Grenzen abschaffen? Für sie ging es primär um konkrete Frage wie: Wo ist wahre Kirche, wo ist Einheit möglich und mit wem kann ich Gemeinschaft am Tisch des Herrn haben? Denn zur Zeit der Reformation gab es zahlreiche radikale Sekten, die ebenso den Anspruch erhebten, die Kirche zu reformieren.
Diese Frage ist äußerst aktuell, gerade weil wir in einer Zeit leben, wo insbesondere in der ev. Welt nach Einheit gestrebt wird (im Rahmen der Evangelischen Allianz zum Beispiel), und weil unsere Bekenntnisse zwangsläufig ein wenig in den Hintergrund rücken.
Um diese Frage zu lösen, war – dies gilt für alle Reformatoren – das Glaubensbekenntnis von höchster Bedeutung. Es bildete keine Autorität neben der Heiligen Schrift, sondern war ein konsensuales Hilfsmittel, um festzulegen, was biblisch ist. Sola Scriptura bedeutete niemals, dass man die Schrift willkürlich auslegen durfte! In manchen reformierten Kirchen ist es am Sonntag üblich, einen zweiten Gottesdienst nachmittags zu feiern, wo der Katechismus ausgelegt wird. Dass manche antikonfessionellen reformierte Christen (wie Martyn Lloyd-Jones zum Beispiel) diese Praxis verurteilen, ändert nichts an der Tatsache, dass es eine reformierte Tradition war und bleibt. In den Gedanken der Reformatoren war jede Abweichung von den Bekenntnissen ein Indiz für unbiblische Lehre und ebenso dafür, dass man eventuell mit einer „falschen“ Kirche zu tun hatte. Weiterlesen „Wo ist wahre Kirche?“